Making of "Alpenmilch"
Wir haben beim Usertreffen mehrmals über das bearbeiten der Bilder mit EBV gesprochen und dabei auch das schärfen von Bildern diskutiert. Um alles nachvollziehbar zu machen hab ich dieses Making Of geschrieben.
Alle meine Bilder fotografiere ich im RAW-Format. Das braucht zwar mehr Platz, aber es schafft Spielraum für nachträgliche Korrekturen. Allein die Farbtiefe je Farbkanal beträgt bei RAW 16 Bit und bei JPG 8 Bit. Bei Farbkorrekturen treten Treppchen in weichen Farbverläufen deutlich später auf. Eine nachträgliche Belichtungskorrektur von +/- 4EV und eine Korrektur des Weißabgleichs sind auch kein Problem. Und +/- 4EV sind schon gewaltig. Als letztes Argument für RAW möchte ich noch erwähnen, das damit auch die Erstellung von DRIs ermöglicht wird - ein Mittel, das ich auch bei Landschaftsfotografie anwende.
Die Bearbeitung mache ich mit PS CS2. Da ich eine englische Version habe, verwende ich hier die englischen Bezeichnungen der Menüpunkte/Funktionen.
Bild mit dem RAW-Konverter (möglichst als PS-Plugin) öffnen, so das man ein Bild mit 16 Bit Farbtiefe hat. Mein RAW-Konverter zeigt ein Histogramm an. Mit dessen Hilfe stelle ich Belichtung, Helligkeit und Kontrast so ein, das ich keine über- oder unterbelichteten Bereich im Bild habe. Da das richtige Maß zu finden, ist Übungssache.
• • • Schritt 1 • • •
Bild gerade rücken und eventuell perspektivische Verzerrungen korrigieren. Das Beispiel muss nur etwas nach rechts gekippt werden.
• • • Schritt 2 • • •
Bildfehler beseitigen: Sensorflecken entfernen und andere kosmetische Stempelarbeiten. Das ist wichtig, da später mit mehreren Ebenen gearbeitet wird und diese Korrekturen dann auch auf mehreren Ebenen erfolgen müssten.
• • • Schritt 3 • • •
Bei sehr flauen Bildern führe ich dann eine grobe Kontrastanhebung durch. Dies kann auf mehrere Arten erfolgen:
1. Image -> Adjustments -> Brightness/Contrast
2. Image -> Adjustments -> Shadow/Highlight
3. Image -> Adjustments -> Curves
Variante 1 benutze ich sehr selten. Variante 2 verwende ich, wenn ich gleichzeitig eine Reduzierung des Dynamikumfangs haben möchte oder Variante 3 nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Einfach mal etwas mit den Reglern spielen und die Veränderungen im Bild beobachten. Bei Variante 3 wird die Kontrastanhebung durch verbiegen der Kurve zu einem gestreckten S erreicht. Beim Öffnen des Dialogs ist die Kurve eine Diagonale im Diagramm. Verbiegen der Kurve nach oben hellt das gesamte Bild auf, verbiegen nach unten dunkelt alles ab. Durch anklicken der Linie kann man Fixpunkte setzen. Häufig verwende ich Variante 2 und 3 zusammen. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.
• • • Schritt 4 • • •
Der nächste Schritt ist das schärfen des Bildes. Ich mache das ziemlich früh, da sich durch das Schärfen des Bildes subjektiv die Brillianz und die Farbsättigung ändern. Zum schärfen gibt mehrere Verfahren. Bei mir hat sich folgendes bewährt:
1. Erzeugung von zwei zusätzlichen Layern über Layer -> Duplicate Layer. Danach haben wir 3 Ebenen mit identischem Inhalt.
2. Beim obersten Layer wird der Blend Mode auf Darken gestellt, beim mittleren auf Lighten. Dies kann direkt in der Anzeige der Layer/Ebenen oder über Layer -> Layer Style -> Blending Options erfolgen.
