Kaffeezeremonie 1
vielleicht wäre sie auch hier das Richtige an einem Regensonntag.
im gleichen Dorf, d.h. vis-à-vis des
und neben
wurden wir mit einer wunderbaren Kaffeezeremonie verwöhnt.
Die charmante Frau rannte noch rasch nach hinten, um ihr bestes Kleid anzuziehen.
Hier wärmt sie die mit kochendem Wasser gefüllten Kaffeekannen auf dem Feuer vor.
Der untenstehende Text ist lang, aber es lohnt sich ihn zu lesen ... wer mag ...
Unbestritten ist, dass Äthiopien das Heimatland des Kaffees ist. Jedoch gibt es die verschiedensten Legenden, wie der Kaffee dort entdeckt wurde. Die am weitesten verbreitete ist, dass die Menschheit die Entdeckung des Kaffees dem merkwürdigen Verhalten äthiopischer Bergziegen zu verdanken hat: Vor mehr als tausend Jahren sollen Hirten im abessinischen Hochlande der Region Kaffa beobachtet haben, dass ihre Ziegen des Nachts außer Rand und Band gerieten und sie mit ihrem Gemeckere um den Schlaf brachten. Sie suchten Rat bei den Mönchen im nahe gelegenen Kloster, die herausfanden, dass dort, wo die Herde graste, baumartige Büsche mit kirschenähnlichen grünen, gelben und roten Früchten standen. Sie probierten von den Früchten und gerieten ebenfalls in Hochstimmung. Den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte will zwar niemand beschwören, dennoch wird sie hartnäckig von Generation zu Generation weitergegeben.
Auf jeden Fall ist aber in Äthiopien die Zubereitung des Kaffees in seiner schönsten Form entwickelt worden. Denn Kaffee ist Nationalgetränk, im Übrigen das einzige bedeutende Exportgut, über das Äthiopien verfügt, und fester Bestandteil des Alltags, in der Stadt wie auf dem Land, im Norden, Süden, Osten und Westen.
Die Zubereitung ist reine Frauensache, Männer trinken zwar mit, aber von der Kaffeezeremonie haben sie einfach keine Ahnung. Der Tag wird gleich nach dem Aufstehen mit der ersten Kaffeezeremonie begrüßt, das erlaubt der Frau des Hauses eine beinahe meditative Ruhe, bevor sie in den Fleiß und die Mühen ihres Alltags entlassen wird. Wer einmal im Morgengrauen durch die Straßen von Addis Abeba oder einer der vielen Kleinstädte auf dem Land gelaufen ist, dem bleibt der köstliche Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen auf immer in seinem Gedächtnis.
Außerdem ist die Kaffeezeremonie ein wichtiges Zeichen der Gastfreundschaft. Wann immer ein Besucher ins Haus kommt, wird eine Kaffeezeremonie durchgeführt. Einem Gast keinen Kaffee anzubieten, aber auch umgekehrt, als Gast einen Kaffee abzulehnen, gilt als unhöflich. Darüber hinaus hat die Kaffeezeremonie eine wichtige soziale Bedeutung, besonders im Leben der Frauen. Wenn es zwischen Nachbarinnen oder Verwandten, zwischen Freundinnen oder Kolleginnen zu irgendwelchen Konflikten kommt, wird die Meinungsverschiedenheit bei einer Kaffeezeremonie diskutiert und ausgeräumt. Während einer Kaffeezeremonie wird so offen miteinander gesprochen wie zu keinem anderen Anlass. Meist erfolgreich; denn es kommt selten vor, dass sich bei einem Kaffee nicht eine Form von Verständnis entwickelt. So ist die Kaffeezeremonie nicht nur eine Alltagstradition, sondern auch eine überaus wichtige Geste von Versöhnung und Frieden.
Rohstoff für die Kaffeezeremonie sind die grünen, schon von ihrer roten Schale befreiten Kaffeebohnen. So liefert der Kaffeebauer sie beim Händler an. Die Rohkaffeebohnen werden zunächst in Wasser gewaschen und dann mit einem weichen Tuch oder aber den bloßen Händen trocken gerieben. Die so gesäuberten Bohnen werden in einer gewölbten Schale aus Blech oder Eisen aufbewahrt. Als nächstes folgt das Rösten, wobei die Schale als Pfanne dient. Sie wird auf den Blechofen voll glühender Holzkohle gestellt, vor dem die Gastgeberin, meist die Hausfrau oder eine Tochter, auf einem Holzhocker sitzt. Um sich herum hat sie auf dem Boden frische Gräser ausgebreitet, die man in Bündeln auf dem Markt gekauft hat. Das Gras auf dem Boden symbolisiert die Verbundenheit der Bewohner mit der Natur. Und den Wunsch, dass es immer grün bleibt. Die Frauen legen sich die Netala, den traditionellen Schal aus feinster Baumwolle, um Kopf und Schultern und machen sich andächtig an die Sache. Mit einem kleinen Strohfächer wird den Flammen im kleinen Ofen Luft zugewedelt. Die grünen Kaffeebohnen werden nun mittels eines Eisenhakens so lange auf der heißen Blechunterlage hin- und hergeschoben, bis sie den richtigen dunklen Farbton erreicht haben. Hier ist Geduld gefragt, da es seine Zeit dauert, bis die Bohnen richtig geröstet sind. Währenddessen verbreitet sich ein köstlicher Duft im ganzen Raum. Ist der Röstvorgang abgeschlossen, wird die Schale mit den heißen Kaffeebohnen