Lago Grey... und der Tag auch!
Daß das Wetter auch ganz anders als im letzten Bild aussehen kann, kann man in Patagonien in nahezu stündlichem Wechsel erfahren. Wobei wir uns nicht beschweren können: in 4 Wochen gerade mal 2 1/2 Tage Regen ist für chilenische Verhältnisse kaum zu toppen.
An diesem Tag hatten wir uns für die Bootstour zum Gletscher angemeldet. Am Vorabend war es noch durchwachsen gewesen, so daß die Chance auf gutes Ausflugswetter für den Folgetag bei fifty/fifty stand. Leider trafen die schlechten 'fifty' ein - Nebel, Regen, Sturm und heftiger Seegang. Das Boot, die 'Lago Grey II' fuhr trotzdem und der begleitende "he lücht"* wurde nicht müde, uns die Umstände schön zu reden. Nachdem aber auch der letzte der an Bord befindlichen acht Japaner und sogar zwei Franzosen die Gesichtsfarbe auf 'grün' gewechselt hatten, fühlte sich der Kapitän bemüßigt, nach zwei Dritteln der 18 km langen Strecke aufzugeben und umzukehren. Wären wir an Bord eines unsinkbaren DLRG-Rettungsbootes gewesen, hätte uns das mit jeder Welle halb eintauchende Boot wenig Sorgen gemacht. So aber atmeten auch wir - trotz nicht vorhandener Übelkeit - erleichtert auf, denn die Vorstellung, nur mit der "Helly Hansen"-Rettungsweste im eiskalten Wasser zu treiben, war nicht wirklich reizvoll.
Anstandslos wurde uns der mit 80 € pro Person nicht ganz billige Ausflugspreis zurück erstattet, ging aber am nächsten Tag trotzdem über den Tresen, da das Wetter es sich kurzfristig anders überlegt hatte ;-).
* "he lücht" = "er lügt" plattdütsch für die Seemansgarn spinnenden Barkassenkapitäne im Hamburger Hafen.
Seit April 2016 ist die FC nicht mehr mein fotografisches Zuhause. Meine bisherigen FC-Fotos und viele neue Bilder findet ihr jetzt unter https://bernis-bilderwelt.de
Wolfgang Kölln 21/02/2011 19:40
Ein spannende Geschichte, Bernd; eure Bedenken kann man leicht nachvollziehen! "He lücht" nennen wir übrigens auch ein simples Kartenspiel, bei dem man tatsächlich manchmal lügen muss, um weiterzukommen... ;-)Gruß Wolfgang
Ernst Heister 20/02/2011 19:04
Mein erster Blick hat diesem geheimnisvoll leuchtenden Eisberg gegolten und mein letzter wir ihm auch gelten. Eine "öde" und faszinierende Landschaft und ein gut aufgebautes Bild, aber für mich hat das bischen Blau hier eindeutig das Sagen!Grüße, Ernst
Bernd Dietrich 20/02/2011 16:38
@ GerdDen Eisberg empfand ich eigentlich als willkommenen Farbfleck in einer grau dominierten Umgebung. Zudem finde ich seine Form bemerkenswert, weil sie sich in Ansätzen im Profil der Bergkette wiederholt. Und der Seegang entpuppte sich erst weiter draußen auf dem See als äußerst unschön - sonst wären die wahrscheinlich von vornherein gar nicht losgefahren.
@ Axel
Der schwarze Lavastrand ist relativ eben, allerdings hat sich unmittelbar an der Uferkante ein durchgängiger Wall aus Lavaasche gebildet, was den durch das Tele gestauchten Eindruck etwas irritiert ;-)
Bernd
Axel Wesche 20/02/2011 16:11
jetzt betrachte ich Dein Bild schon eine ganze Weile und vermute mal, daß es an der Perspektive liegt, es muß wohl bis zum Wasser nochmal ein Stück abwärts gehen, sieht irgendwie irreführend aus, über das Wetter braucht man sich hier wohl nicht zu unterhaltenwas die stürmische Seefahrt anbelangt, als wir in NZ zur Südsee gefahren sind, dacht ich der Kaffee läuft mir aus der Tasse :-)
lg Axel
Gerd Frey 20/02/2011 16:07
Hier ist der Seegang jedenfalls auch für einen Schweizer tauglich :-))Mir gefallen die geheimnisvollen Berge im Nebel mit ihren Abstufungen und auch der sandige Vordergrund mit seinen Prielen. Der Eisberg ist für dich sicher das Hauptmotiv gewesen, wirkt für mich mit seinem leuchtenden Blau/Türkis allerdings etwas wie ein Fremdkörper.
vg Gerd