3. Himmel, Wasserflächen und bewusst unscharfe Bildbereiche müssen vom schärfen ausgeschlossen werden. Dazu erstelle ich mit den Auswahlwerkzeugen eine Auswahl, die alle zu schärfenden Bildbereiche enthält (häufig ist es einfacher alle Bereiche auszuwählen, die nicht geschärft werden sollen und die Auswahl dann zu invertieren). Die fertige Auswahl verkleine ich über Select -> Modify -> Contract um 1 oder 2 Pixel. Damit wird verhindert, das harte Übergänge z.B. zwischen Berg und Himmel geschärft werden. Mit dieser Auswahl erstelle ich für die beiden obersten Ebenen eine Ebenenmaske.
4. Nun erfolgt das eigentliche schärfen. Dazu wird die Anzeige zuerst auf 100% eingestellt. Damit lässt sich die Schärfe am besten beurteilen.
5. Auswahl des Bildes der obersten Ebene (nicht die Ebenenmaske auswählen). Filter -> Sharpen -> Unsharp Mask aufrufen und die Werte Amount=500, Radius=0,3 und Treshhold=0 einstellen. Über Preview die Veränderungen im Bild begutachten. Alle dunklen Kanten sollten jetzt deutlich hervortreten.
6. Mittlere Ebene auswählen und identisch vorgehen. Hier sollten jetzt die hellen Kanten deutlich hervortreten. Die hellen Kanten müssen in den meisten Fällen weniger geschärft werden. Das lässt sich über zwei Möglichkeiten erreichen: Wert bei Amount verkleinern (im Beispiel auf 200) oder den Wert für Opacity (Deckkraft) der Ebene reduzieren.
7. Der nächste Schritt ist das verkleinern auf fc-Größe. Dazu fasse ich zuerst alle Layer zu einem zusammen (Layer -> Flatten Image).
8. Verkleinern des Bildes in mehreren Schritten (bei mir 2600px, 2200, 1900, 1600, 1300, 1000) und bei jedem Schritt nachschärfen (Filter -> Sharpen -> Unsharp Mask mit Amount=25, Radius=0,3 und Treshhold=0). Der letzte Filter lässt sich übrigens mit Ctrl+F ausführen, was die Arbeit deutlich erleichtert.
9. Danach verkleinere ich noch einmal auf 850px und schärfe nicht nach. Das reduziert die Treppchenbildung an schrägen Linien.
• • • Schritt 5 • • •
Danach korrigiere ich Farbsättigung, Farbbalance und noch einmal die Kontraste. Außerdem über Image -> Adjustments -> Levels (keine Ahnung, wie sie das ins deutsche übersetzt haben) die Farbbrillianz. Bei den meisten Bildern sollten die dunkelsten Stellen schwarz und die hellsten weiß sein. Dazu kann man die kleinen, äußeren Dreiecke am Histogramm nach innen verschieben. Die Auswirkungen lassen sich über die Vorschau wieder kontrollieren. Speziell in den hellen Bereichen muss man aber aufpassen, das keine Überstrahlungen entstehen. Bei diesem Schritt ist wieder Fingerspitzengefühl gefragt.
• • • Schritt 6 • • •
Besondere Beachtung schenke ich immer noch den Wolken am Himmel oder, wie in diesem Beispiel, weichem Wasser. Da sollte immer deutlich die Struktur zu sehen sein. Hier helfen die Einstellungen Highlights bei Image -> Adjustment -> Shadow/Highlight weiter. Aber Vorsicht - es enstehen schnell helle Farbsäume um dunkle Bildpartien. Abhilfe schafft dann wieder die Arbeit mit Ebenen und Auswahlmasken was aber schnell aufwendig wird.
• • • Schritt 7 • • •
Wer will, kann dann noch einen Rahmen darum ziehen. Ich habe mir dazu ein paar Vorlagen gemacht, in die ich das fertige Bild hineinkopiere. Meist sind dann noch ein paar kleinere Korrekturen notwendig, da die Farbe des Rahmens (auch, wenn es nur der fc-Hintergrund ist) die Farbwahrnehmung beeinflusst.
• • • Schritt 8 • • •
Hochladen und Lob einheimsen ;-)
Wenn Fragen offen geblieben sind, dann einfach nachfragen. Ich erkläre es gern.
Thomas
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