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Jez isch as halt aso, blos andrscht!

Jez isch as halt aso, blos andrscht!

19.009 15

RinaldoG


Premium (World), Immenstadt

Jez isch as halt aso, blos andrscht!

ein kleiner "fehltritt" wirft die ganze Planung übern haufen.



die Inschrift hat aber auch eine historische Dimension:

Jez isch as halt a so - blos anderscht

Der 13. März 1806 wurde für die Westallgäuer zu einem denkwürdigen Ereignis. Seit 1570/71 österreichisch, wurde an diesem Tag als Folge des Pressburger Friedens vom 26. Dezember 1805 "Außer-Vorarlberg", also das Westallgäu, im Gasthof "Goldener Löwe" in Bregenz an das Haus Wittelsbach übergeben. Nun war man also bayerisch - zusammen mit vielen Vorarlbergern, die ebenfalls den Bayern zugeschlagen wurden.

Noch 1814 wurde dem Kaiser Franz in Wien ein Bittgesuch um Wiedervereinigung mit Österreich überbracht. Ein großer Teil Vorarlbergs kam zwar zurück, die Westallgäuer aber mussten sich mit dem König in München abfinden.

In diesen wechselvollen Zeitabläufen - so erzählt man - hat ein Bauer im Vorderen Bregenzer Wald resigniert an seinen Heustadel geschrieben:

Jez isch as halt a so....

Mehr als 100 Jahre später, man schrieb 1938, hatte eine neue, totalitäre Ideologie auch in den Westallgäuer Dörfern und Amtsstuben Einzug gehalten. Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder mussten zurücktreten. Nur noch Mitglieder der Regierungspartei durften diese Ämter bekleiden.

Einem Bauern in einer kleinen Ortschaft bei Scheidegg gefiel diese Herrschaft überhaupt nicht. Was konnte man tun ? Nichts! Er wusste von dem Spruch, den ein Bauer vor über 100 Jahren an seinen Heustadel geschrieben hatte. Genau so könnte er doch auch protestieren und seine Gesinnung zum Ausdruck bringen! Da er gerade vom Maler das Haus neu anstreichen ließ, gab er ihm den Auftrag, auf die Fassadenplatten am Haus eben diesen Spruch:

Jez isch as halt a so....

zu malen.
Aber die neuen Machthaber nahmen Anstoß an diesem Spruch, wurde doch eine versteckte Kritik darin vermutet. So ist es nicht verwunderlich, daß die Polizei dem Hof öfters einen Besuch abstattete. Schliesslich wurde dem Hauseigentümer auferlegt, den Spruch zu entfernen. Zähneknirschend kam dieser der Aufforderung nach und drehte die Platten am Haus einfach um - damit war der Spruch nicht mehr zu sehen.

Nach Kriegsende normalisierte sich das Leben nach dieser menschenverachtenden Herrschaft wieder.
Die nun folgende Obrigkeit gefiel dem Bauern aber auch nicht so recht. Da hat er die Platten am Haus wieder umgedreht, so war erneut zu lesen:

Jez isch as halt a so....

Und er ließ noch darunter schreiben:

blos anderscht.

Dieser sicherlich wahre Bericht stammt von dem Geschichtenerzähler, Maler und Drehorgelspieler Armin Lingenhöl aus Scheidegg mit freundlicher Genehmigung. Gruß und Dank an dich, lieber Armin an dieser Stelle!

Der Spruch ist in folgender Tour zu sehen:

Westallgäu 5, Tief im Westen






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