Historisch korrekt

Historisch korrekt

Ein fester Bestandteil eines jeden Rügenurlaubs ist für uns der Rundweg vom Parkplatz in Putgarten hin zu den Leuchttürmen von Kap Arkona und von dort an der Steilküste entlang zum kleinen Fischerdorf Vitt, bevor es dann entlang der Straße wieder zurück zum Parkplatz geht. Diesmal jedoch erwartete uns kurz vor Vitt eine -wie wir fanden- ziemlich unschöne Überraschung.

Kurz vor dem Fischerdörfchen kommt man an einer kleinen achteckigen Kapelle vorbei, die von 1806 bis 1815 nach einem Entwurf des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel errichtet wurde. Da die Fischer während der Heringssaison nicht zu den Gottesdiensten in Altenkirchen kommen konnten, er ihnen aber trotzdem seinen geistlichen Beistand anbieten wollte, hielt der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten kurzerhand seine Predigten auf freiem Feld nahe der Steilküste ab. Schnell fanden seine „Strandpredigten“ begeisterte Zuhörer, und der Plan, dort ein Kirchlein zu bauen, wurde geboren.

Nach einigen An- und Umbauten (z.B. einer Sakristei) und einer Dachabdeckung mit Reet statt Holzschindeln grüßte die kleine Kapelle viele Jahrzehnte lang mit einer strahlendweißen Fassade jeden, der vorbeikam. Nachdem gravierende Schäden an Putz und Mauerwerk festgestellt wurden, wurde im Jahr 2017 eine aufwändige Sanierung beschlossen, in deren Zuge auch ein neuer Anstrich fällig wurde. Bei der Untersuchung des alten Mauerwerks wurde festgestellt, dass der ursprüngliche Anstrich nicht weiß war, sondern einen Terrakotta-/Ockerton hatte, so dass das Amt für Denkmalpflege dem Kirchengemeindevorstand von Altenkirchen und Wiek empfahl, das Mauerwerk nicht -wie eigentlich geplant- in Weiß, sondern in einem Terrakotta-Farbton zu tünchen. Man befragte auch die Bürgermeisterin und die Bürger von Vitt zu den Plänen, und deren Antwort fiel eindeutig aus: sie wollten ihr „Weißes Kirchlein“ behalten. Der Kirchenvorstand setzte sich allerdings darüber hinweg und beauftragte eine Farbgebung, die ein „helles Gelbocker“ sein soll, aber meiner Meinung nach eher nach leberwurstrosa aussieht.

Die Wirkung jedenfalls ist auch noch auf den zweiten Blick sehr befremdlich, und wohl nicht zuletzt deshalb haben die Einwohner von Vitt auf einem großen Plakat neben der Kirche sehr deutlich gemacht, was sie davon halten – nichts. Man kann es ihnen nicht verübeln…
(Quellen: Wikipedia; Website der Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen & Wiek)

Rügen im November 2019
Das Protestplakat: