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Impressions of Dresden -Zwinger

Impressions of Dresden -Zwinger

2.878 16

K.-H.Schulz


Premium (Pro), Göppingen

Impressions of Dresden -Zwinger

Die Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) ist mit einer intensiven baulichen Entwicklung der Stadt Dresden verbunden. Zum Beginn seiner Regentenzeit im Jahr 1694 waren die Dresdner Bauten durch eine Holzarchitektur geprägt. Schon die zuvor von ihm unternommene Cavalierstour durch Europa von 1687 bis 1689 hinterließ vielseitige Eindrücke und bestärkte ihn, seine Stadt durch ein neues architektonisches Bild so zu prägen, dass es den großen Vorbildern in Frankreich und Italien entsprach. So setzte er in besonderer Weise auf den künstlerischen und planerischen Einfluss französischer und italienischer Fachleute. Zu seinen wesentlichen Leistungen zählt die Veränderung des Stadtbildes durch repräsentative steinerne Bauten und großzügig geplante Gartenanlagen. Der Schlossbrand von 1701 bestärkte seine Bestrebungen auf Ausbau der Residenz und der Stadt, die damals 30.000 Einwohner zählte. Dem Zwingerprojekt schenkte Friedrich August I. durch die auf seinen Reisen gesammelten Erfahrungen große Aufmerksamkeit. Konkrete erste Überlegungen führten bereits 1701 zu einem als „erstes Project“ bezeichneten Plan, der ein neues Schloss mit Gärten und Höfen vorsah. Der alte Orangerie- oder Zwingergarten erschien unzeitgemäß und nicht mehr den Bedürfnissen entsprechend. Einen gewissen Einfluss auf die Neigungen des Kurfürsten könnten Eindrücke ausgeübt haben, die er als Kind bei den höfischen „Comödienspielen“ sammelte, bei denen er als Diener eines Gärtners auftrat.[9] Der älteste erhaltene Plan stammt vom Hofarchitekten Marcus Conrad Dietze und trägt den Titel „Grund- und Aufzugsriss vom Schlosse zu Dresden, ist von Sr. Kgl. Majestät und Churfürstl. Durchlaucht zu Sachsen selbsten inventiret und ordonniret und von dero Architekte Dietzen allerunterthänigst verfertiget worden im Jahre 1703“. Darin ist ein architektonisch gestalteter Lustgarten an einer alten Bastei („zur scharfen Ecke“) der ehemaligen Befestigungsanlage verzeichnet.[10] Der Kunsthistoriker Gurlitt beschreibt die Absichten des Kurfürsten im Bereich dieser alten Bastei als „Anlage eines Ehrenhofes“ mit der Nutzungsmöglichkeit für Festlichkeiten.[11]

Die Baugeschichte des barocken Zwingers begann im Jahre 1709, als im Auftrag Augusts des Starken ein von Holzgebäuden flankierter halbrunder Festplatz westlich des Schlosses, im Bereich des heutigen Theaterplatzes, entstand. Dieser eindrucksvolle, aber wetterunbeständige Holzbau blieb bis 1714 bestehen und nahm die Funktion des späteren Zwingers vorweg.[12] Die Arbeiten an den Bogengalerien, dem Nymphenbad und dem Gebäudetrakt des späteren Mathematisch-Physikalischen Salons begannen 1711. Mit diesem anspruchsvollen Vorhaben waren der Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann und der Bildhauer Balthasar Permoser beauftragt. Unter Permoser arbeiteten weitere erfahrene Fachleute der Bildhauerei, wie Johann Benjamin Thomae, Paul Heermann, Johann Christian Kirchner, Johann Matthäus Oberschall und Johann Joachim Kretzschmar aus Zittau.[13] Pöppelmann besuchte zur Vorbereitung und während der Ausführung des Zwingerbaus verschiedene europäische Städte, um mit eigenen Architekturstudien projektbezogene Anreize und vergleichende Eindrücke aufzunehmen. Er reiste 1710 auf Kosten seines Auftraggebers über Prag, Wien und Florenz nach Rom und Neapel. Der Kurfürst verfügte am 4. Januar 1710, „…daß der Landbaumeister Pöppelmann nachher nach Wien und Rom gehen soll umb deren Orthen sich der itzigen Arth des Bauens sowohl an Palaesten, alß Gärthen zu ersehen, …“. In Prag studierte er die kühnen Barockbauten von Christoph Dientzenhofer (St. Nikolaus auf der Kleinseite und die Klosterkirche in Breunau).[14]

