Liebesbriefe des geilen Weibes 1

Liebesbriefe des geilen Weibes 1

Lieber Doktor,

ich möchte mal wieder einen ausgiebigen Schweiger spüren. Einen Mann ohne künstliches Lächeln. In meinem Mund den Rachen putzend. Zwischen den Augen die Sorgenfalte wegstreichelnd. Obwohl die physisch bei mir gar nicht vorhanden ist. Frauen meiner Beschaffenheit haben keine richtigen Falten. Das hat nicht nur Vorteile. Ich will auch mal ernst genommen werden, wenn man mit mir spielt, mich auf Gynäkologenstühlchen setzt, mir das unechte Haar kämmt und mit Kindermalstiften die Brüste einfärbt und in meinen Hals reinen Alkohol schüttet. Nein, nicht alle Gentleman sind nett zu mir Herr Doktor. Ich bestehe zwar aus steifem Kunststoff und bin schmelzbar und meine Freunde meinen, dass an meiner umweltfreundlichen Abbaubarkeit gearbeitet wird. Dennoch kann man mich ja nicht so behandeln, als wäre ich eine Beißschiene.

Ich bin eine weit gereiste schöne Frau, makellos und trage immer den gleichen blöden Fetzen, weil das Management sagt, der sei zeitlos. Lieber Herr Doktor, machen sie doch aus mir eine Frau, deren Hüften auch in den Etagen der Intellektuellen - der Dichter und Cognacschwenker - Anklang finden. Eine Frau so legendär wie einen Plastebomber. Eine Überraschung ohne Torte.

In Liebe

Ihr geiles Weib


3. Mai 2012