Gegen das Vergessen !!!
Gegen das Vergessen !!!
Ein kleiner Auszug aus den Septembermonaten des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau:
September 1940:
Inbetriebnahme des Einäscherungsofens im Stammlager Auschwitz (das genaue Datum ist nicht bekannt)
September 1941:
03.09. Die Lagerleitung beschloss den Versuch mit Zyklon B im Block 11 zu wiederholen. Zur Erklärung; Lagerkommandant Höß, der im August 1941 an einer Konferenz des Judenreferates in Berlin teilnahm, war nicht zugegen, als SS Schutzhaftlagerführer Karl Fritzsch in Eigeninitiative russische Kriegsgefangene mit dem Gas Zyklon B tötet. Dieses mal, also unter Aufsicht von Rudolf Höß, wurden ca. 600 russische Kriegsgefangene ermordet.
September 1942:
06.09. SS Obersturmführer Dr. Eduard Wirths wurde nach Auschwitz abkommandiert um die Funktion des Standortarztes zu übernehmen.
16.09. Die Fischzuchtbetriebe rund um Birkenau beschwerten sich das die Fische eingingen. Sachverständige sahen die Ursache dieser Erscheinung in der Vergiftung des Grundwassers durch Leichengift. Bedingt durch die Sommersonne, die auf den Boden brannte, verwesten die vergrabenen Leichen nicht, sondern faulten vor sich hin. SS Untersturmführer Hössler bekam den Auftrag die Leichen auszugraben und verbrennen zu lassen. Der Kommandant Höß, SS Untersturmführer Hössler und SS Untersturmführer Dejaco begaben sich aus diesem Grund nach Kulmhof (Chelmno) um sich vom dortigen SS Standartenführer Blobel eine dort betriebene Vorrichtung zur Einäscherung von Leichen zeigen zu lassen. In den Memoiren, die Rudolf Höß während seiner Gefangenschaft verfasste, sprach er von ca. 107.000 ausgegrabenen Leichen. Die Aktion begann am 21.09. und wurde am 30.11. abgeschlossen. Am 03.12. wurden die 300 dafür eingesetzten jüdischen Häftlinge im Krematorium I das Stammlagers Auschwitz vergast um Zeugen zu beseitigen.
18.09. Himmler vereinbarte mit dem Neuernannten Reichsjustizminister Otto Thierack folgendes: Auslieferung asozialer Elemente aus dem Strafvollzug an den Reichsführer SS zur Vernichtung durch Arbeit. Dies betraf alle Sicherungsverwahrten, Juden, Z…, Russen und Ukrainer, sowie Polen mit über drei Jahren Haftstrafe, sowie Tschechen und Deutsche mit über acht Jahren Haftstrafe. Im Klartext sollten diese genannten Gruppen nicht mehr vor ein Gericht gestellt werden, sondern in einem Konzentrationslager durch Arbeit vernichtet werden.
26.09.
Der Chef der Amtsgruppe A im Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) (SS Brigadeführer August Frank) ordnete gegenüber den Kommandanten der Konzentrationslager Lublin (Majdanek) und Auschwitz, hinsichtlich der Verwertung des Besitzes der getöteten jüdischen Bevölkerung an, dass alle Barbeträge in deutschen Reichsbanknoten bei der Reichsbank in Berlin-Schöneberg einzuzahlen sei. Alle Devisen, Edelmetalle und Schmuckstücke an das WVHA abzuliefern sei. Uhren, jeder Art, Wecker sowie Füllfederhalter durch das WVHA instand zu setzen, zu reinigen und anschließend der Fronttruppe zuzuführen sei. Kleidung, Wäsche und Stoffe, sowie persönliche Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände sollten an die Volksdeutsche Mittelstelle gegen Bezahlung abgegeben werden.
September 1943:
09.09. Die am Vortag aus Theresienstadt überstellten 5.006 Juden wurden in dem neueröffneten Lagerabschnitt BIIb in Birkenau untergebracht und bekam die Bezeichnung: Familienlager-Theresienstadt. Die in diesem Lager untergebrachten Häftlinge wurden besser behandelt, man erlaubte ihnen ihre persönlichen Gegenstände zu behalten, ihre Haare wurden ihnen nicht abgeschnitten, des Weiteren durften sie alle 14 Tage an ihre Familien schreiben bzw. Pakete von denen bekommen. Für die Kinder wurde sogar ein kleiner Garten angelegt und sie erhielten anfangs auch bessere Verpflegung. All das geschah aus Propagandamotiven, damit die an die Öffentlichkeit der freien Welt dringenden Nachrichten von der Judenvernichtung im KZ Auschwitz entgegen gewirkt werden konnte. Trotz besserer Behandlung geht aus den Archiven der Gedenkstätte Auschwitz hervor, dass von diesem Transport bis zum März 1944 ca. 1.140 Häftlinge starben. Vom 08. auf den 09.03.1944 wurden 3.791 Häftlinge ins Gas geschickt, nur Ärzte und Zwillinge, für die sich insbesondere SS Lagerarzt Mengele interessierte, entgingen der Gaskammer.