Im Jahre 1715 ging Pöppelmann zum Zwecke aktueller Architekturstudien nach Frankreich. Er suchte neben dem Schloss und Park von Versailles zahlreiche andere Ziele auf, darunter den Park von Schloss Saint-Cloud mit den Wasserspielen von André Le Nôtre. Dieser hatte auch den Park von Versailles geschaffen und war als oberster Gartenarchitekt von Ludwig XIV. eine fachliche Autorität in der zeitgenössischen Gartenbaukunst. Für die Erweiterungspläne des Dresdner Zwingers waren die Eindrücke Pöppelmanns im Lustpark von Marly-le-Roi von nicht unwesentlichem Einfluss, weil der Architekt Jules Hardouin-Mansart dort einen umfangreichen Komplex von Wasserspielen errichtet hatte. Die Rückreise Pöppelmanns erfolgte über die Niederlande (Rotterdam, Delft, Leiden, Haarlem und Amsterdam). Bei Apeldoorn besuchte er das Schloss Het Loo, das lange Flügel und pavillonähnliche Eckgebäude besitzt. Der Zwinger zeigt ähnliche Strukturen.[15] Die Projektierung des Wallpavillons soll 1715 abgeschlossen worden sein; der Bau begann ein Jahr später. Im Jahre 1717 wünschte der Kurfürst eine Beschleunigung der Arbeiten, weil die Hochzeit seines Sohnes nahte. Große Anstrengungen wurden unternommen, um diesen wohl anspruchsvollsten Bereich des Zwingerbaus zu vollenden.[16] Im Jahre 1719 erreichten die Bauarbeiten am Zwinger einen vorläufigen Abschluss. Die für dieses Jahr angesetzten Festlichkeiten anlässlich der Hochzeit des Kurfürstensohnes Friedrich August II. mit Maria Josepha von Österreich erforderten ein Festareal. Das neue Bauwerk wurde dafür hergerichtet und die unvollendeten Bereiche mit temporären Verkleidungen und Dekorationen kaschiert. Am 15. September 1719 feierte der kurfürstliche Hof das Fest der vier Elemente im Zwinger.[17] Der weitere Ausbau dauerte noch bis 1728 an.

Die zuerst entstandenen Pavillons und Galerien auf der Wallseite dienten als Orangerie. Danach wurden die Flügel der Südseite errichtet sowie im Jahre 1722 die Bauten der Ostseite. Die Nordseite blieb unbebaut, weil der Kurfürst die Erweiterung mit einem zweiten Hof und den Anschluss zu einem neuen Schloss plante. Um diese unvollendete Seite zu schließen, entstand im Sommer 1722 eine arkadenartige Kulissenwand als Interimslösung. Die Planungen für den Schlossneubau genügten dem König nie, die Entwürfe Pöppelmanns wurden immer uferloser, zuletzt sollte es eine Folge von nicht weniger als sieben geräumigen Schlosshöfen werden, von denen der Zwinger selbst nur der Vorhof einer der Seitenachsen gewesen wäre; entsprechend ausgeführt, hätte hier die prächtigste Residenz Mitteleuropas entstehen müssen. Der Geldmangel, welcher den König stets den Baubeginn aufschieben ließ, hatte seine Ursache nicht nur in den Verwicklungen in den Großen Nordischen Krieg und im Verfassungsgefüge mit den Mitwirkungsrechten der Landstände, sondern auch in dem Schwerpunkt, den August der Starke den kostspieligen höfischen Festen beimaß, die für ihn nicht in erster Linie Zerstreuung waren, sondern allegorische Aufführungen für Adel und Volk, die seinen Herrschaftsanspruch unterstrichen, die integrierten und disziplinierten[18] (siehe auch: Blüte von Kunst, Kultur und höfischen Vergnügungen). Der Zwinger kündet noch immer vom Glanz dieser Tage. Zur Ausgestaltung des von den Gebäuden umschlossenen Areals und für die Unterhaltung des Hofes ließ Kurfürst Friedrich August I. auf der 204 mal 116 Meter großen Fläche Grünanlagen mit exotischen Pflanzen und Orangenbäumen anlegen. Bildhauer, darunter Balthasar Permoser, schufen Skulpturen zur Verschönerung der Gebäude. Im Jahre 1728 fand der Komplex aus Elbsandstein mit seinem Glockenspielpavillon samt Bogengalerie einen vorläufigen baulichen Abschluss.

