Grabanlage auf dem Hauptfriedhof Freiburg

Grabanlage auf dem Hauptfriedhof Freiburg

Am 27.11.1944 starben in Freiburg bei einem Luftangriff etwa 2800 Menschen, wovon die meisten in einem Massengrab östlich der Einsegnungshalle bestattet wurden. Dieses Meer von Holzkreuzen wurde
in den 50er Jahren durch eine Grabanlage ersetzt. Auf Sandsteinplatten sind die Namen aller festgehalten, welche an diesem Abend von 20.00 Uhr bis 20.20 Uhr ums Leben kamen. Die Gestaltung dieser Grabanlage wurde Alfred Riedel übertragen, bei dem ich 1963-1964 ein Volontariat ableistete.
Mit an der Gestaltung beteiligt war auch wesentlich Reinhold Schneider, welcher mit Alfred Riedel befreundet war. "Gedenket der Toten, verwandelt Euch!" Dieser Leitspruch von Reinhold Schneider steht vorn an der Stirnseite der Grabanlage. Neben meiner Ausbildung im gegenständlichen Zeichnen und im Schriftschreiben (immer abends von 18-19 Uhr; untertags verwaltete ich das Telefon des Ateliers und erledigte anfallende Arbeiten) erfuhr ich in Gesprächen vieles aus der Stadtgeschichte von Freiburg und um die Kalligraphie der 30er Jahre (Schriftschule von Rudolf Koch). 1963
gestaltete Alfred Riedel wiederum eine große Grabanlage, den Soldatenfriedhof von Dagneux (bei Lyon). Es waren diesmal über 19000 Gräber. Das große Wandbild in der Kapelle gestaltete ich im Wesentlichen, auch führte ich es aus. Als die schwungvolle Initiale D mit einem Pinselschwung durch Alfred Riedel aufgetragen wurde, mussten die vielen
Steinmetze auf dem Friedhof für ca. 30 Sekunden ihre Arbeit einstellen. Danach konnten sie wieder weiterarbeiten.
Die Grabanlage auf dem Hauptfriedhof wurde vor kurzem grundlegend von Moos und Flechten gereinigt. Es lohnt sich z.Zt. besonders, sie aufzusuchen und in aller Ruhe abzuschreiten.