16.09. Die Politische Abteilung entdeckte die Vereinigung der Militärischen Kampfgruppen, die im Stammlager sowie in Birkenau und im Nebenlager Buna konspirativ tätig waren. 74 Verhaftungen wurden durchgeführt, die Häftlinge wurden in den Bunker des Blocks 11 im Stammlager gesperrt. Die Mehrzahl hiervon wurde am 11.10.1943 erschossen.
25.09. Das SS Wachpersonal wurde von Höß aufgefordert, die Häftlinge zu informieren, dass sie am 28.09.1943 keinerlei Lebensmittelabfälle verzehren dürften, da auf dem gesamten Lagergelände Rattengift ausgelegt werden würde. Dieser Befehl zeigte, dass Höß die Lage der Häftlinge sehr wohl kannte, die sie dazu Zwang Abfallreste aus Hundezwingern, Schweineställen und Müllkästen zusammenzusuchen.
September 1944:
04.09. Die Widerstandsorganisation im Lager sendete Fotoaufnahmen aus Birkenau an das Krakauer Hilfskomitee, (PWOK) auf denen Leichenverbrennungen unter freiem Himmel, sowie das Waldstück, in dem sich die Menschen angeblich zum Baden ausziehen mussten, zu sehen waren.
05.09. Mit einem Transport des Reichssicherheitshauptamts aus Holland kamen Anne Frank, ihre Mutter Edith, ihr Vater Otto und ihre Schwester Margot im Lager Birkenau an. Anne Frank starb am 31.03.1945 im KZ Bergen-Belsen, ihr Vater(Nr. B-9.174) wurde am 27.01.1945 in Auschwitz befreit, ihre Mutter starb im Januar 1945 in Auschwitz und ihre Schwester starb ebenfalls in Bergen-Belsen. Das Todesdatum von ihrer Mutter sowie ihrer Schwester ist nicht bekannt, ihre Schwester starb aber vor Anne Frank.
06.09. Mit der Bitte diese Information nach London weiter zu leiten, benachrichtigte die Widerstandsbewegung des Lagers Teresa Lasocka, vom Krakauer Hilfskomitee. Höß, der zuletzt die Vernichtung der ungarischen Juden leitete, hätte von Himmler eine neue Aufgabe erhalten: die vollständige Liquidierung der Gaskammern und Krematorien in Birkenau. Höß hatte sich daraufhin an SS Hauptscharführer Moll gewandt, der sich bereit gezeigt hätte, diese Aktion durchzuführen. Allerdings unter der Bedingung, dass er motorisierte SS Abteilungen, Artillerie, zum Beschuss und zur Vernichtung der Wohnbaracken, sechs Bombenflugzeuge und eine genügende Anzahl von Leuten bekäme, die danach das Gelände in Ordnung brächten um ihm ein unschuldiges Aussehen zu geben.
13.09. Erneuter Luftangriff auf die IG Farbenwerke in Dwory (Außenlager von Auschwitz), die Zahl der getöteten und Verletzten betrug ca. 300 Personen. Auch das Stammlager wurde dabei getroffen, auf dem Gelände der Schutzhaftlagererweiterung wurden vier Wohnblöcke der SS beschädigt, wobei 15 SS Männer ums Leben kamen, sowie 28 schwer verwundet wurden. Auch die Bekleidungswerkstätten, sowie der halbe Block 6, in dem weibliche Häftlinge untergebracht waren, wurde dabei beschädigt, hierbei fanden 41 Häftlinge den Tod. In Birkenau beschädigte eine Bombe den Eisenbahndamm und das Anschlussgleis zu den Krematorien, die zweite Bombe zerstörte einen, zwischen den Gleisen gelegenen, Unterstand. Hierbei kamen ca. 30 Zivilarbeiter ums Leben. Am selben Tag beschlossen Häftlinge des Kommandos Aufnahmebüro, heimliche Aufstellungen der Häftlingstransporte anzufertigen, diese Aufstellungen wurden Handschriftlich, auf der Grundlage der Originale, der Zugangslisten, angefertigt, welche im Aufnahmebüro aufbewahrt wurden
14.09. Die tags zuvor verwundeten Häftlinge erhielten im Häftlingskrankenbau, bei einem Besuch des Lagerführers, Blumen – Milch sowie eine doppelte Portion Margarine usw. Diese einmalige Geste hatte natürlich Propagandacharakter und fand deshalb in Anwesenheit zahlreicher Fotografen statt.
