Gefangen im Stasi-Knast Berlin-Hohenschönhausen (2)
Ein typischer "Verwahrraum", wie es offiziell hieß, in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen.
Auf der Pritsche durfte nur während der Nachtruhe zwischen 22 und 4 Uhr gelegen werden, dazwischen war stehen angesagt, und zwar so, dass der Scherge einen durchs Tür-Guckloch beobachten konnte. Das Fenster besteht aus Glasbausteinen mit dahinter angebrachten Gittern und ließ weder Blicke nach draußen zu, noch konnte es zur Belüftung der Zelle geöffnet werden.
Wohlgemerkt folgten in der Nacht dann die Vernehmungen, für die an der Hochschule der Stasi in Potsdam speziell "operative Psychologie" gelehrt wurde - "Folter" wäre jetzt ein passenderes Wort, das mir spontan einfallen würde, vor allem nach den Schilderungen der Zeitzeugen in der Gedenkstätte.
Zwischen väterlichen Streicheleinheiten über übelsten Schlafentzug bis hin zu Schlägen, wüsten Beschimpfungen etc. war alles möglich.
Nach einem Geständnis folgten Zuchthausstrafen im zweistelligen Bereich unter schlimmsten Bedingungen, in den früheren Jahren der DDR auch Deportationen in Arbeitslager in der Sowjetunion oder sogar Hinrichtungen.
Auch Todesfälle in der Untersuchungshaft in Berlin kamen wohl regelmäßig vor.
Übel, das neuerdings Ewiggestrige öffentlich behaupten, dass das "alles nicht so schlimm" gewesen sei, es sich ja schließlich um "Straftäter" gehandelt hätte, ohne dafür belangt zu werden.
Ein Besuch ist sehr empfehlenswert: http://www.stiftung-hsh.de
Siehe auch hier:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/23138/display/6498086
stefan.ansorge 24/08/2006 4:04
Beklemende Orte, gut dokumentiert!Armin Leitner (2) 24/08/2006 3:43
Eindurcksvoll, ausdrucksstark. LG - ArminTobias Nackerlbatzl 24/08/2006 3:04
Die Glasbausteine fand ich einfach nur krass. Das "Korn" (bei deiner Plastikknipse heißt das ja ganz profan "Rauschen") passt hier ziemlich gut, finde ich!LG,
der Nackerlbatzl.