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Stimme aus dem Off


Free Account, dem Off, wie gesagt.

La Recoleta

Ich saß mit meinem Glück in der warmen Küche und trank Kaffee. Plötzlich meinte ich, ein Klopfen zu hören, aber ich dachte, niemand würde es wagen, mich mit meinem Glück zu stören. Aber es klopfte wieder und wieder und so riß ich die Tür auf. Vor der Tür stand das Unglück. Ich hatte es mir immer groß, schwarz und bedrohlich vorgestellt, aber es war klein, verlogen und jämmerlich. Als ich mich umdrehte, war das Glück weg. Stattdessen lebt jetzt das Unglück bei mir. Es wacht neben mir im Bett auf, es sitzt an meinem Frühstückstisch. In meinem Büro steht es in der Ecke, und wenn ich nach Hause fahre, sitzt es neben mir im Auto. Es nervt mich. Ich glaub, ich schmeiß es wieder raus.

Commenti 5

  • Stimme aus dem Off 26/11/2008 23:20

    Danke für Eure Anmerkungen. Die Figur stellt die jung verstorbene Tochter einer reichen Familie aus Buenos Aires dar, deren sterbliche Überreste in der Familiengruft sie bewacht.

    Ich gehe mit allen oben getätigten Aussagen d'accord, insbesondere der des Älteren Olaf.

    Alfons: Pech=eine schwarze, zähflüssige, teerartige Masse, siehe Pech (Stoff);
    eine unheilvolle Fügung oder eine Verkettung mehrerer Ereignisse, siehe Unglück (Wikipedia natürlich)
    Andererseits steht der Schornsteinfeger auch für Glück.

    Franz Josefs Gedicht hab ich auch gefunden:

    Glück und Unglück

    Das Glück ist eine leichte Dirne,
    Und weilt nicht gern am selben Ort;
    Sie streicht das Haar dir von der Stirne
    Und küßt dich rasch und flattert fort.

    Frau Unglück hat im Gegenteile
    Dich liebefest ans Herz gedrückt;
    Sie sagt, sie habe keine Eile,
    Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.

    Heinrich Heine, 1797-1856
  • Franz-Josef Wirtz 26/11/2008 22:04

    Dein feiner Text erinnert mich an eine ähnliche Geschichte von den Damen Glück und Unglück dereinst gereimt von Heinrich Heine, hier in Stuttgart bisweilen in der Straßenbahn als Aufkleber zu lesen.

    Als Kur empfehle ich zur äußerlichen Anwendung eine Abreibung:
    Immer auf der Suche stolpern manche drüber
    Immer auf der Suche stolpern manche drüber
    Franz-Josef Wirtz
  • Alfons Gellweiler 26/11/2008 14:11


    Es macht natürlich auch für das Glück empfänglich, das Unglück.
    (Warum denkt man es sich eigentlich schwarz?)

    Grüße
    Alfons
  • Olaf Rocksien 26/11/2008 8:22

    Ist "Glück" denn tatsächlich mehr als die befristete Abwesenheit von Unglück und es kam nur, wie es kommen mußte? Aber es bleibt der Trost, daß sowohl 'Glück' als auch dessen schwarzes Pendant stets Definitionssache bleiben und so solltest Du das derzeitige 'Unglück' an Deiner Seite einfach in ein neues Gewand der Betrachtung kleiden und schätzen lernen - es geht, echt!

    O.d.Ä.
  • Martin Taube 26/11/2008 1:26

    "Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht, der irgendjemandem gefällt."

    Friedrich Hebbel