KHMFotografie


Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

*** Impressionen aus der Basilika in Birnau ***

Nikon D 850 / Sigma 12 - 24@ 12 mm / F 5 / ISO 1000/ Aufnahmemodus M / 1/25 Sek / 0 EV / freihand / Einzelaufnahme / ... Entwickelt mit silkypix developer studio 11 pro und BEa Photoshop 2024/ Sep. 2023

auf grosser Fototour in Baden-Württemberg und Bayern mit Andreas Liwinskas

 Wallfahrtskirche Birnau
Wallfahrtskirche Birnau
Andreas Liwinskas
 Frauenkirche Günzburg
Frauenkirche Günzburg
Andreas Liwinskas


Deckenfresko des Langhauses
Die teils ornamental, teils motivisch ausgemalten Stichkappen über den Fenstern münden in die Scheinarchitektur des Deckenfreskos. Sie beginnt außen mit einem gemalten Kranzgesims, über dem sich Säulenordnungen türmen. Nach oben ist eine Himmelsöffnung frei gelassen, vor der verschiedene sakrale Figuren arrangiert sind.

Das riesige Fresko des Langhauses ist durch ein hell abgesetztes Stuckband zweigeteilt. Die Westhälfte über der Orgel zeigt ein Konzert der Engel, die auf verschiedenen Musikinstrumenten in die Orgelmusik einzustimmen scheinen. In der Osthälfte des Freskos, in Richtung des Altars und vom Eingang aus gut sichtbar, befindet sich zentral ein weiteres Marienbild. Es ist in Haltung und Attributen der hölzernen Marienstatue („Gnadenbild“) auf dem Altar nachempfunden. Über ihrem Haupt schwebt ein achtzackiger Stern, der sowohl als Ankündigung des Messias als auch auf Maria hin gedeutet werden kann (stella matutina = Morgenstern, ein Titel Marias aus der Lauretanischen Litanei).

Auf dem gemalten Kranzgesims stehen und sitzen zahlreiche weltliche Figuren. In Richtung Kirchenmitte lagern und stehen einige Pilger in ärmlicher Kleidung, darunter Krüppel und Kranke. Der Maler Gottfried Bernhard Göz hat sich hier in einer liegenden Figur mit verbundenem Schienbein selbst porträtiert: Er war tatsächlich bei der Ausmalung vom Gerüst gefallen und hatte sich das Bein gebrochen. Die stehende Frau mit Kind wurde kunsthistorisch teilweise als Anna selbdritt gedeutet. Die Gruppe der Pilger ist das einzige Zugeständnis des Deckengemäldes an die Funktion der Kirche als Wallfahrtsort.

Maria wendet sich jedoch nicht den Pilgern zu, sondern den Stiftern und Planern. Zu ihren Füßen auf der linken Seite stehen Guntram von Adelsreuthe und seine Tochter Mathilde, die 1134 durch die Schenkung eines Grundstücks die Gründung des Klosters Salem ermöglichten. Zwischen ihnen steht Bernhard von Clairvaux, dem der Zisterzienserorden seine europaweite Ausbreitung verdankte. Auf der rechten Seite sind die Initiatoren der neuen Kirche zu sehen: Stephan II. Enroth, Anselm Schwab und Konstantin Miller halten hier gemeinsam eine Zeichnung der neuen Kirche hoch und zeigen sie zugleich der Muttergottes wie dem Betrachter unter ihnen im Kirchenschiff.

Weitere Zisterzienseräbte präsentieren eine Vogelsicht des Klosters Salem. Auf der anderen Seite des Freskos, der Klosteransicht spiegelbildlich gegenüber, findet sich eine Darstellung des himmlischen Jerusalem. Man wollte dadurch eine typologische Entsprechung herstellen, die man in der Wortähnlichkeit „Salem“ / „Jerusalem“ bestätigt fand. Drei von Engeln gehaltene Spruchbänder ergeben zusammen das Bibelwort: „(tu) GLORIA IERUSALEM / (tu) LAETITIA ISRAEL / (tu) HONORIFICENTIA POPULI NOSTRI“ („Du bist der Ruhm Jerusalems, (du bist) die große Freude Israels und der Stolz unseres Volkes“; Jdt. 15, 9). Der Satz gilt im Alten Testament Judith; Maria wird im Fresko als Vollendung dieser alttestamentlichen Heldin gedeutet. Der Hinweis auf Jerusalem gilt noch einmal der typologischen Entsprechung von Kloster und Himmlischer Stadt.

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