Hugo schleuderte den Ball...

Hugo schleuderte den Ball...

..., er flog hoch, beide schauten, der flog weit. Sein Freund konnte ihn nicht fangen, der Ball eierte ein paar Meter weiter in Richtung Zaun. Es passiert was. Oben auf dem Wachturm unterhielten sich drei SS-Männer in langen schwarzen Mänteln, die Gewehre in den Händen. Ich gehe da nicht hin, dachte Hugo. Hugos Gedanken rasten durcheinander, so schnell wie sein Freund dem Ball hinterherrannte und sich danach bückte. Die Männer legen die Gewehre an.
Paff, paff, paff !
Moment mal, dir ist ja nichts passiert. Sein Freund hatte den Ball schon und nahm ihn hoch. Ist ja nichts passiert. Vielleicht haben sie nur Warnschüsse abgegeben. Wenn du kommst muss ich mit dir schimpfen, wir dürfen nicht mehr da in die Nähe hin. Hugos Freund richtete sich auf, schaute Hugo an, schaute. Oh, es ist...
Dann rannte der Freund auf ihn zu. Aber er läuft ja her. Neun, zehn Schritte. Ich bin froh, dass nichts passiert ist. Ach, ich bin ja so froh, ich dachte schon...
Kurz bevor er bei Hugo anlangte, schwappte Blut aus seinem Mund, aus den Augen, aus der Nase, schubweise, er brach zusammen. Hugo schlang seine Arme um ihn und versuchte ihn hochzuheben. Der Bauch war offen, voller Blut und alles quoll heraus. Sein Freund schaute ihn an, als wollte er noch was sagen...

(Quelle: "Denk nicht, wir bleiben hier" Die Lebensgeschichte des Sinti Hugo Höllenreiner)