Grenzland

Grenzland

01 118 durcheilt mit Sonderzug nach Bebra den ehemaligen Bahnhof Wartha.
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So oder so ähnlich könnte man dieses Bild bezeichnen. 16 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Wunden, die die deutsche Teilung nach dem Kriege an dieser Stelle hinterlassen hat zum größten Teil vernarbt. Dabei waren die wenigen Kilometer dieser Strecke zwischen Eisenach und Hönebach an Geschichtsträchtigkeit kaum zu überbieten.

Nach dem Krieg zerschnitt die Zonengrenze die Bahn auf diesem Abschnitt ganze fünf Mal. Bei den politischen Differenzen, die in beiden deutschen Staaten zu Zeiten des kalten Krieges bestanden, waren die Probleme somit vorprogrammiert. So baute die Deutsche Reichsbahn im Jahre 1962 als "zweiten sozialistischen Bahnbau" eine Umgehungsstrecke ab Förtha nach Gerstungen, der die Strecke "störfrei" machte, jedoch durch geografisch schwieriges Terrain führte. Auf dem steigungsreichen Abschnitt wurde Mensch und Maschine das Äußerste abverlangt.
1963 verlor Wartha seinen Satus als Grenzbahnhof und wurde in der Folge nur noch von Arbeitszügen und gelegentlich von Güterzügen durchfahren. 1978 schließlich stellte die DR den Verkehr zwischen Wartha und Gerstungen komplett ein, so dass im Werratal für mehr als 12 Jahre Ruhe einkehrte. Nach der politischen Wende wurde schnell der Wiederaufbau beschlossen. 1990 begannen die Arbeiten und schon am 25. Mai 1991 wurde der Betrieb eingleisig wieder aufgenommen.
In den Folgejahren wurde das von der Sowjetunion als Reparationsleistung demontierte zweite Streckengleis wieder in Betrieb genommen, sowie die Strecke elektrifiziert und für Neigetechnik ertüchtigt.
Heute fahren hier IC(E) im Stundentakt, den Nahverkehr bestreitet (noch) die BR 143 mit Doppelstockwagen.

01 118 der Historischen Eisenbahn Frankfurt kann ebenfalls auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken. 1934 bei Krupp in Essen gebaut und nach dem Kriege bei der DR verblieben, war sie u.a. im Bw Erfurt stationiert und hat die Bahnlinie durch das Werratal noch in alter Trassierung kennen gelernt. 1981 wurde sie von der DR für "harte Devisen" nach Frankfurt am Main verkauft und kommt seitdem im Nostalgiefahrtenprogramm der HEF zum Einsatz.
Am vergangenen Samstag bestritt sie im Rahmen des Eisenbahnfestes in Bebra gemeinsam mit 01 1100 eine Pendelfahrt zwischen Bebra und Eisenach, wobei sie auch den ehemaligen Bahnhof Wartha passierte. Die Brücke im Hintergrund dient der Autobahn A4 zum Überqueren des Werratals.

Canon EOS 350D | EF 28-105mm 1:3.5-4.5 @ 30 mm | ISO 200, 1/500, F 8.0

Thomas Reitzel war in den 70er Jahren in dieser Gegend unterwegs und hat diese tollen historischen Aufnahmen aus der Region hier eingestellt: