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LVR Kommern (166) Eigener Herd ist ....

Herdraum
Das Mobiliar entspricht der Zeit um 1800 und kann als typisch gelten auch für die Jahrhunderte zuvor. Denn während die höfische und bürgerliche Wohnkultur von Modeströmungen verändert wurde, griff der ländliche Tischler neue Stile seltener auf. Auch das, was man mit einem modernen Wort als „Haustechnik“ bezeichnen könnte ist beinahe zeitlos, beispielsweise die Beleuchtung mit den drei Öllampen.
Lampen, die mit Waltran oder ähnlichem Öl gefüllt wurden, rußten und gaben nur schwaches Licht. Außerdem stellten sie eine Brandgefahr dar. Dennoch waren sie die häufigste Lichtquelle neben den Kienspänen oder dem Feuer auf dem Herd. Kerzen gab es für Bauern nur selten. Das Bienenwachs wurde für die Kerzen der Kirchen und Klöster verbraucht. Petroleumlampen mit verbessertem Docht, sogenannte Argand-Lampen, kamen auf dem Land im 19. Jahrhundert erst verspätet auf. Das helle Spiritusglühlicht hatte ein kurzes Zwischenspiel in der Zeit ab dem Ersten Weltkrieg. Je nach Region in den 30er oder 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kam das elektrische Licht.
Wie die meisten älteren Bauernhäuser ist auch dieses Haus nicht unterkellert. Doch wenngleich der Untergrund nicht gepflastert ist, steht man nicht unmittelbar auf dem gewachsenen Erdreich: Eine Schicht humusfreien Lehms ist beim Hausbau aufgetragen und festgestampft worden. Das ist eine durchaus gute Form des Fußbodens, mit nur einem Nachteil: Der Boden wird „flüssig“, wenn man ihn mit Wasser aufwischen will. Nur trockenes Kehren ist möglich. Um dennoch Schmutz und verschüttete Flüssigkeiten entfernen zu können, wurden solche Böden gerne mit Heu bedeckt. Beim Hausputz kehrte man das Heu zusammen und gab es den Tieren zum Futter. An einer Feuerstelle ist jedoch die Brandgefahr für Heu zu groß. Deshalb wurde in einem solchen Herdraum der Boden entweder mit Sand bestreut oder blank gelassen. Zum Kehren verwendete man Reisigbesen, denn: je weicher der Fußboden, desto härter muss der Besen sein.
Die hohe Kindersterblichkeit in vorindustriellen Bauerndörfern hat mit den mangelhaften hygienischen Verhältnissen zu tun. Vor den Forschungsergebnissen Louis Pasteurs zur Mitte des 19. Jahrhunderts besaß niemand eine gesicherte Vorstellung von Krankheitserregern und hygienischen Regeln. Und die wirtschaftlichen Ziele der bäuerlichen Hausgemeinschaft machten in Sachen Reinlichkeit ein wenig nachlässig: Die Frauen, zuständig für das Haus, mussten zu viel Zeit mit Feld- und Gartenarbeit zubringen, um sich der Sauberkeit widmen zu können. Ergebnis waren oft Hautkrankheiten - besonders bei den Kindern, die man glaubte, mit Schmutz abhärten zu müssen.
Kritik erwünscht.

Commenti 15

  • Marina Luise 20/11/2018 14:28

    Der war sicher bullerwarm und heizte die Stube gut!
    Aber viel Mühe war schon damit verbunden! Holz spalten, Kohlen tragen - Ofen ausräumen! ...
    • oilhillpitter 20/11/2018 14:52

      Wem sagst du das. Wir heizen unsere Küche mit Brikett und Holzscheite in einem belgischen, gusseisernen Ofen.
      Zwei bis dreimal nachlegen und morgens die Asche raus bringen.
      Aber lecker war ist es.
      LG Peter
  • Diruwi 19/11/2018 0:16

    Muss der Durchgang rechts unbedingt auf's Bild?
    Weniger ist manchmal mehr ...
    Alles Gute, Dietmar
  • Sigrun Pfeifer 18/11/2018 17:37

    Der sieht ja interessant aus. Deine Kommentare habe ich alle mit Interesse gelesen. Das war bestimmt nicht alles so toll. LG Sigrun
    • oilhillpitter 18/11/2018 17:48

      Wir wohnten in Sudberg, Ortslage Berg, das wie ne andere Welt.
      Dort sind wir im Winter mit dem Schlitten und einen Eimer bei massig Schnee durch den Wald den Berg hoch und dann bis am äußersten Ende Von Hintersudberg gezogen und haben einen Eimer Kohlen gekauft. Danach wieder zurück. Das war ländlich wohnen.
      Heute sind diese schönen alten Fachwerkhäuser fachgerecht isoliert.
      Da ist es dann herrlich zu wohnen.
      LG Peter
    • Sigrun Pfeifer 18/11/2018 20:12

      Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Meine Tochter wohnte vor ca. 17 Jahren mal kurz dort. LG Sigrun
  • Vitória Castelo Santos 18/11/2018 16:44

    Eine tolle Aufnahme.
    LG Vitoria
  • Dorothee 9 18/11/2018 14:11

    soviel zu der Meinung "früher war alles besser"
    • oilhillpitter 18/11/2018 14:25

      Das ist nur so ein Gefühl welches man im Alter bekommt.
      Davor ist keiner gefeit.
      Ich habe die ersten 6 Lebensjahre im Fachwerkhaus gewohnt. 
      Wir haben uns im Winter den Arsch ab gefroren. Ein Ofen zum Kochen und Heizen in der ganzen Wohnung. Im Sommer war's warm, oh ja. Kein Nagel hielt in der Wand und auch blieb die Tapete nicht an den Wänden. Das Klo war draußen, ungefähr 10 Meter vom Haus. Aber, und jetzt kommt's, als Kind hast du da nicht drüber nachgedacht. Wir waren in der Natur und frei. Wir haben MITEINANDER gespielt. Ich glaube daran denkt man zurück.
      LG Peter
    • Dorothee 9 18/11/2018 14:53

      Nun, ich war mehr so Typ verwöhntes Kind. Aber gespielt und gelesen miteinander haben wir auch. Meinen ersten Fernseher kaufte ich mir erst Mitte 20, vorher hatte ich Null Interesse dran.
    • oilhillpitter 18/11/2018 15:01

      Wir sind 54 in die Stadt gezogen, Luftlinie 20 km aber für mich war das eine andere Welt. Hier war man immer unterwegs, hier gab es noch reichlich Trümmer, Wuppertal wurde 1943 durch Bombenangriffe schwer getroffen. Hier gab es Möglichkeiten zu Spielen und Entdecken. Und reichlich neue Häuser im Bau. >Genug Gelegenheit für "Blödsinn". An Fernsehen kann ich mich nicht erinnern. Das war nichts für mich.
  • anne47 18/11/2018 11:01

    Ein eher ungewöhnlicher Herd, der aussieht, wie eine Kommode. Er hat nur 1 offene Feuerstelle. Wahrscheinlich waren die Seitenflächen aber so heiß, dass man dort das Essen warm halten konnte. Interessant auch die Luftklappe.
    Was die Kindersterblichkeit angeht, so gab es früher kein Penicillin bzw. Antibiotika. Man konnte an einer Zahnentzündung oder Blinddarmentzündung sterben. Viele der Kinder mussten auch kräftig mitarbeiten und waren dadurch geschwächt, denn auch das Essen war oft knapp (gerade in der Eifel)
    LG Anne
  • Günther B. 18/11/2018 8:44

    Beim lesen deines Textes, kam mir einiges wieder in Erinnerung, was ich im Elternhaus meines sah. Der Keller hatte damals eine Tür, die nach oben geklappt wurde. Der Boden im Keller bestand aus fester Erde. Meine Tante + wir hatte in dem Keller unsere Äpfel gelagert. Durch die dortige leichte Feuchtigkeit im Keller, konnten wir die Äpfel lange lagern.
    Zum WC mußte man bei jedem Wetter über den Hof und sich in einem ungeheizten kleinen Raum niederlassen. Ich war nie darauf;-)  - höchstens als kleiner Junge.
    Leider gibt es davon so gut wie keine Bilder. Heute steht ein Supermarkt darauf.
    LG Günther
    • oilhillpitter 18/11/2018 8:55

      So ungefähr war es auch bei uns. Wir wohnten außerhalb der Stadt.
      Heute 10 Minuten mit dem Auto, bei normalem Verkehr, früher fuhr uns eine Weltreise. Es wurde sich "fein gemacht" und man fuhr mit der Straßenbahn, Linie 25, ins Städtchen. Das Klo, ein Plumsklo, war draußen auf dem Weg zum Stall. Ein wahrer Genuss im Winter. Und damals gab es noch Winter. Kalk musste man immer obenauf schütten. Die Wände im Haus konnte man mit dem Finger anbohren.
      Herrlich wenn ein Nagel in die Wand musste. Die hielten nie, und Dübel kannte man noch nicht. Im Winter dick das Eis auf den Scheiben, das man nicht mal raus sehen konnte. Schön war das nicht. LG Pitter
  • † smokeybaer 18/11/2018 7:33

    Und warm wurds damit auch gr smokey