Kerzenzieher
Mit der Herstellung von Wachskerzen und Talglichtern sicherte sich der Lichtermacher seinen Lebensunterhalt. Bauer, Handwerker, Kaufleute sowie alle Klöster verwendeten diese Beleuchtungsmittel über das Mittelalter bis zur Neuzeit.
Ein arbeitsintensives Handwerk war im Mittelalter das des Kerzenmachers. Einer seiner Grundstoffe wer das Bienenwachs. Zahlreiche Haushalte hielten eigene Bienenstöcke. Da der Honig, ein natürliches Produkt Jahrhunderte hindurch der einzige Süßstoff war. Um die steigende Nachfrage nach Wachs zu befriedigen, wurde es im Spätmittelalter zum Teil aus Russland eingeführt und war damit ein wichtiges Handelsgut im damaligen Osthandel". Das Wachs war einerseits Abfallprodukt der Honiggewinnung, anderseits aber auch wertvolles Ausgangsprodukt für die Herstellung von Kerzen. Elektrizität gab es natürlich noch nicht und auch die Petroleumlampe kam erst im 13. Jahrhundert auf. Kienspäne, Fettlampen sogenannte „Tranfunzeln" und Kerzen waren die einzigen Leuchtmittel. Während die Kienspäne und Fettlampen stark rußten, stanken und auch nicht lange hielten, waren die Wachskerzen relativ sauber und verbreiteten als Naturerzeugnisse einen angenehmen, an Honig erinnernden Geruch. Daneben gab es allerdings auch Talgkerzen aus tierischem Fett, die weniger lange hielten und schlecht rochen.
Doch auch bei der Talgkerzenherstellung, die zum Teil von Metzgern nebenher betrieben wurde, zeigte sich wieder das Prinzip der Kreislaufwirtschaft und fast vollständiger Abfallverwertung. Auch Fettabfälle aus dem Schlachterbetrieb konnten durch das Kerzenmachen noch einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden.
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