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Minnesang (4 von 6)

Minnesang (4 von 6)

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E. W. R.


Premium (Pro)

Minnesang (4 von 6)

2008. Nikon D 100 mit Sigma f/2,8 105 mm Macro. RAW (12 Bit). ISO 400. 1/180 sec f/7,1 bei korrigierter Programmautomatik, Mehrfeldmessung und Belichtungskorrektur -0.3 LW. Bearbeitung: Ulead PhotoImpact 12: Kontrast +12. Nachschärfen des auflösungsreduzierten Bildes 20/100.

Minnesang (1 von 6)
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Minnesang (2 von 6)
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E. W. R.

Minnesang (3 von 6)
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E. W. R.


Im Traum

Wer möcht am trägen Stoffe kleben,
dem Fittich ward zu Weltenflug!
Ich lobe mir den süßen Trug,
das heitre Spiel mit Welt und Leben.
In tausend Buntgewande steck ich,
was geistig, leiblich mich umschwebt;
in jedem Ding mich selbst entdeck ich:
nur der lebt Sich, der also lebt.

Mir ist, ich sei emporgestürmt
über stürzende Wasserfälle.
Mir engt's die Brust, um mich getürmt
ahn ich schützende Nebelwälle.
Aus dumpfen Regionen,
aus Welten von Zwergen,
trieb's mich fort,
ob auf ragenden Bergen
ein besserer Ort
dem Freien, zu wohnen.

Es weht mir um die Stirne
ein Hauch wie von Frauengewand ...
Folgte zum steilen Firne
mir wer aus dem Unterland?
Es beugt sich zu mir nieder
ein liebes, schönes Gesicht ...
Glaubst Du, ich kenne Dich nicht,
Sängerin meiner Lieder?
Du bist ja, wo ich bin,
mein bester Kamerade!
Bei Dir trifft mich kein Schade,
meine Herzenskönigin!

»Du flohest aus Finsternissen,
mühsamen Mutes,
ich weiß es.
Du hast zerrissen
Dein Herz, Dein heißes,
und bei dem Leuchten Deines Blutes
bist Du den dunklen Pfad
weiter getreten,
bis Du mich fandest
und mit tiefen Gebeten
mich an Dich bandest,
daß ich Dich liebgewann,
dem ringenden Mann
ein treuer Kamerad.

Du brachst uralte Ketten
und kamst heute Nacht
in mein Reich.
Ich will Dich betten
an meiner Brust
warm und weich,
in Träumepracht
Deine Seele verzücken:
der ganzen Welt
Außen und Innen
sei Deinem Sinnen
preisgestellt.
Magst sie schmücken
mit lachender Lust,
magst sie tausendfach
deuten und taufen,
mit Berg und Wald,
mit Wiese und Bach,
mit Wolken und Winden,
mit Sternenhaufen
Dein Spiel treiben,
Deinen Spaß finden;
brauchst nicht zu bleiben
an einem Ort;
magst die Welt
bis zu Ende laufen;
denn Hier oder Dort,
wo Du auch seist,
wo sich das Himmelszelt
über die Erde spannt:
das sei Deinem Geist
Phanta's Schloß genannt.«

Schneller strömt des Blutes Fluß,
Wonne mich durchschauert,
auf meinen Lippen dauert
sekundenlang Dein süßer Kuß.
Nun nimm mich ganz, und trage
mein Fragen mit Geduld!
Für alles, was ich nun sage,
trägst Du fortan die Schuld.

[Christian Morgenstern: In Phanta's Schloss.
In: Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke, Digitale Bibliothek 75, Berlin 2002, S. 77415-8
(vgl. Morgenstern-GW Bd. 1, S. 19-20)]

Commenti 28

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  • Flighty Furrow 20/11/2009 11:56

    Hi Eckhard

    Coming back to part of your comment under



    "Wie wäre es, das Scharfe mit dem in der Schwebe Gelassenen zu kombinieren?" One might (like to) go astray by translating "Schrafe" with 'hot'! Et voilà, another interesting dimension. I think that word came to mind as I was looking at that bright red of those beautiful poppies and there was the immediate association: scharf, red petals = red pepper = hot.

    Red that invigorating of all colours, burning to feel, to become alive. That in turn makes me think of Sylvia Plath's Poppies In July - your posting date is in July after all! ;-)


    Little poppies, little hell flames,
    Do you do no harm?

    You flicker. I cannot touch you.
    I put my hands among the flames. Nothing burns

    And it exhausts me to watch you
    Flickering like that, wrinkly and clear red, like the skin
    of a mouth.

    A mouth just bloodied.
    Little bloody skirts!

    There are fumes I cannot touch.
    Where are your opiates, your nauseous capsules?

    If I could bleed, or sleep!
    If my mouth could marry a hurt like that!

    Or your liquors seep to me, in this glass capsule,
    Dulling and stilling.

    But colorless. Colorless.
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  • piet h 22/07/2008 20:33

    @ Eckhard, ich finde diesen Moment auszudrücken ist Dir eindrucksvoll und bewegend gelungen!
    piet
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  • piet h 14/07/2008 22:36

    das ist vielleicht der schönste Moment, der Höhepunkt, der trügerische Schein , dass die Berührung so fein und sittsam bleiben könne, wie sie sich hin im einander fast berühren andeutet
    piet
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  • Vera Laake 11/07/2008 9:44

    So schön im Licht!
    Lieben Gruß
    Vera
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  • † Trude S. 07/07/2008 23:45

    ich hab mich schon mächtig über diesen "Ringelnatz" gewundert :-))) Dafür ist natürlich Morgenstern eher zuständig !!
    lg Trude :-)
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  • Karl-Dieter Frost 07/07/2008 17:15

    Lieber Eckhard, Deine Serie ist ja zum Erröten schön ;-) - nee - wirklich gute Fotos, die in Verbindung mit den Begleittexten alle Sinne sehr tief ansprechen. Es wird mir nicht gelingen, bei den vielen eindrucksvollen Anmerkungen (die ich nur kurz passieren konnte) etwas Vergleichbares anzumerken. Deshalb nur kurz einen realen "Minne-Gesang" von meinen Vorfahren:
    Mein Opa lud in jungen Jahren seine Freundin und spätere Frau Minna (von ihm kurz und dauerhaft "Minne" genannt) ins Lokal ein. Er bestellte sich ein Bier, schob es zu ihr ´rüber und sagte: "Minne, Du kannst mal den Schaum abtrinken!" Darauf sie: "Mit Ihnen trinke ich nicht aus einem Glas!".
    So kurz, bündig und effektiv kann Minne (und konnte "Minne") sein und in diesem Fall führte sie sogar nachweislich zu einer guten Ehe mit Nachwuchs, der es in der übernächsten Generation sogar zu einer Fc-Mitgliedschaft gebracht hat! :-))
    Gruß KD
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