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Heute vor 80 Jahren...

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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

Heute vor 80 Jahren...

07. Oktober 1944...

Am Samstagmorgen informierte die Widerstandsbewegung im Lager den Leiter der Kampfgruppe im Sonderkommando, dass Nachrichten über die Pläne der Lagerleitung durchgedrungen sein, in kürzester Zeit die am Leben gebliebenen Mitglieder des Sonderkommandos zu Liquidieren. Die genannten Häftlinge beschlossen Widerstand zu leisten. In der Mittagszeit wurde der Stab der Kampfgruppe des Sonderkommandos bei einer Beratung im Krematorium IV von einem Deutschen BV-Häftling überrascht, der mit einer Anzeige bei der SS drohte. (Schuld am vorzeitigen Verrat dieser Aktion trug wahrscheinlich der Kalfaktor des SS Kommandoführers Max Buch, denn er warnte den SS Scharführer Buch, der gerade auf dem weg zum Krematorium IV war) Gegen 1.25Uhr griffen die bedrohten Häftlinge die anrückende SS Wachmannschaft mit Hämmern, Äxten und Steinen an, sie zündeten das Krematorium IV an und warfen mit selbst gebastelten Granaten. Danach gelang es einem Teil der Häftlinge das nahe gelegene Wäldchen zu erreichen. Zur gleichen Zeit wurden die Häftlinge des Krematoriums II aktiv. Als sie aus der Ferne die Flammen sahen, glaubten sie, dass es sich um ein Zeichen zum allgemeinen Aufstand der Häftlinge im Lager handelte. Sie überwältigten den Oberkapo und stießen ihn zusammen mit einem SS Mann in den brennenden Krematoriumsofen. Ein weiterer SS Mann wurde erschlagen, sowie der Zaun, der das Gelände des Krematoriums umgab, eingerissen. Viele Häftlinge des Sonderkommandos von Krematorium II nutzen dies zur Flucht. Die Häftlinge des Krematoriums III unternahmen nichts, weil ein Teil von ihnen über die Pläne nicht unterrichtet war und zum anderen die SS Wachmannschaft vor Krematorium III die Lage schnell unter Kontrolle hatte. Die geflohenen Häftlinge von Krematorium II verbarrikadierten sich in Rajsko in einer Scheune, die daraufhin von der SS angezündet wurde. Gegen Abend wurden alle getöteten Häftlinge auf das Gelände des Krematoriums IV gebracht und die restlichen Mitglieder des Sonderkommandos zusammengetrieben. 200 Häftlinge wurden anschließend von der SS erschossen. Laut der Abteilung Arbeitseinsatz verringerte sich die Zahl der Sonderkommandohäftlinge nach der Aufruhr um 451 Häftlinge...
Am 10. Oktober wurden im Frauenlager Auschwitz I drei weibliche Häftlinge, die in den Weichsel-Union- Metallwerken beschäftigt waren, verhaftet. Ella Gärtner, Ester Wajsblum und Regina Safin wurden beschuldigt im Magazin des Werkes Sprengstoff gestohlen, und diesen den Häftlingen des Sonderkommandos überbracht zu haben. Am selben Tag wurden 14 Häftlinge des Sonderkommandos verhaftet und in den Bunker von Block 11 gesperrt. Die Untersuchungen durch die SS Funktionäre der Politischen Abteilung dauerten mehrere Wochen an. Wahrscheinlich kamen die besagten 14 Häftlinge durch Folter bei den Untersuchungen ums Leben, denn es fanden sich keinerlei Aufzeichnungen über ein Urteil oder die Vollstreckung von Hinrichtungen dieser Häftlinge. Ebenfalls am 10.10.1944 wurden zwei weitere weibliche Häftlinge unter der Beschuldigung verhaftet, Kontakt zum Sonderkommando zu besitzen und dorthin Sprengstoff geliefert zu haben. Eine der verhafteten, die polnische Jüdin Roza Robota, arbeitete im Effektenlager, das an das Gelände des Krematoriums IV angrenzte. Sie nahm von Ella Gärtner den Sprengstoff entgegen und übergab diesen dem Häftling Wrobel vom jüdischen Sonderkommando.
Am 06.01.1945 wurden am Abend im Frauenlager des KZ Auschwitz I folgende vier weibliche Häftlinge gehängt: Ella Gärtner, Roza Robota, Regina Safin und Ester Wajsblum. Sie wurden verurteilt wegen Beihilfe zu der am 07.10.1944 unter den Mitgliedern des Sonderkommandos ausgebrochenen Aufruhr...

(Quelle: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz - Birkenau 1939-1945 von Danuta Czech)

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