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Meine Morsetaste seit 2003

Meine Morsetaste seit 2003

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Jupp Kaltofen


Premium (World), Dortmund

Meine Morsetaste seit 2003

Diese Morsetaste nennt man Squeeze-Key. Der Begriff „Taste“ stammt noch von der historischen Handtaste und dort war es „eine“ Taste mit einem Kontakt, mit dem man die Zeichen aus langen und kurzen Symbolen (Dit und Dah) formte. Das Timing für die Symbollängen, Symbolabstände und Wortabstände musste mühsam trainiert werden. Ich habe diese Gebeweise nie erlernt, weil ich sie für Betriebsuntauglich hielt. Das max. erreichbare Tempo liegt unter 100 Zeichen/Sekunde und dafür muss man schon sehr gut sein. Die Funker der Küstenfunkstellen wie Nordeich-Radio konnten sowas im Schlaf. Ich lernte Autodidaktisch und gleich das übliche Betriebstempo mit 125 Zeichen/Min. auf genau dieser Squeeze-Taste.
Zur Funktionsweise:
Die roten Hebel (Paddles) werden zusammengedrückt (Squeeze) und mit Hilfe einer Feder in die Ausgangsposition zurückgedrückt. Jedes Paddle ist ein Taster – sowas wie ein Schalter einer Klingel.
Ein Hebel ist für die Punkte (Did) und der Andere für die Striche (Dah). Aus beiden Symbolen werden die Zeichen geformt.
Drückt man den Hebel für die Striche, so werden solange Striche hintereinander ausgegeben, bis ich die Hebel loslasse. Die Ausgabegeschwindigkeit, die Länge für Punkt und Strich und wie auf die Situation ausgegeben wird, wenn beide Paddles gedrückt und losgelassen werden, kann an der nachfolgenden Elektronik eingestellt werden. Diese ist seit rund zwei Jahrzenten Bestandteil des Funkgerätes. Früher konnte man sie als Option nachrüsten und die Preise für Nachrüsten kennen wir auch aus der Fotografie.
Die Bauweise und Unterschiede:
Heute wird gern statt der Federkraft einer Schraubenfeder, die Anziehungskraft von Neodym-Magneten dafür eingesetzt um die Hebel wieder in die Grundstellung zu bewegen.

Der Weg der Hebelkontakte ist kaum größer als 1/10mm. Aber genau diese kurze Distanz birgt die wesentlichen Unterschiede des Charakters zwischen den beiden Systemen – „Magnet oder Feder“. Das Thema wird genauso heiß diskutiert, wie das Sensorformat einer Kamera. Es ist halt Geschmacksfrage.
Der Unterschied erklärt sich aus Haptik der Hebel, die wesentlich durch Magnetkraft und Federkraft beeinflusst wird.
Die Kraft einer Schraubenfeder verändert sich proportional oder linear zum gespannten Weg. Das bedeutet - spannt sich eine Schraubenfeder auf die Hälfte des spannbaren Weges, erhöht sich die Spannkraft ebenfalls um das Doppelte. Beim Entspannen ist es umgekehrt. Der Größe Widerstand den die Finger spüren werden, ist vor dem Schließen des Kontakts. Der Hebel wird immer stärker gebremst, je näher er dem Kontakt kommt. Das „Geben“ fühlt sich daher weich an.
Die Anziehungskraft eines Magnetes folgt einer Eulerschen Funktion. Es braucht anfangs einen hohen Kraftaufwand um die Hebel aus ihrer Ruheposition zu lösen. Ist dieser Punkt überwunden, fällt die magnetische Anziehungskraft logarithmisch ab. Je weiter der Hebel vom Magneten entfernt ist, desto weniger wirkt seine magnetische Kraft auf ihn ein, um ihn vor dem Schließen des Kontakts zu bremsen. Infolge dessen fühlt sich das "Geben" in den Fingern hart an.
Ich bevorzuge die Schraubenfeder-Variante und sie wird am Markt seltener angeboten. Die mechanische Konstruktion ist bei Einsatz von Magneten im Vergleich zu Schraubenfedern, weniger aufwendig. Die Herstellung mit Magneten ist auch preiswerter.
Es war die Handarbeit einer nun ehemaligen Schwäbischen Ein-Mann Manufaktur. Diese Tasten benötigen keine Wartung oder Überholung. Diese Morsetaste ist Baujahr 2003 – die Konstruktion stammt aus dem Jahr 1998. Sie wurde weltweit vertrieben und in vielen Ländern der Welt sehr geschätzt. Der Tastenbauer hatte keine Langeweile und man musste bei der Bestellung eine Lieferzeit von etwa drei bis vier Monaten einplanen.
nun kann man sie nur noch gebraucht kaufen, weil er Bauer in zweiter Generation keinen Nachfolger findet und selber erkrankte.
Bisher habe ich noch keine bessere Morsetaste gefunden und ich habe einige probiert. Auch die vergoldete Taste mit den Magneten arbeitete, konnte mich nicht überzeugen. Sie sah aber schön aus, ist aber kein Selbstzweck. Sowas liegt bei rund €400.- und ist nur für Wenige von Wert.

