Hombre - Human - Mensch
Für nur Bildergucker:
Romayne Wheeler - Komponist, Pianist, Mensch
Für Bildergucker und Geschichtenleser:
Erstes Bild der Serie:
Wir haben die Küche verlassen, um nach dem Zelt zu sehen, in dem der Künstler seit einigen Tagen übernachtet. Der Wind der letzten Nacht hat einen Teil des Überdachs losgerissen und wir gehen einige hundert Meter am Rand des Canyons entlang, um zu sehen, ob sich die Sache richten lässt.
Ich bin überwältigt von der Kulisse, die sich rings um mich herum auftut. Bergketten in der Ferne – es sind bei klarer Sicht übrigens sieben – zu meinen Füssen eine gewaltige Schlucht und hinter mir eine Hochebene der Sierra Tarahumara. Es ist schwer sich gegen diesen Eindruck zu wehren und die eigenen Gedanken auf das Gespräch zu konzentrieren.
Romayne schmunzelt vor sich hin, als ich ihm versuche meine Impressionen zu schildern, hatte er doch das selbe verspürt, als er vor Jahren zum ersten Mal an dieser Stelle stand.
Das Zelt ist schnell repariert und wir stehen noch einige Minuten vor der Schlucht und lassen die Umgebung auf uns wirken. Das Gespräch ist so, wie man es sich wünscht: Frei von Belanglosigkeiten oder leeren Phrasen – es hat sofort eine gewisse Tiefe, die mir auch in den nächsten Tagen immer wieder auffallen wird.
Auf dem Weg zurück erfahre ich, wie es ihn an diesen Ort verschlagen hat …
Romayne Wheeler wurde 1942 in Kalifornien geboren. Beide Eltern waren der Musik verbunden und schon früh begann man Romayne mit dem Klavier zu konfrontieren. Sein Vater schulte sein Gehör, indem er mit ihm von Kindesbeinen an Akkorde übte und ihn „hören“ ließ, ob etwas gut klingt oder nicht, seine Mutter spielte Karten mit ihm, allerdings ein Kartenspiel auf dem Noten aufgezeichnet waren. Schnell war er von der Musik und dem Klavier begeistert, aber anstatt ihn üben zu lassen, verboten ihm seine Eltern zu spielen, bevor nicht die Schulaufgaben und Arbeiten im Haus erledigt waren. Er schmunzelt verschmitzt, als er von einem tiefenpsychologischen Trick seiner Eltern spricht.
Nach dem Abitur reiste er per Schiff nach Europa, wo er sich verschiedene Städte ansah, bevor er zunächst in Salzburg, dann in Wien Musik studierte. Aus dieser Zeit hat er sich Charme und Dialekt erhalten.
Nach dem Studium begann er Konzerte zu geben, die ihn über Europa, China, Kanada, die Karibik, den Nahen Osten wieder zurück nach Amerika brachten.
Irgendwann begann er die Musik der Hopi-Indianer in Arizona aufzuzeichnen und ihre Kachina-Tänze zu studieren, um diese Kultur gegebenenfalls in eigene Kompositionen einfließen zu lassen. Über einen Bekannten erfuhr er von den Tarahumara-Indianern im Copper-Canyon und reiste 1982 erstmals in diese Region, um auch deren Musik und Kultur kennen zu lernen. 12 Jahre lang lebte er 2 Monate im Jahr in einer Höhle in der Schlucht, den Rest des Jahres verbrachte er damit zu komponieren und Konzerte zu geben.
Was letztlich den Ausschlag gegeben hatte ganz in den Canyon zu ziehen, war die schwere Erkrankung eines Freundes. Von einem Moment auf den anderen hatten die Ärzte ihre Diagnose gestellt und dem Freund nur noch wenige Wochen des Lebens prognostiziert. Romayne war bewusst geworden, wie schnell doch alles gehen kann und irgendwie hatte er sich gefürchtet, seinen Traum vom Leben mit den Tarahumara nicht mehr realisieren zu können, wenn er ihn immer wieder vor sich hinschieben würde.