17.09. Erneute Terroraktion der SS Wachmannschaften, wieder begannen sie, wie bereits zuvor am 08.09. eine wilde Schießerei im Quarantänelager der Männer (Bauabschnitt BIIa) in Birkenau. Wieder waren deportierte Häftlinge aus dem Warschauer Ghetto ihr Ziel.
21.09. Die Häftlinge des Kommandos Aufnahmebüro unterbrachen ihre Abfassungen der Häftlingstransporte, um sie dem Häftling Reinhold Puchala mitzugeben, dieser wurde am 22.09. zur Arbeit beim Bau einer Baracke für die Bauinspektion in Kattowitz eingesetzt und hatte somit die Möglichkeit, die Dokumente aus dem KZ zu schmuggeln. Ebenfalls am 21.09. wurde die Bearbeitung des Technischen Plans, für den Umbau von Krematorium I im Stammlager in einen Luftschutzbunker, abgeschlossen.
29.09. Ein Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz traf beim Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz I ein. Aus seinem Bericht ging hervor, dass er Häftlinge gesehen habe, die unter Aufsicht von SS Männern, auf Feldern oder in Bergwerken gearbeitet haben. Dem Delegierten sei vor allem die bleiche, aschgraue Gesichtsfarbe der Häftlinge aufgefallen. Zu einem Gespräch mit den Häftlingen sei es nicht gekommen, somit konnte auch nicht überprüft werden, ob Hilfspakete wirklich ihren Empfänger erreicht hätten.
(Quelle: Kalendarium der Ereignisse den Konzentrationslagers Auschwitz – Birkenau 1939 – 1945 von Danuta Czech)
Mehr:
http://www.fotocommunity.de/user_photos/1694560?sort=new&folder_id=671134
Hinweis !!!
Ihr wundert euch sicher warum im Text das Wort Z.... auftaucht. Erstmal möchte ich darauf hinweisen das es sich hierbei um ein anderes Wort für Sinti und Roma handelt, ihr wisst schon - das Wort wo es auch eine Sauce für Schnitzel für gibt !
Warum ich es nicht ausgeschrieben habe - ja, ihr lest richtig, dieses Wort ist mittlerweile gesperrt. Ich habe etliche Versuche unternommen dieses Foto hochzuladen, hatte viel Kommunikation mit den Administratoren der FC, warum das hochladen immer und immer wieder gescheitert ist...
Jetzt ist es klar... wer mich kennt, und wer vor allem meine Dokumentation über Auschwitz-Birkenau kennt, der weiß das ich keinerlei Menschengruppen verachte oder dekrementiere. Mir geht es lediglich um Aufklärung und vor allem darum das Ganze niemals in Vergessenheit geraten zu lassen !!!
Wolfgang P94 04/10/2020 20:49
Nichts wichtiger als das! Man braucht sich ja nur anzuschauen was aktuell alles geschieht, heute erst wieder...So wichtig diese Fotos und Texte!
LG
wolfgang
GrauTag 25/09/2020 14:47
Ich bin ganz auf Deiner Seite; auf dem rechten Augeist dieses Land weiter ziemlich blind...-
LG Volker
Urs V58 17/09/2020 22:48
Aktuelle Ereignisse beweisen, dass es immer wieder neue Anstrengungen gegen das Vergessen braucht! Das tust du unermüdlich und auch hier wieder mit einer sehr passend bearbeiteten Aufnahme und wertvollem Hintergrundwissen. LG Ursroad-flyer 17/09/2020 22:43
Eine tolle Doku und eine bewegende Information. Es ist gut und wichtig immer wieder daran zu erinnern, dass solche Gräueltaten sich nie wiederholen dürfen. Danke Stefan. LG GünterRene Hilgers 17/09/2020 18:12
Ganz schwer Kost, aber wichtig und richtig. Das sollte auch NIE vergessen werden.Ganz tolle Arbeit, Stefan!
Viele Grüße
Rene
Joachim Irelandeddie 17/09/2020 17:55
Eine Aufnahme die uns alle aufrütteln sollte und in Verbindung mit dem ausführlichen Text ein Weckruf für uns alle gerade in der derzeitigen Entwicklung hier bei uns. Es soll - kann - und darf nicht in Vergessenheit geraten und ist bei den derzeitigen Aktionen die man zu sehen bekommt, ein Weckruf um zu verhindern das sich so etwas wiederholt!lg eddie
Paul Michael P. 17/09/2020 16:29
genau der richtige Zeitpunktwenn man die traurige Rechtsentwicklung im Land sieht
vg micha