Frustrationstoleranz
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Frustrationstoleranz
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Als Frustrationstoleranz bezeichnet man das Ausmaß der Fähigkeit, mit
Misserfolg, Verzweiflung oder eben "Frust" zurecht zu kommen. Bei der
Astrofotografie mit einfachen Mitteln - also besonders unter Verzicht auf
eine computergesteuerte Nachführung von Teleskop und Kamera - wird der
Frustmuskel schon ganz anständig trainiert. Dieses Bild soll davon zeugen.
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Venus
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Spätestens beim zweiten Blick sollte man schon aufgrund der Farben bemerkt
haben, dass hier keine unscharfe Mondsichel fotografiert wurde. In der Tat
handelt es sich um den Planeten Venus, die Schwester der Erde, die zur Zeit
als Abendstern am Himmel strahlt, sobald die Sonne untergegangen ist.
Erstaunlich: Obwohl die Venus in der Dämmerung unübersehbar hell zu sehen
ist, kommt ihr strahlendes Licht doch nur von einer schmalen Sichel. Diese
Sichel ist hier zu sehen. Wir sehen die Venus fast "von hinten", also von
der Seite, die gegenwärtig gerade kein Sonnenlicht empfängt. Der Effekt ist
der gleiche, wie wir ihn von unserem Erdenmond her kennen, das Ereignis
findet lediglich in rund 40.000.000 km von der Erde statt - beim Mond wären
es nur etwa 360.000 km
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Albedo
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Dass die Venus so irrsinnig hell strahlt, obwohl sie uns kaum Fläche zeigt,
liegt an ihrer Albedo. Die Albedo ist das Rückstrahlvermögen (oder die
Reflektionsfähigkeit) eines Körpers. Dunkle Körper oder Flächen "schlucken"
das Licht und weiße Flächen reflektieren es. Jeder kennt das gleißend helle
Licht, das Sonne auf frischem Schnee produziert. Mit der Venus ist es ganz
ähnlich, denn sie ist von einer (visuell) undurchdringlich dicken Wolken-
schicht umhüllt, die das kräftige Sonnenlicht ebenso kräftig reflektiert.
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Glückstreffer
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Das große Bild im Zentrum meiner Collage ist ein echter Glückstreffer, weil
ich die Venus in einem Sekundenbruchteil mit fast ruhiger Luft erwischt
habe: Neben den Tücken des manuellen, freihändigen und unnachgeführten
Fotografierens leiden Astrofotografen vor allem unter der fehlenden Luftruhe,
wenn es gilt, den Mond, die Sonne oder die Planeten zu fotografieren.
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Chance 1:50
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Fast fünfzig Fotos musste ich machen, bevor ich meine bisher beste Venus
im Kasten hatte. Die kleinen Bilder ringsum zeigen einige der fast 50
Einzelaufnahmen, die bis zum Erfolg nötig waren. Es sind teils abenteuerliche
Verzerrungen zu sehen, obwohl jedes Bild optimal scharf gestellt war.
Alle angehenden Mond- und sonstige Astrofotografen dürfen sich damit trösten,
dass Vieles an der atmosphärischen Verhältnissen liegt. Sie sollten nicht vor-
schnell die Flinte ins Korn werfen, weil die ersten Ergebnisse unscharf sind.
Was hilft, ist "Frustrationstoleranz" ... und weiter machen!
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Kosmetik
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Beim mittleren Bild habe ich lediglich den Rot- und den Blaukanal in der
Position korrigiert, damit die Farbsäume, die man auf den kleinen Bildern
sieht, nicht mehr sichtbar sind. Muss man bei Planetenfotos meistens machen.
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Bilderlink
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Meine vormals beste Venus--------------------------------------------------
Canon G2 :: ISO 50 :: Blende 2.5 :: Zeit 1/320 :: Brennweite 21 mm
Dobson-Teleskop :: 250 mm Spiegel :: 360-fache Vergrößerung (Pentax XW 3.5 mm)
Karla Riedmiller 05/02/2008 8:31
Danke für die tröstlichen Worte... und die sehr informativen Zeilen.. fange eben an, mich für dieses Thema zu begeistern... und schaue z.Zt. jeden Morgen nach Venus, Jupiter und der Mondsichel ;-))daß dies die Venus ist... nie hätt ich das erkannt.