Nachtrag 06/2023 :
In der Bucht wurde heute so eine Morstetaste für € 517.- versteigert. Seit einigen Jahren gibt es leider keine neuen Tasten zu kaufen, daher ist der Wert scheinbar auch der Inflation unterlegen :-)
Wert ist sie es, aber 517 Taler ist schon eine Hausnummer.

Commenti 15

  • Peter Ackermann 05/02/2023 18:08

    Prima in Szene gesetzt, diese schöne Schurr-Taste!
    Viele Grüße und schönen Abend!
    Peter (DL3NAA)
  • wittebuxe 19/06/2022 1:04

    Sehr edel, das Teil, und ebenso in Szene gesetzt. Unbezahlbar, diese handgefertigten Sachen, kaum jemand macht sich noch die Mühe, Manufakturen zu betreiben. Und sehr interessant, was du zu vielen deiner Technikfotos zu sagen hast. BTW: deine schöne Stackfotografie der Tastatur - welche Marke ist das? Sieht seehr sauber, wie geleckt aus. Anscheinend bist du es gewohnt, sauber zu arbeiten ;-)
  • whl 13/10/2020 10:03

    Schönes Teil Jupp, ich bevorzuge seit vielen Jahren eine Bencher, habe aber auch noch diverse andere Tasten. 73 de DF5DD und LG Werner (fc-user: 2365134)
    • Jupp Kaltofen 14/10/2020 2:10

      Die BY1 verwendete ich zu Beginn meiner Morselaufbahn auch. Ich hatte aber große Probleme mit dem konstruktionsbedingt weichen Anschlag der Bencher. Ich probiere hin und wieder mal andere Tasten, komme aber irgendwie immer wieder auf die Kombination von Schurr Profi2 und ETM9COG-X3 Keyer zurück. Ich morse seit 2004 mit dem Ding und bin sehr zufrieden. Mangels Aktivität wegen zu viel QRL und in Wartung befindlicher G5RV für die langen Bänder, ruht meine Taste derzeit. Die Sonne hat sich wohl doch entschieden, wieder Flecken zu bilden - ich hab also noch etwas Zeit.

      vy 73 de DD4DA
  • Anke Gehlhaar 20/02/2020 14:46

    das sieht wie ein Kunstobjekt aus, Kunsthandwerk ist das sicher schon in so einer exzellenten Ausführung. Was du beschreibst ist wirklich interessant zu wissen, danke.
  • Vogelfreund 1000 05/01/2020 9:20

    Ein Schönes Foto .
    gut die Detailschärfe .
    gruß franz
  • ungeschliffener Diamant 04/01/2020 21:28

