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Th. Maess


Premium (Pro), Ulm

Lektüre

Ich las am Ufer der dalmatinischen Küste das Buch „Vergessene Engel“ von Maja Haderlap, wurde davon ganz und gar eingenommen, las und las bis zum Ende in dieser Erzählung, die eine Geschichte, nein viele Geschichten über Slowenien erzählten, über den Partisanenwiderstand im 3. Reich, den unsäglichen deutschnationalen Tönen gegen diesen Widerstand nach dem Ende des Weltkrieges, die subversiven Unterstellungen der Kärntner jenseits der Grenzen über den Kampf der Aufrechten, als hätten sie gegen das Volk der Österreicher gekämpft und nicht gegen die Diktatur. Slowenen in Österreich – eine Minderheit, die mir bislang überhaupt nicht bewusst war, von der ich nichts wusste und die in der großen Politik nicht vorkam, wohl aber in den Schenken diesseits und jenseits der Grenzen zwischen Österreich und dem ehemaligen Jugoslawien. Dass der slowenische Widerstand von Tito gewürdigt wurde, machte ihn in den Augen der Österreicher noch suspekter. Und nun, nach dem Zerfall Jugoslawiens, brechen alte Ressentiments auf; dennoch, ich erfahre es beim Besuch der kleinen slowenischen Dörfer Jelendol, Golnic und Prevalje, ist die Aufnahme in die EU eine späte Genugtuung für Slowenien, ein kleiner Sieg über die lokalen Zwistigkeiten in den einsamen bergigen Wäldern zwischen Klagenfurt und Ljubljana. Ich besuchte den Kindheitsort der Bachmann-Preisträgerin Haderlap in Eisenkappel und erkundete die Orte ihrer Erzählungen. Es war wie eine Reise in eine vergessene Ecke Europas – und mir desto wertvoller.

Commenti 6

  • Hannes Gensfleisch 27/09/2011 11:14

    @ Thomas:
    … ans Herz gewachsen:
    Das spricht uns aus der Seele,
    darum fahren wir auch immer
    wieder hin und fühlen uns dort wohl.
    Von der Druckerei darfst Du Dir
    beruflich nicht zu viel erwarten:
    Eine wiederaufgebaute Hütte,
    in der auch damals nur eine
    simple Nudel stand, kein OHT
    oder irgend sowas. Aber alleine
    schon der Weg dorthin tief ins Tal
    hinein ist einen Besuch wert.
    Hvala in nasvídenje Hannes
  • Th. Maess 27/09/2011 6:35

    Vielen Dank, Hannes, für Deine ausführliche Anmerkung. Die Partisanendruckerei - schon aus beruflichem Interesse - werde ich später besuchen. Das ist ein wertvoller Hinweis. Und inzwischen habe ich mich auch schlauer über diesen Zwist zwischen Österreich und Slowenien gemacht. Irgendwie ist mir das kleine Land ans Herz gewachsen...
    Lieben Gruß nochmal an Dich.
  • Hannes Gensfleisch 26/09/2011 0:49

    Ganz zu Recht sind die Slowenen stolz darauf,
    nun erstmals überhaupt ein eigener Staat zu sein
    (wenn auch mit der Grösse von etwa Hessen
    und nur einem Drittel dessen Bevölkerungsdichte
    eigentlich eher ein Anachronismus) und auch als
    erstes Land des ehemaligen Ostblocks den Euro
    bekommen zu haben.

    Um die immer noch anhaltenden Streitereien
    der Kärntner mit ihrer slowenischen Minderheit
    hat sich der ehemalige Landeshauptmann Haider
    ganz besonders verdient gemacht, er genoss
    deshalb bei den Slowenen die wir kennen schon
    zu seinen Lebzeiten besondere Missachtung:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ortstafelstreit

    Die »Engel des Vergessens« sind leider in diesem
    Jahr erst nach unserem Slowenien-Urlaub erschienen,
    zu spät also, um dort gelesen zu werden. Steht aber
    für unsere nächste Reise dorthin auf der Agenda –
    nach Deiner Rezension hier erst recht.

    Wenn Du noch einmal nach Slowenien kommst,
    besuch' auch mal das zur Gedenkstätte gewordene
    Partisanenkrankenhaus Franja oder die völlig abseits
    gelegene Partisanendruckerei Krn. Orte der Art,
    bei denen wir immer ganz leise werden.

    Ganz sicher bin ich mir, dass Du mit den Menschen
    in Slovenija auch ganz überwiegend nur positive
    Erfahrungen gemacht haben wirst.

    LG Hannes
  • .lilo. 25/09/2011 23:50

    .ich höre zu.
    .und sehe ein bruchteil ...

    .bitte weiter mit .
  • Thaysen Peter 25/09/2011 20:40

    Eine ansprechende Berbeitung!
    l.g.
    p.t.
  • Amadeo G'schichteverzeller 25/09/2011 11:12

    Alle unsere Streitereien entstehen daraus, dass einer dem anderen seine Meinung aufzwingen will.

    Mit geballten Fäusten kann man kein Wasser schöpfen.
    Mahatma Gandhi

    UnbestritteneGrüsse
    Amadeo

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