Ich vermisse meine Gesellen
Ich vermisse meine Gesellen
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Oh Schreck: Ein Augenpaar!
Oh Schreck: Ein Ruf, der sich anhört wie das Kotzen einer Kreuzung zwischen dem Hund vom Baskerville und der Bestie von Gévaudan!
Oh, warte: Der Weg wird von vier größeren Tieren versperrt!
Oh, wie schön: Ein Fuchs wandert im Vollmondlicht durch eine Herde von Rehen!
Kreeeiiisch: Was raschelt denn da?
Und, was kommt da wild raschelnd und grunzend aus dem Maisfeld auf mich zu?
Können Käuze heiser sein?
Nachts ist man fast nie allein. Für die Einen ist das beängstigend, doch wenn man verstandesmäßig an die Sache heran geht, geht der Puls auch sofort wieder runter.
Dennoch geht es meist mit einem leichten Unbehagen in die Nacht, denn wir Menschen sind bei Dunkelheit auf unser Gehör angewiesen, und das ist nun einmal unser Warnorgan!
Und meist sind diese Begegnungen – auch wenn sie anfangs adrenalintriefend sein mögen – genau das Salz in der Suppe, das eine Nacht unvergesslich macht. Zumindest geht es mir so.
Manchmal denke ich (in Bezug auf die Tiere): “Boah Leute, jetzt lasst mich doch alle mal in Ruhe!”
Auf dieser Tour im Juli an eine für mich sehr pittoreske Stelle am Übergang zwischen Vogelsberg und Rhön jedoch wünschte ich mir sie alle auf einem Haufen herbei.
“Stresst mich! Ärgert mich! Wo seid ihr?
Nicht ein Rufen!
Die Dürre dauerte zu dem Zeitpunkt schon so lange an, dass ich davon ausgehe, dass es viele Tiere einfach nicht geschafft haben. Nur der Wind fegte über die ausgetrocknete Landschaft – wie ein Totenhauch!
Die Dürre schlägt auf meine Freude an der Natur, färbt meine Erinnerung an grüne Landschaften märchenhaft ein, erzeugt fast schon eine Abneigung gegen klaren Himmel und lässt mich Abendrot verfluchen, hingegen eine Morgenröte begrüßen. Es ist eine Zeit, die mich verstehen lässt, wie sich manche Menschen in ihren Ansichten radikalisieren können. Auch ich bin ernster geworden, nur radikal werde ich hoffentlich nie werden.
Ihr fellnasigen Drama-Queens ... und so: Ich vermisse Euch so sehr!
Zum Bild: Dieser Ausschnitt aus einem Panorama zeigt den nordöstlichen Zipfel der Milchstraße mit den magentafarbenen Wasserstoffarealen. Da meine Kamera nicht astromodifiziert ist, gelingt eine leidlich klare Visualisierung dieser Areale nur bei langen Belichtungszeiten (lange Belichtung erzeugt einen hohen Dynamikumfang und damit deutlich mehr Farben, als kurze Belichtungszeit). Die langen Belichtungszeiten (hier 4 Minuten pro Einzelsegment des Panoramas) sind wiederum nur mit einer Nachführung (auch Montierung genannt) möglich – zumindest so, dass die Sterne punktförmig bleiben.
nachgeführt | Einzelaufnahmen | überblendet | Panorama
(TRACKED | SINGLES | BLEND | PANORAMA)
Kamera:
Canon EOS 77D
Himmel (25.07.2022):
ISO 3200 • n=f/4
Ausschnitt aus einem Panorama • 2 Reihen • 7+5 x Hochformat • 240" • nachgeführt
f=11mm
Objektiv:
Tokina atx-i 11–16mm 1:2,8
Boden (24.07.2022):
Bürgerliche Dämmerung, abends
ISO 100 • n=f/5,6 • diverse Belichtungszeiten von 1/50” bis 1/15”
Ausschnitt aus einem Panorama • 2 Reihen • je 12 x Hochformat • focus stacked
f=35mm
Objektiv:
Sigma 35-70mm ZOOM-MASTER 1:2,8~4 @ 35mm
Nachführung:
Omegon Minitrack LX3
Bearbeitung:
PTGUI • Photoshop
Wolfram Bleul 31/08/2022 9:46
sehr eindrucksvoll über der an sich einfachen, aber bestens integrierten Landschaft!Und danke für Text, Situationsbeschreibung und technische Hinweise ...
VG, Wolfram,
Josi Winiger 28/08/2022 21:58
Ein wunderschönes Bild der Milchstrasse komponiert mit einer passenden Landschaft. Die Geschichte dazu ist das gewisse Extra von dir, liebe Claudia.Gruss Josi
michael.schlegel 28/08/2022 19:54
was für ein Aufwand, was für ein Ergebnis. Klasse!Gruß Michael
Heiko Schulz 28/08/2022 12:08
Wieder eine großartige Fotoarbeit. Danke auch für die Erläuterungen und die Prosa, sehr nachdenkenswert.LG Heiko