Kohlependel III : volle Fahrt durch Reuden.

Kohlependel III : volle Fahrt durch Reuden.

Kohlependel III : volle Fahrt durch Reuden.
Die weißen Dampffähnchen an Mischvorwärmer und Zylinderhähnen verraten das fahren der Lokomotive mit gut geöffnetem (Dampf)Regler. Die Beschleunigung ist noch nicht abgeschlossen. Auch erkennt man gut, das der Heizer gerade wieder eine Schaufel nachgelegt hat obwohl das Feuer noch nicht durchgebrannt scheint. Letzteres verrät die eher graue anstatt weiße Abdampffahne. Das ´schwarz´ im Hintergrund ist bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Profen durch die noch unvollständige Verbrennung der beim Halt aufgelegten Kohle entstanden. (Detaillierter möchte ich hier den Verbrennungsprozeß nicht beschreiben, aber jeder der früher einmal einen Kohleofen beheizt hat, weiß wie Verbrennung abläuft.)
Für mich als Fotograf eine schöne weite Dampffahne die harmonisch zum Betriebsablauf paßt und dem Betrachter in die Szene mitnimmt. Eine herrliche Dynamik, gezeigt allein nur durch die verschiedenen Dampfentwicklungen. So etwas kann man beim Museumsdampfzug eher nicht beobachten. Das ist wie früher zur Dampfzeit.

´Kohlependel´ … so hieß das früher.
… und wird nun als Wort bald in Vergessenheit geraten, in der Kiste für ausgestorbene Wörter abgelegt. (Man denke z.Bsp. an den Dreikäsehoch, welcher früher staunend eine Dampfmaschine am Bahnsteig betrachtete.)
Nicht weil die Kohle pendelte, sondern der Zugverband kontinuierlich zwischen Tagebau und Kraftwerk pendelte. Auch Bunkerzüge genannt, weil mit der beförderten Rohbraunkohle die Kraftwerksbunker aufgefüllt wurden.
Im Jahr 1997 wurden bereits schon einmal zwei Tage lang diese Züge zwischen Profen und Küchwald per Dampfkraft befördert. Damals wohl noch zu den kurze Zeit später stillgelegten 3Stk. 25MW-Kraftwerksblöcken des Heizkraftwerk Nord I nach Küchwald. Nun, 26 Jahre später kam zwei Freunde auf die Idee, dies per Dampfkraft zu initiieren. Dieses Mal aus Anlaß der letzten Zuführungen an Rohbraunkohle vor der wenige Tage später im Januar ´24 stattfinden Stilllegung des kohlebefeuerten Heizkraftwerk Nord II mit seinen 2x 160MW Kraftwerksblöcken in Küchwald. Der in Chemnitz weithin sichtbare 300m hohe Kamin (sächsich: Esse) bleibt erhalten, der Strom und die Wärme werden nun mit Erdgas erzeugt.
Mit großer Unterstützung von örtlich Verantwortlichen, von Mitarbeitern der Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahnfreunden gelang dieses Vorhaben am 29.+30.Dezember 2023.
Da nun für Dampflokomotiven die Einsatzbedingungen auch immer schwieriger werden, wurde am 29.12. der Fahrweg über Zeitz Gera gewählt. Damit brauchte die Dampflok in Chemnitz nicht gedreht zu werden, was (mangels Drehscheibe oder befahrbare Gleisdreiecke) eigentlich nicht mehr möglich ist. Am 30.12. wurde die klassische Route über Geithain befahren, und die Dampflok mußte am Abend mit dem Tender voran von Chemnitz Richtung Leipzig zurück fahren.