Karwoche - Karfreitag

Karwoche - Karfreitag

Karfreitag in Pollenca - Büßen auf 365 Treppenstufen
Nach der Andacht in der kleinen Wallfahrtskapelle von 1794 auf Pollencas Kalvarienberg beten noch einige Gläubige zum lebensgroßen Kruzifix auf dem Vorplatz, das von zwei Pollencins in römischen Gewändern bewacht wird. In der Dämmerung beziehen zwei römische Soldaten Stellung am riesigen Holzkreuz, das auf Pollencas Kalvarienberg errichtet wurde. Entlang der 365stufigen Treppe werden alle Öllampen entzündet. Die Treppe ist breit wie ein Weg.

Erst, wenn es stockdunkel ist, setzt sich die Prozession oben auf dem Kalvarienberg in Bewegung. Ganz langsam. Schritt für Schritt. Dazu ein monotones meditatives Trommeln als einzige Geräuschskulisse. Von vermummten Büßern mit spitzen Hüten (Nazarenos) begleitet, wird am späten Abend die in ein schwarzes Spitzentuch gehüllte Christus-Statue im Rahmen einer stimmungsvollen Kreuzabnahme-Prozession treppab vom Kalvarienberg in die Pfarrkirche "Nostra Senyora dels Angels" getragen. Dort zelebriert die Gemeinde eine Mitternachtsmette. Pollenca ist inselweit berühmt für seinen mystischen Karfreitag.
Begleitet wird die Prozession von den Büßern. Es wirkt etwas angsteinflößend, denn die Büßer ähneln sehr den Mitgliedern des Ku Klux Klans. Das lange Gewand, welches bis zu den Füßen reicht, hat häufig oben eine geschlossene spitzzulaufende Kapuze, die Capirote. Sie bedeckt nicht nur den Hinterkopf, sondern auch das Gesicht. In der Capirote sind nur zwei Löcher für die Augen eingefasst. Die Büßer sind also in ihrem Gewand vollkommen anonym. Man weiß nicht, wer sich dahinter verbirgt.

Die Capirote gab es übrigens schon zu Zeiten der spanischen Inquisition im 15. Jahrhundert. Das Gewand hat also rein gar nichts mit dem Ku-Klux Klan zu tun! Jede Bruderschaft hat ihre eigene Farbe, was sich in den Kostümen der Büßer widerspiegelt. Einige sind lilafarbend oder komplett weiß, andere haben ein schwarzes Gewand mit einer weißen Capirote. (vgl. Mallorca today und mallorca expert)
In diesem Jahr fallen alle Prozessionen etc. aus. Die Erinnerung an alte Zeiten und die Aussicht auf kommende bessere Zeiten soll dieser Beitrag wiedergeben. In Gedanken sind wir mit Sicherheit bei den Spaniern, fühlen und hoffen mit Ihnen.