mein Zwillingsbruder Harry und ich
Harry, ein ganz besonderes Kapitel in meinem Leben. Schicksal oder ein Glücksfall, das ist hier die Frage !
Ich bin 10 Minuten älter und hatte immer unter dieser kurzen Zeit zu leiden. Gingen wir sonntags spazieren und es gab Leckeis am Stiel, genoss ich das richtig. Harry verschlang sein Eise regelrecht und quengelte herum. da sagte meine mutter immer "komm, sei nicht so egoistisch und gib harry dein eis, du bist ja schließlich der ältere und vernünftigere.
Harry wuchs so schnell wie eine aufblasbare reklamefigur, d.h. er hatte immer 1, 2 Kleidergrößen mehr als ich. Und ich musste immer die getragenen klamotten von ihm anziehen, Stellte er was an, und versteckte beispielsweise den Wischmopp im garten und mutter sagte zum funfhundersten Mal "ich weiß ganz genau da hab ich ihn hingestellt !" das petzte harry immer falsch und sagt "guck mal im garten, ich wäre draußen gewesen ...usw.", was natürlich nicht stimmte. Und meine Mutter verfolgte mich den halben Tag mit den Wischmopp, gott sei dank war ich ein flinkes kerlchen.
Oder harry stellt seinen schulranzen an die stelle des meinigen und sagte "guck mal, der hat noch keine hausaufgaben gemacht", so schrieb ich das eben des lieben friedens willens ein zweites mal ins heft. so ging das jahraus, jahrein, monat für monat, und tag für tag.
Bis harry mit 19 1/2plötzlich weg war, er hatte einen notatriell beglaubigtes schreiben hinterlassen, dass er auf dem bodensee als leichtmatrose angeheuert habe. mir wäre das auch auf dem zürichsee egal gewesen, hauptptsache die landplage war ein für alle mal weg.
Und letztens in einer fußgängerzone einer Stadt denke ich, mich laust der affe, das ist doch harry ! ich zwickte mich an meiner empfindlichsten Stelle, doch da stand er immer noch, der Harry, um 40 Jahre gealtert. Zunächst wollte ich flüchten, doch er rief "bist du es ?" und ich rief, "nein, du musst dich irren, harry !" so was doofes dieser versprecher. Und schon stürzte er auf mich zu und herzte und drückte mich. Er war inzwischen Vollmatrose auf dem Bodensee, was für eine Karriere, Donnerwetter aber auch.
So kam ich leider nicht umhin, ihn auch zu drücken, obwohl mir ganz übel war. dann machten wir zusammen noch ein schattiges Selfie, und er rannte so schnell er aufgetaucht wieder weg,
Uschi seine Verlobte würde ihn brauchen, sie probierte gerade reizwäsche aus, er müsste sagen was ihn reizt. Den Tag schloss ich Uschi in mein Abendgebet ein, sie hatte meinen Tag gerettet. Und am Bodensee mache ich nie wieder Urlaub oder so.
Manuel Gloger 25/10/2020 20:52
Und ich dachte schon, ihr wäret unzertrennlich und an der Hüfte zusammengewachsen.Eis kaufst Du wahrscheinlich heutzutage nur noch als riesige Familienpackung, passende Kleidung scheint dir immer noch einengend, deine Wohnung hast Du, inklusive Küche, mit hochflorigem Teppich ausgelegt, so dass kein Wichmop nötig ist und deine Memoiren schreibst Du immer noch mit Kohlepapierdurchschlag. Die Carbon Copy Kartons stapeln sich im Flur. Um dem Leichtmatrosen nicht zu begegnen, meidest Du sogar die Badewanne und lässt beim Duschen den Duschkopf nicht aus den Augen; weshalb Du ständig Genickstarre hast und seit Monaten nur noch Wolken fotografierst. Regenbogen als Ausgleich fotografieren geht leider auch nicht, den dazu braucht es ja ebenfalls Wasser. Urlaub machst Du am liebsten in der Sahara, da dort Leichtmatrosen eher selten vorkommen. Vielleicht kannst Du ja Uschi einen yGutschein für Reizwäsche und ein 10-Jahresticket für eine Kreuzfahrt auf dem Bodensee schenken, so dass Harry keinen Grund mehr hat, festen Boden zu betreten. Alternativ könntest Du auch einfach den Stöpsel aus der Badewanne Bodensee ziehen, so dass dein Bruder auf die Ostsee ausweichen muss, was die Entfernung vergrößert. Oder Du organisierst eine Anstellung für Harry auf einer Route im Bermudadreieck. Es gibt bestimmt ein paar Ausserirdische die solches Genmaterial liebend gerne hoch beamen würden. Bevor die FC nun zum Literaturforum "Fantasie Club" wird und mir hier die Lettern für weitere Kommentare ausgehen, verabschiede ich mich
mit freundlichen Grüßen
Manuel
monro Monika Rohlmann 23/10/2020 20:46
Schöner Schattenriß - ich wusste gar nicht, dass es Dich doppelt gibt - oder seh ich gerade nur doppelt? Deine Geschiche - wie immer famos!LG Moni
Anne Rudolph 22/10/2020 13:19
deshalb hat mich meine Schwester gehasst wie die Pest weil immer die jüngeren alles bekommen haben:-)))))Deine Story ist mal wieder bühnenreif:-)))
Gerlinde Weninger 21/10/2020 20:18
Eine reizende Geschichte, die mich in einigen Passagen an meine Kindheit denken lässt, aber meine Schwester und ich hielten immer gegen meine Mutter zusammen!:-)
Und ein Hoch auf Uschi, deine Lebensretterin!