Seitdem lebt und arbeitet er hier. Bereut hat er den Schritt noch nicht und wird ihn wohl auch nie bereuen, wie er mir versichert. „Das I-Tüpfelchen an der Sache ist übrigens: Mein Freund erfreut sich heute bester Gesundheit … irgendwann hat die Krankheit aufgehört zu wachsen …“
Was er verschweigt ist, dass er nicht nur hier lebt, sondern auch etwa 320 Tarahumara- Familien unterstützt. Er versorgt sie mit Nahrung, Medikamenten und Kleidung, knüpft Kontakte zu Hilfsorganisationen, gibt Wohltätigkeitskonzerte. In einem Buch (Life Through the Eyes of a Tarahumara) berichtet er über seine Einblicke in die Kultur der Tarahumara. Informationen, die ich mir aus dem Internet und von „alten Bekannten“ Romaynes besorgen muss …
Wieder einmal bin ich beeindruckt von einem Menschen, der die Hilfe an Anderen eigenem Wohlstand vorzieht …
Vieles von dem, was ich in den nächsten Tagen zeigen werde, viele Erläuterungen und Einblicke beruhen auf Romaynes Erzählungen und Erfahrungen …
Er selbst bevorzugte während meiner Anwesenheit das unten angefügte Bild als „Portrait“ seiner Person, ich selbst mag Euch aber dieses (weniger abstrakte) nicht vorenthalten.
www.romayne-wheeler.com
Fortsetzung folgt
---------------------
Danke an Alle, die mir diese Reise ermöglicht haben.
An dieser Stelle besonders Romayne Wheeler für mehr als nur ein paar Tage Urlaub ...
Bystrik C 27/04/2004 0:00
Hola Dirk, du hast hier wirklich faszinierende Fotos aus der Tarahumara. Die sprechen mich sehr an, weil ich auch die Möglichkeit hatte in der Sierra einige Zeit zu verbringen und die Menschen, ihre Mentaltät und Kultur kennenzulenrnen. Ich habe auch Romayne besucht, der vor ein paar Wochen zwei Konzerte in München hatte - um so schöner ist es jetzt Fotos von ihm hier zu sehen...Muchos saludos : )
Bystrik
Dirk Hofmann 01/04/2004 5:41
ja, stimmt ... hat glaube ich organisatorische probleme gegeben ...am 21. april ist er glaube ich in juarez ... ich denke, dann werde ich ihn wieder sehen ... ;-))
Pet W 01/04/2004 0:58
hab ich doch gleich erkannt, dass es Romayne Wheeler ist. Er war dieses Jahr nicht in El Paso :-(LG Petra
Baerbel B. 15/02/2004 14:41
Lieber Dirk,das ist ein sehr schönes Foto und eine äusserst interessante und lebendige Geschichte dazu.Ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Tagen an Bildern und Erläuterungen von dir noch kommt.........achso, und noch viel Glück mit den Jackpötten!!!!
Bärbel
Katrin Ze. 15/02/2004 13:40
He...halte ja dein Geld zusammen!Möcht nicht erleben wie Du hier um Spende rufst*gg
Sauber sauber!
die sorgende Katrin*haha
Elaine Liebenbaum 15/02/2004 10:44
Lieber Dirk,vielen dank für deine dargestellte Portrait!
Solche Menschen gibt es selten!
Bye
elaine
Günter Rolf 15/02/2004 9:58
ein sehr menschliches portrait, finde ich.ohne irgendwelche gestaltung die gerade trendy ist, wie zum beispiel ein abgeschnittenen schopf.
mir gefällt es.
günter
Rike Bach 15/02/2004 9:45
sehr schönes, schlichtes Portrait - mich spricht es total an...... viel Spaß in Las Vegas, und toi, toi, toi für's Knacken vom Jackpot *ggg*
Dirk Hofmann 15/02/2004 9:36
und bevor es wieder mecker gibt:in etwa 7 stunden geht mein flieger nach las vegas, wo ich den derzeit zu besuch befindlichen schwiegereltern zeigen werde, wie man die jackpötte der casinos knackt ... ;-))
haltet euch gerade!