"Lasst den Krüppel doch auf der Straße pennen!"
Blogger gesucht! Bitte schreibt über den Gnadenacker! Mehr Infos und Bilder lass ich euch gern zukommen!
Vorstellung der Bewohner des Gnadenackers, den die Stadt München räumen lassen will, weil er die schöne Bundesgartenschau stört. Die Obdachlosen dürfen sich dann ihre Bauwagen für 500E/Stück aus der KFZ-Verwahrstelle abholen.
Dabei ist der Acker Privatgelände und ordnungsgemäß gepachtet! Aber die Nutzung widerspricht dem Baurecht, also sollen die Leute (die hier seit 1996 sehr gut organisiert unter einem gemeinnützigen Verein in Selbstverwaltung leben) weg.
Mehr Infos unter diesem Bild:
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Als ich mit Blacky, der Rottweiler der den Bewohnern des Ackers bei der Brandstiftung im Januar das Leben rettete, spielte (oder besser er mit mir) traf ich auf Rudi. Ich stellte mich vor und wir sprachen ein bisschen über dies und das und was ich hier mache und so. Als ich ihn auf den mir vertrauten Dialekt in seiner Stimme ansprach und es sich herausstellte, dass wir beide ursprünglich aus Thüringen stammen, war das Eis schnell gebrochen. Trotz seines eher rauen Äußeren erkenne ich den verschmitzten Kern und das schelmische Lächeln – auch wenn hier grad niemandem zum Lächeln zumute ist.
Ich bat ihn, mir ein paar Fragen zu beantworten und wir setzten uns in die kleine Grillhütte zwischen den Wagen.
S: Rudi, erzähl doch mal ein bisschen über Dich.
Naja, ich bin 60 Jahre und der Älteste hier. Ich bin nach München gekommen um hier zu arbeiten, aber hab dann meine Arbeit verloren. Später hatte ich einen Unfall und mein Knie ist hin. Seitdem bin ich schwerbehindert. Als mein Mietvertrag ausgelaufen ist und nicht verlängert wurde, lebte ich auf der Straße und kam später über den zweiten Vorstand vom Verein auf den Acker.
Im Mai 2004 war das. Arbeit krieg ich keine mehr, jetzt muss ich halt von Hartz4 leben.
S: Wie kommst Du denn mit Deiner Behinderung hier zurecht?
Naja, ich sag mal, ich bin halt hier behindertengerecht untergebracht. Also klingt vielleicht blöd, aber im Wohnheim, da sollte ich in den zweiten Stock und dann die Toilette im Erdgeschoss. Das macht mein Knie nicht mehr mit. Hier die 3 Stufen in den Wohnwagen gehen, das ist kein Problem.
S: Fühlst Du Dich wohl hier?
Ja klar! Ich hab damals dringende Hilfe durch die Leute vom Acker bekommen. Und hier hab ich was zu tun und eine Aufgabe. Da gibt’s immer was.
Und ich kann mich hier einrichten wie ich will, da schreibt mir keiner was vor. Da kann ich in ruhe Musik hören oder was lesen oder fernschauen. Was halt jeder normale Mensch zuhause auch so macht.
Aber aufräumen muss ich natürlich auch – da guckt der Peter immer ganz genau, dass da jeder Ordnung hält. Ohne geht’s nicht.
S: Wie soll es denn weitergehen bei Dir?
Hm, ich bin zufrieden so wie es jetzt ist. Also wir wollen halt alle hierbleiben, bis sich vielleicht was besseres findet! Jetzt wieder zurück ins Wohnheim – das ist doch wie in der Kaserne. Da hat man doch gar keine Freiheiten und um 10 geht das Licht aus und jeder hängt an der Pulle....
Weiteres Portrait aus der Serie:
T. Schiffers 29/07/2016 20:18
starkes foto...packende geschichte dazu.tinocdcbekjqvbekvb 01/04/2005 21:25
oh mann, ich bin entsetzt! das es solche "menschen" gibt, die so eine wunderbare alternative zum sinnlosen, gefählichen und perspektivlosem leben auf der straße verhindern wollen!!M A R C K 30/03/2005 3:53
flowers count more than humans*FREE STATE of BAVARIA*
what a shame...!
Any Won 24/03/2005 0:04
gratulation der serie,kompliment dem engagement!
Michael Gillich 23/03/2005 22:27
Gratulation!lg MIKE
Mask Girl 23/03/2005 19:23
Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Jaja unser "sauberer" Staat. Nach aussen soll ja alles sauber und rein sein, doch die Wirklichkeit ist leider anders. Sollten sie lieber das Geld für die Bundesgartenschau den Obdachlosen widmen und ihnen eine vernünftige Untekunft gewähren, damit sie nicht mehr im Bauwagen schlafen müssen, doch noch 500 € zahlen um sich ihr Eigentum wieder abzuholen, welches ja auf diesem Privatgrundstück gepachtet wurde. *kopfschüttel*Mein Motto ist leben und leben lassen, doch so nimmt man ihnen den letzten Rest den sie ihr Eigen nennen dürfen. Ich kanns nicht verstehen.
UNTERKUNFT DEN OBDACHLOSEN!!!!! *schildhochhalt*
LG MaskGirl
PRO für das Bild und Dein Engagement
Contra unserer Regierung
Dagmar Kesting 23/03/2005 18:44
gute reportage.Andreas Berdan 23/03/2005 18:42
@Christoph: "Aber die Nutzung widerspricht dem Baurecht", das steht im Bildtext. Das hab ich gelesen.Ich kenne den Gnadenacker nicht. Was ich vorsichtig versucht habe ist, Ursache, Wirkung, und Lösungsansatz im Zusammenhang mit den allgemeinen (Lebens)bedingungen in Stadt und Gesellschaft herauszuarbeiten. Ich erhebe nicht Anspruch auf Richtigkeit, sondern liefere hiermit einen Diskussionsbeitrag zum Doku-Bild.
