Lindenholzhausen: Der Sauerbrunnen und seine Geschichte 01
Von Anette in Concas
„Dem «Sauerborn» verdanken die Lindenholzhäuser auch ihren ursprünglichen Spitznamen «Kruggelscher». «Kruggelscher» deshalb, weil die Dorfbewohner ihr Wasser immer in – damals blauen – Steinkrügen aus dem Kannebäckerland nach Hause holten. An diese Sitte erinnert in Lindenholzhausen noch ein ungewöhnliches Denkmal: Der Krug, der in der Nähe der alten Kirche St. Jakobus steht.
Für 150 Mark im Jahr gepachtet
Bis 1802 soll der Brunnen, der jährlich von jungen Männern ausgeschöpft, entschlammt und gereinigt wurde, dem Fiskus von Kurtrier gehört haben, so beschreibt Chronist Josef Jung die Geschehnisse. Anschließend habe der Brunnen kurzzeitig dem Gerichtspförtner Julius Bartholomae gehört, bis schließlich die Gemeinde ihre Besitzrechte wieder geltend gemacht hat.
Ein kluger Geschäftsmann namens Baron von Rottkay hat den Sauerbrunnen im Jahre 1894 für 150 Mark jährlich von der Gemeinde gepachtet. Er kaufte das Land drumherum, legte Wege an und ließ die Quelle neu fassen. Und er gab dem Sauerborn seinen neuen Namen: Lubentius-Brunnen. Der fortschrittliche Unternehmer brachte das Wasser in braunen etikettierten Tonkrügen in den Handel und ließ bereits 1896 vom renommierten Wiesbadener chemischen Laboratorium des Geheimen Hofrats, Professor Dr. Fresenius, eine aktuelle chemische Analyse vornehmen. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Säuerling zur Verwendung als Tafel-, aber auch als Heilwasser eignete und der Zusammensetzung des Fachinger Wassers stark ähnelte.
Von den alten Tonkrügen gibt es noch drei Stück
Von den alten Tonkrügen sind drei Stück erhalten geblieben. Einer ist im Besitz von Ortsvorsteher Bernhard Rompel (Anmerkung von lindenholzhausen.de: Bernhard Rompel war nie Ortsvorsteher), ein anderer gehört Bernhard Heun, der auf dieses Kleinod mächtig stolz ist. «Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir als Kinder quer durchs Dorf gelaufen sind, um Wasser zu holen», erzählt er. «Wir hatten damals Körbe voller Flaschen dabei, die oben zugekorkt waren! Über die vollen Flaschen wurden immer nasse Tücher gelegt, damit die Kohlensäure die Korken nicht aus den Flaschen sprengte!»
1903 verkaufte August von Rottkay seinen Brunnen für 40 000 Mark an das Unternehmen Emil Wolf & Co in Bad Kreuznach, die ihn 1913 an die Namedy-Sprudel GmbH in Berlin und Andernach verpachtete. Um den Brunnen noch wirtschaftlicher zu machen, veranlasste der Pächter eine Brunnenneufassung. Die angelegte, elf Meter tiefe Grube hatte diesmal eine Elipsenform, auf den Boden kam der Quellenhaus-Unterbau. Die 13 Steigrohre führten nach oben in die Abfüllgrube. Da der Unterbau – die Quelle war mittlerweile wieder verändert worden – nach der Anlage der Autobahn Frankfurt-Köln voll Grundwasser gelaufen war, wurde der Quellenhaus-Unterbau 1971 gereinigt, ausgepumpt und im Oberstock wurden zwei Zapfhähne angebracht. Ein Jahr später kaufte die Gemeinde Brunnen und Gelände vom letzten Besitzer zurück – der Sauerborn war inzwischen in den Besitz der Namedy-Sprudel GmbH und deren Erben übergegangen. Ein ruhiges Dahinplätschern war dem Sauerborn auch dann noch nicht gegönnt: Anfang der 80er Jahre versiegte er, und um den Sauerborn zu retten, wurden außerhalb des Brunnenbeckens ein Loch von 40 Meter Tiefe gebohrt sowie eine Handpumpe installiert.
2005 musste der Brunnen gesperrt werden
Da das Wasser aus dieser Pumpe neben dem ursprünglichen Brunnen nicht schmeckte, wurde 1983 das Verfüllen des Sauerborns mit Beton und Tonerde beschlossen. Anschließend sollte darauf ein Pavillon errichtet werden. Doch zufällig entdeckte Bernhard Rompel, dass der Sauerborn nach der Betonverfüllung wieder zu sprudeln anfing – und erfreulicherweise in der alten Qualität. So wurde die Fassung des Brunnens aus dem Jahr 1913 renoviert, und seit 1984 ist das Wasser des Sauerborns wieder jedermann zugänglich.
2005 wurde der Brunnen gesperrt, weil sich von der Plattform des beliebten Sauerborns ein großer Gesteinsbrocken gelöst hatte. Er stürzte etwa sechs Meter in die Tiefe hinab und landete nur wenige Zentimeter neben der Wasser-Entnahmestelle. Der Brunnen musste gesperrt und umfassend saniert werden.
Im November 2006 gaben schließlich die Erste Stadträtin Babette Täpper, Ortsvorsteher Franz-Josef Zeidler und Jürgen Schenk als stellvertretender Abteilungsleiter des städtischen Hochbauamtes, den Brunnen wieder für die Öffentlichkeit frei. Insgesamt 42 000 Euro wurden wieder investiert.
Damit vor allem älteren Bürger das schwere Treppensteigen künftig leichter falle, wurde der Zugang zur Treppenanlage neu angelegt. Der Brunnensockel ist jetzt erdgleich, eine Pumpe bringt das Wasser auf ein ebenerdiges Niveau. Auch ein Stahlgitterzaun rund um die Anlage wurde errichtet. Auf Wunsch des Lindenholzhäuser Ortsbeirats hat das Bauwerk ein wetterfestes Holzschutzdach erhalten. Viele Menschen holen sich heute noch gerne das gesunde Wasser, das regelmäßig untersucht wird und nichts kostet.“
https://lindenholzhausen.de/aktuelles/1332-ein-ganz-besonderer-brunnen
Hessen, Limburg-Weilburg, Lindenholzhausen, 31.07.22.
Panasonic Lumix LX 15.
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