*lach*
Ein Servus von Gerlinde
Ruth U. 21/10/2020 18:13
Da biste ja echt geschlagen mit Harry, gut, dass er in der Versenkung verschwunden ist, hoffentlich hat Dich die plötzliche und unerwartete Begegnung nicht zu sehr aufgeregt, klar, dass Du den Bodensee nun meidest, es gibt ja auch andere schöne Seen und Orte ... immerhin haste jetzt ein schönes Erinnerungsfoto von Eurem zufälligen Treffen ... dabei hört man doch immer, dass Zwillinge ein ganzes Leben wie Pech und Schwefel zusammenhalten :-)))LG Ruth
Klacky 21/10/2020 15:05
Matrosen sind meistens voll und das von Anfang an.Das gehört kwasi zun Berufethos.
Das mußte nix bewundern.
Aber das mit Harry oder so was Ähnliches kenne ich.
Das kann penlich sein oder aich nützlich.
Der kann z. B. für Dich einsitzen und noch vieles mehr.
Halte ihn Dir warm! Schon wegen Uschi.
Die ist ein Kracher!
Petra-Maria Oechsner 21/10/2020 12:45
eine stein erweichende geschichte sozusagen..:-)wer von den beiden ist denn harry..und wer bist du ? :-))
liebe grüße aus Ueckermünde
petra
Stefan Jo Fuchs 21/10/2020 12:05
Was für eine Geschichte!Da du hier jahrein, jahraus hier die schönsten Fantasisien zurecht fabulierst, wagt man da zunächst einen kleinen Zweifel, ob du nicht wieder auf das kunstvollste erfunden hast - aber dieser tragische Unterton lässt, glaube ich, keine Zweifel zu. Und so liset man diese Geschichte, halb fasziniert, halb erschüttert über die merkwürdigen Wege des Schicksals.
Dableibt man nicht unberührt...
lg stefan
Marina Luise 21/10/2020 10:34
Ach ja Geschister ... mit 5 wollte ich nen Hund und kriegte einen Bruder! Na ja - mit dem kann ich ja auch spielen, dachte ich - aber dann kam da dieses winzige (na ja 9 Pfund!) Bündel, das echt gar nichts konnte - die Enttäuschung war groß - und ich hätte ihn gegen jeden Hund getauscht!Aber er wuchs zum Glück - und heute bin ich echt froh, dass ich ihn habe und ich muss sagen, ich hatte Glück gehabt! :))
Armer Günter - das ist ein ungerechtes Los! Aber die Geschichte hat doch ein Happy-End! :)) Aber ich frage mich dennoch, wie er mit solch unterschiedlichen Beinen so schnell rennen konnte! ;)
Suze 21/10/2020 10:14
Was für eine erschütternde Geschichte. Tja Günter, Familie - also Geschwister - kann man sich nicht aussuchen, dafür aber Freunde. Offenbar hast Du alles richtig gemacht und mit Freunden an der Seite bringt dann auch der Bodensee wieder Spaß ;-) viele Grüße SuzeGünter K. 21/10/2020 9:54
so ein selfie, angesicht in angesicht wollte ich mir nicht zumuten. So als schatten kann man das gerade noch so aushalten. der harry ist ein schlimmer finger ! ;-) aber 99 prozent aller zwillinge sind loyal und friedlich, arbeiten zusammen und vertragen sich ;-)))LG Günter
Ev S.K. 21/10/2020 9:50
Hmmm.. das klingt nach einer bitteren Geschichte um Geschwisterliebe.. ich wollte iegentlich immer ein Zwilling sein, hab das aber nie geschafft.Gut so.
Nun lebst du also ganz fröhlich ohne Harry, ich bete für dich dass er dir nie wieder über den Weg laufen wird - und der Schatten, erzählt er dass er Harry ist??
Das wäre ja noch zu ertragen und somit sind meine mitleidsvollen Worte umsonst gewesen.
Gut so.
Liebe Grüsse
Evelin