    Sehr interessant. Toll in Szene gesetzt und eine spannende Beschreibung dazu.
    VG aus Berlin
  • Günter7 28/12/2019 19:31

    Sehr gut von dir abgelichtet und toll die Info dazu.
    LG Günter
  • Lichtmagie 24/12/2019 15:18

    ich habe mich so oft in diesem Jahr
     an Deinen wunderschönen
    Bildern erfreut
    und jetzt
    ist der Zeitpunkt gekommen
    hier an dieser Stelle einmal Danke
    zu sagen
    Ein frohes Fest
    und einen guten Rusch in
    ein hoffentlich gesundes
    und frohes neues Jahr
    und wenn jeder für sich
    anfängt..
    die Welt ein bisschen menschlicher
    und wärmer zu machen
    werden wir es irgendwann schaffen....
    dass sie friedlicher wird
    Liebe Grüße

    Karin
  • highlander08 22/12/2019 11:05

    Interessante Aufnahme und gute Erklärung dazu. Mit einer "Wedeltaste" , so wie sie während meiner Dienstzeit genannt wurde, habe ich keinerlei Erfahrungen machen können. Bis zu welchem Tempo ist hier noch sauberes Morsen möglich?
    Jedenfalls sauberes Foto ! ! !
    Schönen Advent und schöne Weihnachten.
    lg highlander08
    • Jupp Kaltofen 22/12/2019 15:48

      Die Taste alleine ist nur eine Komponente um schnell und sauber geben zu können. Wesentlicher daran beteiligt ist die Befähigung des Funkers. Es ist eine Frage der Übung und Routine. Zu Beginn konnte ich pro Minute und zeichenweise bis zu 150 Zeichen hören und 140 Zeichen geben. Das war im Jahr 2003/2004 so. Heute ist dies, mangels Praxis, auf ein geringeres Maß geschrumpft. Es ist wie Fahrrad fahren - man verlernt es nicht mehr. Ist wie in der Fotografie. Die Praxis macht den Meister. 
      Bemerkenswert ist noch, dass die superschnellen Leute bald alle mit einem Einhebel arbeiten - also nur ein Paddel, statt der zwei.
      Man Squeezed natürlich nicht damit - wie auch? Der Operator überlässt das Timing nicht der Elektronik, wie es bei der Squeez-Technik gemacht wird. (man kann beide Paddels gleichzeitig zusammen drücken und erhält Zeichenfolgen)  
      Beim Bund, probierte man mit der Schlackertaste (mechnisch) rum und ersetzte sie später doch gegen eine Deutsche Variante dieser Squeeze-Tasten aus dem Hause ETM. Sie wurde auch bei Küstenfunkstellen zum Standard. So eine Hubtaste, wie man sie aus dem Western kennt, ist im Speed begrenzt. Geübte Leute sind damit aber noch immer schneller als die Smartphone-Generation in WhatsUp oder Facebook.
      Mit meiner Taste schaffe ich dies auch heute noch - ohne große Übung. Morsen ist eben auch digital - nur eben nicht "Null" und "Eins" sondern "kurz" und "lang".
    • whl 13/10/2020 10:44

      Netter Kommentar Jupp, bist Du schon HSC-Mitglied?
  • HG-Foto 22/12/2019 9:42

    schönes,edles Teil
    Gruß DB1WK
    • Jupp Kaltofen 22/12/2019 15:56

      Ja, diese Taste ist wohl nicht grundlos seit gut 30 Jahren, kaum verändert, noch immer sehr beliebt. Leider ist der Preis dies auch.
      Das Ding nennt sich heute Morsedirigent und sie folgt konzeptionell dem abgebildeten Vorgänger. Der Name wurde wohl aus rechtlichen Aspekten geändert. Um der Nachfolge von "Schurr" gab es wohl Streitigkeiten. Die Qualität ist noch immer Top - sowohl an meiner Taste als auch was den neuen Morsedirigent angeht. 

      vy 73 es mry xmas es hpy ny
      de DD4DA

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