Immer diese alten Geschichten
Kaum mehr als drei arme Seelen fristeten einst ihr dürftiges Dasein
in Laramie, jenem winzigen Flecken in Arizona, weitab von der
großen Welt der Reichen und Schönen. Das Leben dort war so
karg wie das Land kümmerlich, voller feindlicher Indianer-
Horden und Pistolen-gespickter Postkutschenräuber. Hier,
wo die Zivilisation zaghaft vor der Türe blieb, wuchs der kleine
Joel-Meinfried in eine hoffnungslose Kindheit hinein. Hoffnungs-
los, wie sehr auch die fleißigen Eltern sich mühten. Doch eines
Tages riß eine schreckliche Schandtat ein klaffendes Loch in die
ärmliche Idylle. Joel-Meinfrieds liebende Mutter hatte mit einer Prise
zuviel des kostbaren Salzes die tägliche Wassersuppe – einzige
Mahlzeit am Tag – entsetzlich verdorben. In Joel-Meinfried kochte es,
er konnte den Zorn nicht halten, wie der Großvater das Wasser.
Zitternd hob er die kindliche Hand gegen seine weinende Mutter.
Und er schlug; schlug mitten ins Gesicht. Und ihre kostbare Brille,
einziges Schmuckstück, das sie besaß, zerbarst in tausend Teile –
700 Meilen von Fielmann entfernt. Zufällig kam gerade der Herrgott
des Wegs, von dem man ja sagt, kleine Sünden strafe er gleich.
Ihm war die Missetat nicht entgangen, und flugs sandte er dem
feixenden Wüterich einen dreifachen Doppelwhopper, den Joel-
Meinfried gierig verschlang. Woran er sogleich erstickte und
elend verstarb. Die Eltern fielen in tiefste Trauer und schaufelten
ihrem Joel-Meinfried ein staubiges Grab, wenige Meter nur von
ihrer kärglichen Hütte entfernt. Doch das Grab tat sich auf, und
heraus wuchs die üble Hand, die sich gegen die arme Mutter
erhoben hatte – knorrig, entstellt und schwarz wie Pech. Sooft
der Vater auch suchte, sie mit Sand und Gestein zu bedecken –
immer wieder erhob sie sich drohend über dem traurigen Hügel.
„Sie muß zu Gott finden“, sagte der Vater, „wir müssen ein Kirchlein
über ihr bauen.“ Und so geschah es denn auch. Nun hat sie ihren
Frieden gefunden, die schwarze Hand von Laramie.
Wiederholung von anno tobak
Frau Dingsda 01/11/2019 15:24
Geschichten vom eiskalten Händchen sind mir irgendwie lieber. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert.Die hatten echt einen sch... Tag da in Laramie.
Alfred Schultz 31/10/2019 18:28
Zum Glück ist der Saloongleich gegenüber.
Gruß - A.
ShivaK 31/10/2019 16:47
uhhh ... das ist gruselig ... und dabei kommt das Bild so zart einher ... Runzli, mich schaudert ... wie schön am heutigen Tag ... und morgen bitte ein Katzenbild :-)Daniela Boehm 31/10/2019 16:08
Ihh ist jetzt eine Hand in der Kirche ? Liebe Grüße Dani.Li.Lo 31/10/2019 12:29
Hallo CR,oha, was gibt es doch für Geistes Größen, die willens und in der Lage sind, sich solche
Geschichten auszudenken, um.... tja, sicher um den erhobenen Zeigefinger nicht
zeigen zu müssen, Geschichten sind zudem auch spannender... vielleicht war's der
Architekt von diesem Kirchlein, auf diese Weise hat es einige Berühmtheit erlangt.
Schönes Oktoberende, nicht Deins, bloß nicht!
Gruß Lilo
Wolf. 31/10/2019 11:25
ach ja, das bild ist auch der hammer!Wolf. 31/10/2019 11:24
für mich als ehemaligen ministranten eine sehr schlüssige geschichte.allerdings stellt sich mir doch eine frage.
musste die geschlagene mutter fortan halb blind durchs leben dappen
oder hat sich der deswegs gekommene herrgott ihrer erbarmt,
sie 700 meilen, hast du nicht gesehen, zu fielmann gebeamt,
wo sie sich ein zauberhaftes gutschimodel,
mit gleitsicht und sogar entspiegelt, aussuchen durfte?
und sag jetzt bitte nichts gegenteiliges, denn das würde meinem gerechtigkeitssinn derart
zuwider laufen, dass ich gefahr laufen könnte den morgigen allerheiligen tag leicht depressiv begehen zu müssen.
:-)))
tolle geschicht mitten aus dem leben!
freut sich
der wolf
13. Fee 31/10/2019 11:12
sollten mir zukünftig dreifache doppelwhopper begegnen, werde ich immer an dieseGeschichte und Dein Foto denken...und das nicht nur an Halloween...:-))
spooky gut.
Gruß fee
MONA LISA . 31/10/2019 10:57
Dann stimmt das also doch, was man sagt:" Wer Vater und Mutter schlägt, dem wächst die Hand aus dem Grab!"
Ich hab's immer für eine Erfindung gehalten ... aber jetzt! Oh ...
Gut, dass du das nochmals aufgegriffen hast.
... und das arme Kind! Der Name Joel-Meinfried ist auch ein Schicksal, imho!
:-)
Heide G. 31/10/2019 10:56
wenn man das liest, fließen einem die Tränen literweise in einen trogförmigen Auffangbehälter -