Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Labskausromantik in Wilhelmsburg 8

http://www.labskausromantik.de in Aktion in Wilhelmsburg

Foto von meiner Frau.

Labskausromantik in Wilhelmsburg 1
Labskausromantik in Wilhelmsburg 1
Matthias von Schramm


Labskausromantik in Wilhelmsburg 2
Labskausromantik in Wilhelmsburg 2
Matthias von Schramm


Und heute eine neue Geschichte geschrieben

Im eigenen Saft 1

Vater sah immer gerne auf den Hafen, wenn sich der Morgennebel auf den Hüten der Leute ablegte und dumpf die Schiffsirenen die Ferne besangen und Dieselmotoren klopften. Wir saßen hier oft bis Mittags. Der Kellner verbeugte sich artig, wenn Vater seine Bestellung auf später verschob. Nur wir Kinder durften zwischendurch eine Cola trinken, oder eine gelbe Brause. Cola war Vater eigentlich suspekt. Aber man wollte ja auch modern sein. Mutter ging immer wieder zu Garderobe und bürstete unsere Kleider ab. Es war der Staub der Stadt und die gierigen Blicke der Mädchen, welche sie beunruhigten. Der Kellner mahnte sie, dass dies hier nicht üblich sei. Mutter konnte sehr energisch sein. Sie käme schließlich aus Siebenbürgen mit Stolz und allem drum und dran und müsse sich nicht von einem Pinguin, der wohl dem Dialekt nach auch eingewandert sei, (wohl Dortmund woll) sagen lassen, was üblich wäre.

Dennoch versuchte sie der junge Herr öfter und sehr freundlich von ihrer Bürsterrei abzubringen, denn er schien doch Mut zu haben, oder einen Chef, der ihn drängte. Aber er gab schließlich auf, weil Mutter laut wurde und etwas bedenklich Gewalttätiges in ihrer Stimme lag. Vater machte das zufrieden, nahm sich nun seiner Zigarre an und aschte demonstrativ aufs Parkett.

„Entschuldigen Sie bitte, dass kein Ascher bereit stand!“, schnaufte der Kellner mit hochrotem, bohnenförmigen Kopf.
„Papperlapapp, einmal Labskaus für die ganze Bande und für mich. Viel Pökelfleisch im eigenen Saft getrieben und mit mehlig kochenden Kartoffeln. Auf den Hering verzichte ich und Gemüsegarnitur ist auch nur was für die Frau und die Kinder!“

„Jawoll der Herr!“
„Eine Haltung, wie ein Pennäler hat der. Naja, gebrochenes Kreuz macht stark!“, bemerkte mein Vater und las mit der Lesebrille die Getränkekarte. Mit dickem Zeigefinger winkte er den Kellner noch mal an den Tisch.
„Eine Flasche Aquavit für meine Frau und mich!“
„Sehr wohl!“

...

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