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Hier stehen die Grünen im Regen

Hier stehen die Grünen im Regen

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K.-H.Schulz


Premium (Pro), Göppingen

Hier stehen die Grünen im Regen

Durch die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. war Frankfurt 1356 als rechtmäßiger Ort für die Königswahlen im Reich bestätigt worden, nachdem seit 1147 schon 14 von 20 Königswahlen hier stattgefunden hatten. Mit den beiden Häusern am Römerberg besaß die Stadt nun zwei für die Zeit große und repräsentative Gebäude, die den Wahlen, aber auch den oft hier stattfindenden Reichstagen eine angemessene Umgebung boten. Des Weiteren stand für die gewachsene Stadtverwaltung endlich ausreichend Raum zur Verfügung, und nicht zuletzt sollte es wirtschaftlichen Zwecken dienen. Dies war durch die Lage der neuen Gebäude nun optimal gewährleistet: damals wie heute Mittelpunkt der Stadt, war der Römerberg mit der östlich dahinter liegenden, von verschiedensten Handwerkern und Händlern dominierten Altstadt Zentrum des Handels, insbesondere während der regelmäßig stattfindenden Messen. Im Römer fand jährlich zur Herbstmesse das 1380 erstmals urkundlich erwähnte Pfeifergericht statt, eine zeremonielle Bestätigung der Zollfreiheit für die zur Messe angereisten Kaufleute aus Alt-Bamberg, Nürnberg und Worms. Der nahegelegene Main diente als einer der wichtigen Verkehrswege der Zeit dem Personen- und Warenverkehr.

Von den Umbauten bis zum Erwerb von Frauenrode (1405 bis 1423)

Besitz der Stadt am Römer 1405
Die auf dem Römerberg für den geplanten Neubau aufgeschichteten Baumaterialien wurden in den nun folgenden, sich von 1405 bis 1408 hinziehenden Umbau der beiden Häuser einbezogen. Über die Details ist nichts zusammenhängend überliefert. Die sich ergebenden Änderungen müssen daher aus den Rechenmeister- und Baumeisterbüchern zusammengesetzt werden.[8]

Die Arbeiten am Haus zum Römer begannen im Jahr 1405 mit einer nahezu vollständigen Entkernung, als laut einem Rechenmeisterbucheintrag vom 20. Juni 1405 sämtliche Fußböden des Hauses herausgebrochen wurden.[9] Aus den beiden ehemaligen Obergeschossen entstand im Wesentlichen eine große Kaufhalle, die in späteren Zeiten als Kaisersaal bekannt wurde; dahinter die große Ratsstube, das spätere Wahlzimmer der Kurfürsten. Äußerlich erhielt das Haus die drei bis heute erhaltenen spitzbogigen Eingangsportale sowie neue Fenster.[10] Informationen über die Umbaumaßnahmen an den Obergeschossen des Goldenen Schwans sind nicht überliefert.


Römerhalle
früheste Darstellung von 1553
Die jedoch wichtigste Änderung war der Bau eines Kreuzrippengewölbes in den Erdgeschossen beider Bauten. Es ist bis heute erhalten und besser als Römer- bzw. Schwanenhalle bekannt. Das Werk des zuständigen Baumeisters Friedrich Königshofen stürzte jedoch kurz nach Fertigstellung am 24. Oktober 1405 ein, wodurch dieser beim Rat der Stadt in Ungnade fiel. Erst nach langen Verhandlungen und gegen eine Zahlung von 109 Gulden verzichtete er am 13. Oktober 1406 in einer bis heute erhaltenen Urkunde auf weitere Ansprüche gegen die Stadt.[11]

Nun wurde der zunächst unter Königshofen tätige Baumeister Wigel Sparre berufen, der die Römerhalle zwischen November 1405 und Februar 1406 fertigstellte. Die danach begonnene Schwanenhalle wurde erst gegen Ende der Umbauarbeiten 1407 fertig gestellt. Im Jahr 1408 erfolgten noch einige Detailarbeiten wie das Pflastern des Hallenbodens oder das Verputzen des Gewölbes.[12] Dass die Stadt beim zweiten Anlauf zum Bau desselbigen offenbar auf eine äußerst massive Bauweise besonderen Wert legte, stellte dieses eindrucksvoll knapp 550 Jahre später unter Beweis, als es eine der wenigen Räumlichkeiten des Rathauskomplexes war, die den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstand.

Im Verlaufe des Jahres 1407 bezogen die städtischen Bediensteten das neue Rathaus am Römerberg.[7] Nur wenig später begann 1414 die Nutzung zu Zwecken des Handels, insbesondere während der Frankfurter Messe. Zu dieser Zeit wurden die Gewölbe der Gebäude als Kaufhaus verwendet und jeder Fuß zum Preis von einem Schilling vermietet.[13] Dieser Nutzungszweck blieb dem Römerkomplex bis zum völligen Niedergang des klassischen Messgeschäfts 1846 erhalten.


Folio 1 recto des Fetterschen Wappenbuchs, 1583
Um 1415 wurde das Wahlzimmer der Kurfürsten auf kunsthistorisch bedeutsame Weise ausgemalt. Diese Bemalung wurde 1477 von Conrad Fyoll zusammen mit seinen Söhnen Conrad und Hans restauriert[14][15] und schließlich 1583 übermalt,[16] allerdings im selben Jahr im sogenannten Fetterschen Wappenbuch dokumentiert (vgl. Bild), das sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Die Zuschreibung der Abzeichnungen an den namensgebenden Glasmaler Johann Vetter ist umstritten.[17] Die Urheberschaft an der Ausmalung von 1415 wurde dagegen nie geklärt und dürfte spätestens nach den Kriegszerstörungen an den Römerbauten für immer im Dunkeln liegen.

Dem Buch nach[18] zeigten die Wandbilder Wappen und Porträts verschiedener mittelalterlicher Stände, die in einem für die Zeit zwar typischen, aber äußerst frühen Quaternionensystem angeordnet waren, d. h. je vier Vertreter eines Standes sind in den als repräsentativ geltenden Gruppen dargestellt. Dies ist kunsthistorisch insofern bemerkenswert, als es sich hier um eine der frühesten Quaternionendarstellungen überhaupt gehandelt haben dürfte, die wohl auch Einfluss auf alle nachfolgenden Darstellungen dieser Art ausübte.

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