Im Jahr 1729 ließ Pöppelmann eine Sammlung von Kupferstichen über das von ihm geschaffene Bauwerk herausgeben. Es besteht aus einem Erläuterungstext mit 22 Kupferstichen zum Zwinger und jeweils einem Stich vom Holländischen Palais und dem Großen Fass auf der Festung Königstein. Im Text geht der Baumeister auf die Ausgestaltung der Gebäude und ihre Zweckbestimmung ein. Das Werk wurde in der Größe von etwa 68 × 49 Zentimetern als Mappe mit Einzelblättern hergestellt. Darin sind neben den verwirklichten Bauten und Grundrissen auch einige Abbildungen von geplanten Erweiterungen enthalten. Die Stiche fertigten Christian Friedrich Boetius, Johann Georg Schmidt, Christian Albrecht Wortmann und Lorenzo Zucchi nach Zeichnungen Pöppelmanns an. Nach jüngsten Erkenntnissen gehen Wissenschaftler davon aus, dass Pöppelmann dieses Werk selbst finanzierte.[19] Nachdem der barocke Zwinger für die gartenbaulichen Unterhaltungsarbeiten keinen ausreichenden Platz bot und dieser Wirtschaftsbereich sich mit dem repräsentativen Zweck nur wenig vertrug, ließ der Kurfürst im Churfürstlichen Orangengarten 1728 eine große Orangerie bauen, der später ein zweites Bauwerk folgte. Dort konnten die gärtnerischen Pflege- und Zuchtarbeiten erledigt werden. Die Gebäude dienten ferner als Überwinterungsplatz für die große Anzahl empfindlicher Pflanzen. Da Rechnungen aus der Bauzeit nur vereinzelt erhalten geblieben sind, lassen sich die Baukosten des Zwingers nur schätzen. Hermann Heckmann hält einen Betrag von 900.000 Talern bis 1726 für realistisch.[20] Pöppelmanns Beschreibung über den Zweck des Bauwerks lässt einen Einblick in die zeitgenössischen Bestrebungen des Hofes zu:

„Vorstellung und Beschreibung des von Sr. Königl. Majestät in Pohlen und Churfürstl. Durchlaucht zu Sachsen erbauten sogenannten Zwinger-Gartens-Gebäudes oder der Königl. Orangerie zu Dresden … gleichwie die alten Römer unter ihren andern erstaunenswerthen Bauanstalten auch dermaassen grosse Staats-, Pracht- und Lustgebäude aufzurichten pflegten, dass dieselben einen weiten Umkreis machten etc., ebenso ist auch dieses Gebäude des kgl. Zwingergartens dermaassen kunstreich angelegt, dass es alles Dasjenige in sich begreift, was in jenen römischen Erfindungen Prächtiges oder Nützliches vorgekommen, denn ausser den verschiedenen grossen Speise-, Spiel- und Tanzsälen, kleineren Zimmern, Bädern, Grotten, Bogenstellungen, Lust- oder Spaziergängen, Baum- und Säulenreihen, Gras- und Blumenbeeten, Wasserfällen, Lustplätzen und dem anstossenden prächtigen Opern- und Komödienhause, beschliesst das ganze Gebäude zusammen einen so ansehnlich länglich runden Platz, dass in demselben nicht nur die fast unzählbaren, des Winters in den Galerien verwahrten Bäume zur Sommerzeit bequemlich in schönster Ordnung ausgesetzt, sondern auch alle Arten öffentlicher Ritterspiele, Gepränge und andere Lustbarkeiten des Hofes angestellet werden.“[21]

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