Lewi und das Entschwinden

Lewi und das Entschwinden

"Ich kann dich nicht mehr ganz scharf sehen, Lewi. Rück mal ein bisschen näher ran."

Das hatte ich zu Lewi im Labor gesagt. Nicht ahnend, dass ich ihn schon bald nur noch aus der Ferne sehen würde.
Heute hat mir der Lütte eröffnet, dass es wieder auf Wanderschaft geht, weiter auf seiner Reise.
Fassungslos schaute ich ihn an. "Das kannste doch nicht machen!", rief ich verstört.
"Was genau dachtest du denn, was der Name Wandrowski bedeutet?", sprach er beruhigend auf mich ein.
Sicher hatte ich gewusst, dass Lewi hier nur auf Besuch war, aber ich hatte mich doch etwas an ihn gewöhnt.
O.k. - ich geb es zu - ich hab mich sehr an ihn gewöhnt. Und die Vorstellung, dass er weg sein würde ...

"Hach nö. Nu mach mal kein Drama draus. Sicher hörst du von mir. Kannst mir ja auch mal schreiben."
Seine Versuche mich zu trösten waren rührend, hinderten mich aber nicht daran, zum Taschentuch zu greifen.
Ja, ich geb's zu. Ich werde den Racker vermissen. Trotz all seiner Streiche. Oder vielleicht gerade deswegen.
Und es gab doch hier in München noch so viel, was ich ihm zeigen wollte. Wo ich mit ihm hin wollte.

"Und was wird aus deinem Schnecken checken?", versuchte ich ihn an seiner schwächsten Stelle zu packen.
Er erklärte mir dann, dass hier in München zwar die Auswahl groß sei, aber auch die Konkurrenz.
"Und was ist mit deinem Studium?", fragte ich Ihn. "Mit den Jungs? Mit den Kumpels?"
Jetzt schaute auch er ein bisschen geknickt. "Werde sie schon vermissen. Und dich natürlich auch."

"Haste eigentlich noch von dem Sherry?", fragte er mit etwas belegter Stimme. "Ein Gläschen wäre jetzt genehm."
Ich holte die Flasche, uns beiden ein Glas und dann hat er mir bei einem Sherry von seinen Reiseplänen erzählt.
Morgen würde er noch da sein und am Dienstag ginge es dann auf große Fahrt.
Dann würde er entschwinden und es wäre nicht so wie im Labor einfach mit einer Linse zu beheben.

Etwas später sah ich ihn dann auch schon etwas unscharf. Aber das mag am Sherry gelegen haben.

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