Leben mit dem Braunkohletagebau: Naturdenkmäler und Fabelwesen chancenlos
Zu sehen ist das Naturdenkmal "Linde Borschemich" und der Kopf einer steinernen Schlange (vor dem Haus eines Inneneinrichtungsbetriebes, der aus einer örtlichen Schreinerei hervorging). Das Dorf Borschemich, das zur Stadt Erkelenz gehört, liegt im Garzweiler II. Das offizielle Umsiedlungsverfahren begann Anfang 2006. Einzelne siedelten bereits früher weg, so dass schon einige Häuser leer stehen. Vom Kopf der Schlange verdeckt wird das Umsiedlungsbüro, das gemeinsam von der Stadt Erkelenz und vom Bergbautreibenden besetzt wird und die Dorfbewohner berät. Das Neubaugebiet in Erkelenz-Nord wird gerade erschlossen. Die sagenträchtige Linde und das Mythenwesen sind genauso wie der nahebei als Denkmal stehende Sankt Martinus machtlos gegen die Pläne des Bergbautreibenden. Die Erweiterung des Tagebau Garzweiler über die Autobahn A44 hinaus nach Westen wurde 2005 zuletzt gerichtlich bestätigt, als die Städte Erkelenz, Mönchengladbach, der BUND und einzelne Betroffene geklagt hatten.
Standort "Linde Borschemich", Ecke "Marienstiftstraße", "Immerather Straße" und "Keyenberger Straße"
http://maps.google.com/maps?t=k&hl=en&ll=51.08012,6.42965&spn=0.001965,0.004302&om=1
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Als Bewohner eines zur Umsiedlung vorgesehenen Ortes kann man leicht das Gefühl haben, gegen übernatürliche Mächte ankämpfen zu müssen, die vom Konglomerat der Bergbaukonzerne, den Behörden, Gerichten etc. gebildet werden. Die heutigen Großtagebaue sind auf die Ausbeutung innerhalb einiger Jahrzehnte angelegt und entsprechend datieren die Planungen weit zurück. Wer hat schon einen so langen Atem, die Vorbereitungen bereits rechtzeitig zu erkennen und dann die ganzen Jahre etwas dagegen zu versuchen? Haben die Eltern bereits etwas unternommen? Wer ist überhaupt der "Gegner"? Und wer ist ein "Verbündeter"? Im Laufe der Zeit vermischen sich diese Lager immer wieder. Die einstmaligen Koalitionsverhandlungen von Rot-Grün haben die Grünen die Kröte Garzweiler II schlucken lassen. Der Abfall von vielen Gläubigen von der Kirche haben in der Spitze des Bistums Aachen die einstige Zusage für einen eigenen Kirchenbau zum "Geschwätz von gestern" werden lassen, das niemanden mehr kümmert. Im Beratungsgebäude sitzen Stadt Erkelenz und Bergbautreibender einem gegenüber, wenn man wissen will, wohin denn jetzt. Die Stadt hatte noch zu klagen versucht, nun muss sie selbst die Planung durchführen und bei der Erschließung mitbezahlen. Und sowieso die Offiziellen? Wessen Interessen vertreten sie? Wie lange? Wer weiß schon, was im Hintergrund gemauschelt wird, wer wo im Aufsichtsrat sitzt oder anderweitig verbandelt ist. Klüngel gab es zu allen Zeiten. Und der Nachbar? "Hast Du schon verkauft? Und was hast Du bekommen?" - das darf hier nicht gefragt werden. Der Wettlauf um die besten Ersatzgrundstücke am Umsiedlungsstandort lässt manchen doch noch schwach werden. Es gibt ja keine Wahl mehr.
Ja, wenn die Fabelwesen nur zum Leben erweckt werden könnten und die Geister der Natur die Oberhand zurück gewännen.
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Kamera: Canon EOS 350D, EF-S 18-55, etwas nachbearbeitet., Aufnahme vom 25.04.2006
Franz-Josef Wirtz 12/05/2006 12:31
Die Linde ist übrigens 350 Jahre alt.Theophanu 05/05/2006 21:27
es ist nicht nur um die irre linde schade...gute, wertvolle infos von dir.
lg uta
Angelica Hofmann 05/05/2006 13:59
das steht aber nicht mehr es ist weg so weit ich weiss,nein seh grad es sieht nur ähnlich aus wie das haus in otzenraht was weg ist :-(
lg geli
Franz-Josef Wirtz 05/05/2006 11:22
Ja, der Tagebau Garzweiler I hieß früher Frimmersdorf-West und die westliche Erweiterung, damals noch bündig entlang der A46 bis an Erkelenz heran, Frimmersdorf-West-West. Auf etwas älteren Kartenwerken steht es auch noch so.