von der Gastgeberin in die Runde gereicht, damit jeder den Duft aufsaugen kann. Anschließend werden die heißen Kaffeebohnen in einen Holzmörser gegeben und mit einem Stößel rhythmisch zu feinem Kaffeepulver zerstoßen. Gleichzeitig wird auf dem Ofen das Wasser in einer Jebanna, der äthiopischen Kaffeekanne, aufgekocht. Die Jebanna ist ein bauchiges Tongefäß mit einem schmalen, hochgezogenen, oben offenen Hals und einem langen Schnabel. Sobald das Wasser kocht, wird das Kaffeepulver mit einem Löffel in der Öffnung des Kannenhalses gegeben. Je nach Gewohnheit wird der erste Kaffee nun ein- bis dreimal aufgekocht, bis der Sud die richtige Stärke hat. In dieser Zeit werden einige Stückchen der glühenden Holzkohle auf ein krugartiges offenes Tongefäß gelegt und darauf wiederum ein paar kleine Brocken Weihrauch, die nun ihren unvergleichlichen Duft entwickeln. So wird die Feierlichkeit der Kaffeezeremonie betont. Durch den Raum zieht nun die sehr spezielle Duftmischung von geröstetem Kaffee, Holzkohle und Weihrauch, dazu der Dampf des köchelnden Wassers – ein sinnlicher Genuss. Zum Schluss wird auf der Holzkohle noch Popcorn oder Kollo, eine Mischung aus gestoßenen Gerstenkörnern und getrockneten Kichererbsen, geröstet. In manchen Gegenden Äthiopiens kochen die Frauen Gewürze mit. Das können Kardamomkörner oder Nelken sein. Auch eine Prise Salz, ein Stückchen Butter oder Milch werden mitgekocht. Die auf einem Holztablett bereitstehenden, kleinen, henkellosen Mokkatässchen, oft mit hübschen Bemalungen, werden nun noch einmal mit heißem Wasser ausgewaschen, dann wird eine gehörige Portion Zucker hineingegeben, mindestens zwei kleine gehäufte Löffel. Nun ist der Augenblick gekommen, in dem der Kaffee aus der Jebanna eingeschenkt wird, und zwar aus einer Höhe von etwa 20 Zentimetern, vor allem aber mit einem Guss in alle Tassen, bis auch die letzte gefüllt ist.
Während nun alle genüsslich ihren Kaffee schlürfen, kocht die Gastgeberin den zweiten Sud auf. Drei Tassen sind bei der äthiopischen Kaffeezeremonie Pflicht – und jede hat ihre besondere Bedeutung. Die erste Tasse, die stärkste, dient dem reinen Genuss. Während der zweiten Tasse werden die akuten Probleme besprochen. Die dritte und letzte Tasse schließlich dient dem Segen der Anwesenden.
Das Entscheidende einer Kaffeezeremonie ist bei Weitem nicht der pure Kaffeegenuss, sondern der Akt des Zusammenkommens und des Miteinander-Redens. Noch stundenlang zieht der Kaffeeduft durchs Haus, der der Inbegriff von Geborgenheit und Gemeinschaft ist.
Christiane S. 15/08/2014 22:53
DAS ist schön...!!!!!!!!!Das zu lesen macht Spaß.
Beim Leben habe ich immer mächtiger überlegt, ob man das nicht mal bei einer Feier / einem Fest in unseren Landen zelebrieren könnte, doch denke ich, hier würde es an einigem scheitern, zum Beispiel an: ...Als nächstes folgt das Rösten, wobei die Schale als Pfanne dient. Sie wird auf den Blechofen voll glühender Holzkohle gestellt... - ...aber wahrscheinlich auch an der Geduld der Gäste... :-))
Klasse.
Sehr gut.
Liebe Grüße - Christiane
HerbertKpn 26/07/2014 19:34
Das ist nicht nur ein sehr lebendiges, authentisches Bild, sondern auch eine wunderschöne Schilderung der Zeremonie. Ich habe sie ganz gelesen und habe (mit etwas Erfolg) dabei eine Vorstellung von den Düften und dem Geschmack bekommen. Sehr schön, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, das so ausführlich zu beschreiben. Ich bin sicher, dass der so zubereitete Kaffee, allein schon wegen der frisch gerösteten Bohnen, eine unvergleichliche Qualität hat.Lg Herbert
Christian Fürst 14/07/2014 21:04
nochmals Danke für die tolle Aufklärung. Die Dame wirkt vornehm. und ihr Haushalt ist es sicher auch, wie man im HG siehtCF
Adrianus Aarts 14/07/2014 8:04
Feine aufnahme MargueriteSUPER interessante und lehrreiche info
Danke HERZlich, wieder was gelernt
LG Ad
† Dieter Uhlig. 13/07/2014 18:45
sehr interessant gemacht***
Ruth Bernegger 13/07/2014 18:07
das ist ein sehr interessanter Bericht über diese Zeremonie mit sympatischen BildernLG Ruth
Gerd Frey 13/07/2014 17:58
schöne serie.Kyra Kostena 13/07/2014 14:44
Einmal mehr darf ich aus deinem reichen Schatz an Erlebnissen teilhaben. Danke Marguerite, sehr interessant diese wichtige Tradition. Liebe Grüsse PriscaChrista D. 13/07/2014 14:22
danke für das schöne Foto von der Zeremonie und den sehr interessanten Infotext dazu ! Einen gemütlichen Sonntag noch wünscht dir, ChristaL. Rüegg 13/07/2014 14:05
Liebe Marguerite, was für eine schöne Zeremonie bei dieser Sympathischen Frau.Und deine Info hoch Interessant zum Lesen, vielen Dank.Liebe Grüsse die gerade am Kaffee sitzenede Lotti