und danke für die "Frusttoleranz" !!! ;-)))
vG karla
Frank Stefani 17/05/2004 13:01
@Felix: Danke! Du musst aber auch die vielen Fehlversuche mitzählen ... fast fünfzig in diesem Fall! Der Knackpunkt ware aber, dass das Seeing ausnahmsweise brauchbar war. Hier wird auch deutlich, warum man mit Webcams und Videokameras bessere Erfolgsquoten hat: Die Wahrscheinlichkeit bei 10-20 Bildern pro Sekunde scharfe Momente zu erwischen ist bedeutend größer.LG Frank
Felix Kern 17/05/2004 12:38
Hallo Frank,sehr schöne Anordnung und Kompliment zur Venus (immer wieder erstaunlich, dass Deine "Frei-Hand"-Aufnahmen z.T. weniger wackeln, als meine Montierung...) :o/
Gruß
Felix
Kerstin Langenberger 17/05/2004 10:46
Hihi, so sehen meine Monde immer aus, wenn ich mich denn mal nachts auslasse... Meine Frustrationstoleranz ist nicht so groß, deswegen ziehe ich Polarlichter vor, da braucht man wenigstens keine Nachführung... ;-)Wahnsinn, wie du diesen winzigen hellen Stern ablichten konntest, ich bin begeistert! Auch ich staune immer wieder über die Helligkeit des Abendsterns, aber bewusst als Sichel habe ich ihn noch nie gesehen!
Ich wünsch dir alles Gute, melde mich vorherst in Sommerurlaub ab. Im Herbst bin ich dann wieder aktiver, auch im Emailschreiben, versprochen!
;-)
LG - Kerstin
Lamont Cranston 15/05/2004 19:43
Ja, diese "zerwuselten" Venuesse sehe ich auch so im Okular. Da nutzt selbst das beste Teleskop nichts wenndie Luft nicht mitspielt :-(
Gruss
Lamont
Frank Stefani 13/05/2004 8:20
@Markus: Die 10D ist wohl hervorragend geeignet für die Astrofotografie - allerdings vor allem für die nachgeführten Sachen. Sie ist groß und schwer und braucht eine solide Verbindung zum Teleskop. Auf La Palma (Februar 2004) hatte ich erste nachgeführte Aufnahmen an einem C8 gemacht. Leider war die Nachführung unsauber und so konnte ich kein einziges Bild ohne Nachführfehler erreichen. Einige dieser Bilder habe ich trotzdem in die FC gestellt ... durch die starke Verkleinerung fällt es nicht so auf:Im Weitfeld auf einer Selbstbaunachführung von Ralf Fackiner gab es dagegen gute Ergebnisse ... aber eben keine großformatigen Galaxien. Es liegt also alles an der Montierung und Nachführung des Teleskopes. Wenn das passt (üblicherweise bei Sternwarten), dann ist das schon mehr als die halbe Miete :-)
Viele Grüße aus den Alpen, Frank
Markus Haufe 12/05/2004 23:10
Hey Frank - ne schöne Lehrstunde, selbst für mich.War schon lang net mehr mit meiner Caroline (Dobson) draußen. Wie macht sich die 10D in der Astrofotografie?
LG markus
Frank Stefani 12/05/2004 17:22
@Rudi: Oben links in der Ecke beginnend, habe ich lediglich 16 Bilder im Uhrzeigersinn der Reihe nach chronologisch angeordnet, so wie ich sie fotografiert habe. Diese Reihe soll veranschaulichen, dass die Qualität einzelner Bilder innerhalb kürzester Zeit teilweise erheblich schwank - der Aufnahmezeitpunkt ist also eine ganz wichtige Größe!Wenn du genau hinschaust erkennst du, dass praktisch jedes der kleinen Bilder irgenwo eine Doppelspitze (der Sichel) hat, teilweise sogar mehrere Phantombilder. Daran kannst du erkennen, dass das zentrale Bild nicht aus dieser 16-er Serie stammt. Es wurde später aufgenommen.
Von den fast 50 Bildern war nur dieses Zentralbild und ein weiteres ruhig und scharf genug, dass man es unbearbeitet verwenden könnte.
@Alle: Vielen Dank für die Kommentare und Rückmeldungen - da mache ich sowas auch in Zukunft immer gerne :-)
Viele Grüße aus den Alpen, Frank
Rudolf Kasper 12/05/2004 17:07
Kann bei einigen der kleinen Bilder keinen grossen Unterschied zum grossen feststellen, aber da spricht wohl der Laie.lg Rudi
Eve B. 12/05/2004 16:07
Hallo Frankwieder richtig klasse
also ich als laie hab erst gedacht es sei der mond ;-)
mal gut das du immer eine erklärung dazu schreibst....
liebe grüße in die alpen
eve
Christian Fürst 12/05/2004 14:39
eine tolle Lehrstunde war das, frank. richtig spannendcf
Cornelia Schorr 12/05/2004 14:23
Gott sei Dank gibt es Menschen wie dich in der fc, die ihre Begeisterung für ihr Hobby mit Laien auf diese Weise teilen!!!LG conny
Stefan Rohloff 12/05/2004 12:46
Gratuliere! :-)Das ist sehr interessant zu lesen und ich schätze deine Mühe sehr, die du dir hier mit deinen Texten und deiner Aufbereitung der Bilder und auch den Textversionen deiner Bilder machst! Das ist FC in seiner schönsten Form :-)
Mit der Kanalkorrektur komme ich nochmal auf dich zurück ...
Liebe Grüße, Stefan