Übrigens sprach ich nicht vom "Obdachlosenheim" sondern von zugewiesenen kleinen Sozialwohnungen, das möchte ich betonen.
Aber vielleicht findet sich ein anderes Grundstück, wo das Auge der Besucher der Gartenschau (was ist das eigentlich für eine erlauchte Zielgruppe?) nicht "beleidigt" wird....
Wünsche noch viel Erfolg bei dieser Aktion!
LG, Andreas
Patrick Kaut 23/03/2005 14:52
Fin ick sehr jut von Dir!Verdiente Emphatie!
AA
Sebastian Unterreitmeier 23/03/2005 14:17
andreas, ich kann nur kurz drauf eingehen:was das voting angeht bin ich froh, dass es inzwischen über 1500 clicks auf dem bild sind und viele erst über das voting auf die geschichte aufmerksam wurden. das zählt.
zur wohnungssache: die stadt münchen würde den bewohnern sozialwohnungen geben. dann wäre der acker weg, alle wären glücklich, manuela* würde sich wieder die arme aufschneiden und leute wie georg* u.a. würden jeden abend ne pulle schnaps weghauen und sich ins koma saufen (auf dem acker ist gemäß alkoholverordnung schnaps verboten, betreten des ackers im schnapsrausch auch verboten).
die menschen dort unterstützen sich in der gemeinschaft und helfen sich. das ist das erfolgsrezept des ackers. siehe auch die projekte:
http://www.dieameise-ev.de/index.php?id=5
achja, die ameisen würde vom acker wegziehen - kein problem! es muss nur ein geeignetes ausweichgrundstück her und daran hängt es.
*portraits folgen, muss noch prints machen, vielleicht morgen.
Christoph Lauber 23/03/2005 14:17
andreas:eine der vielen wurzeln allen übels in der fc ist, daß leute schreiben ohne vorher gelesen zu haben.
das gelände ist nicht illegal besetzt. es gibt auch diese kleinen wohneinheiten, aber diese menschen hier haben sich entschieden, ihr schicksal selbst zu gestalten. wozu sollte da also eingegriffen werden?
denke global, handle lokal. es ist klar, daß viel zu tun ist. aber nur weil viel zu tun ist gar nicht erst anfangen...? nö.
Nachtrag: soll kein angriff sein, ich lege nur meine gedanken dar :)
Andreas Berdan 23/03/2005 14:04
Natürlich haben hier alle mit pro gevotet. Das ist ja auch politisch korrekt.Ich vote hier überhaupt nicht, möchte aber auch meinen Senf dazu geben. Ich bin schon der Ansicht, dass nicht überall (wenn dieses Beispiel schule macht, na danke) einige Leute einen Acker zu Wohnzwecken illegal umwidmen können. Das hat gar nichts mit Härte etc. zu tun, sondern das Zusammenleben - vor allem in großen Ballungsräumen - funktioniert nur, wenn gewisse Spielregeln und Verordnungen von allen eingehalten werden. Dafür hat die Stadtverwaltung zu sorgen. Sonst versinkt alles in Anarchie.
Aber eine andere Frage: Wieso gibt es in der Weltstadt mit Herz keine kleine Wohneinheiten für Obdachlose so wie hier bei uns in Wien? Hier versucht man den alten Menschen von der Straße nach und nach eine kleine Sozialwohnung zuzuweisen. (Trotzdem gibt es natürlich auch bei uns - speziell durch die starke Zuwanderung aus dem Osten - ein Obdachlosenproblem)
Ja ja, wir kennen das eh` schon!
KEIN GELD!
Jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Die Kommunen haben alle kein Geld, weil sich die großen ortsansässigen Unternehmen (EU-weit) aus ihrer sozialen Verantwortung verabschiedet haben. Nicht nur, dass sie die Leute zu Tausenden rausschmeissen, sie zahlen auch ihre Abgaben im steuerschonenden Ausland. Das Ergebnis wird hier dokumentiert. Dafür aber werden Millionen versklavter Arbeiter in Fernost zu menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt. Produktionsverlagerung, nennt man das so schön! Diese produzieren dann Produkte, die hier zu europäischen Marktpreisen unter die Leute gebracht werden. Hier verdienen die Konzerne das unverschämte 3. Mal. Mal sehen wie lange das Spiel zu gunsten der Reichen und Superreichen noch so weitergeht
Hier sehe ich die Wurzel allen Übels!
LG, Andreas
Sebastian Unterreitmeier 23/03/2005 13:55
danke euch. auch an die offenen contras. und danke an jörn fürs vorschlagen und für die tipps zum printen. beim nächsten bild wird alles besser, hoffentlich ;)@i.meier: lass sie, muss nicht jedem gefallen. :)
der abzug/scan hätte auch besser sein können, aber ich hab einfach null zeit im moment und wollte die bilder schnell rausbringen - die webseite des vereins und presse/öffentlichkeitsarbeit sind grad wichtiger. neue bilder vielleicht morgen, bzw. eins hab ich grad noch:
Ines Meier 23/03/2005 13:52
wunderbar - herzlichen glückwunsch... ich frag mich was die 141 contravoter für contra halten?! ach so war kein vögelchen auf dem bild....ich hoffe die können ihren acker behalten...
Daniel W 23/03/2005 13:52
wahnsinns potraitdie geschichte bewegt spiegelt aber die sozialfreundliche politik des freistaates und der einwohner wieder...
schockierend
gruesse