Mit dem Bus durch Nepal
Sonderlich schnell ist man mit den öffentlichen Bussen in Nepal nicht unterwegs. Auch hört der Asphalt auf der Straße auf, sobald man den Einzugsbereich Kathmandus verläßt (außer man fährt auf dem "Highway" nach Pokhara). Dann zieht sich die Fahrt bald gehörig in die Länge. So braucht man für die gut 70 km von der Hauptstadt in den Bezirk Kavre im Osten mindestens 6 Stunden, es können aber auch 9 werden.
Auch in geringer Höhe von kaum 1200 m (z.B. in der Gegend des Dörfchens Thulo Parsel im Bezirk Kavre) kann der Fahrweg -oft kaum mehr als ein Feldweg - längere Zeit an Abgründen entlang führen, die einige Hundert Meter in ein Flussbett hinabstürzen und wo der Bus kaum mehr als einen halben Meter Spielraum hat. Faszinierend ist es, dabei den Busfahrer und seinen Kollegen, der meist in der offenen Tür steht, zu beobachten: es scheint nichts, aber auch gar nichts zu geben, was diese beiden aus der Ruhe bringen könnte. Immer wieder schlingert der hochbeinige Tata-Bus mit ordentlichen Ausschlägen nach links und rechts durch tiefe Löcher oder über recht große Steine, doch nie ist bei den beiden auch nur die geringste Spur von Aufgeregtheit zu spüren. Bei plötzlichen Begegnungen mit Gegenverkehr (andere Busse oder LKWs) scheint gar nichts mehr zu gehen. Aber beide Gefährte müssen meist nicht mal anhalten - ein kurzer Blickwechsel beider Fahrer, eine knappe Geste reichen völlig aus, dass beide Ungetüme im Abstand von manchmal wenigen cm aneinander vorbei schwanken. Muss einer anhalten oder ein wenig zurücksetzen, verständigt man sich ganz abgeklärt auch ohne jede hitzige Debatte oder Gestikulierei darüber.
Eine vielleicht nicht ganz alltägliche Situation: schon in der Dämmerung etwa eine halbe Stunde vor der Endstation taucht am Wegesrand eine kleine Bauersfamilie (Vater, Mutter, Tochter) auf. Der Bus wird gebieterisch gestoppt, der kleine Bauer zeigt ebenso gebieterisch auf 16 Sack Reis, die an der Straße liegen und in den Bus hinein sollen. Das wird interessant - ein bisschen Palaver zwischen Bauersfamilie und Busbesatzung beginnt, mit zunehmender Lautstärke und unter Gelächter mischen sich auch die verbliebenen Fahrgäste ein.
Mit dem Bauern ist nicht gut Kirschen essen - er schnappt sich einfach den ersten Sack und befördert ihn ohne viel Federlesen in den Bus. Dem Beifahrer bleibt schließlich nichts anderes übrig, als möglichst schnell die restlichen Säcke ebenfalls einzuladen, wonach dann im Inneren des Busses kein Durchkommen mehr ist. Die Bauersfrau schaut sich das Ganze lachend von draußen an.
So ist die ganze Fracht schnell verstaut.
Erneuten Unmut beim Bauern erregt die Rechnung: 16 Frachtstücke zu 40 Rupien ergeben die Summe von 640 Rupien (etwa 5,50 EUR), was aber viel Geld für die Einheimischen ist. Schon wieder fängt der Bauer einen pampigen Wortwechsel an, was ihm aber nichts hilft - schließlich muss die Tochter schnell nach Hause und kommt mit den benötigten Geldscheinen zurück.
Dann geht's weiter und ohne Zwischenfälle ans Ziel der Fahrt.
hans lachmann 19/06/2018 14:08
Die Stimmung die auf solchen Touren herrscht hast du gut ins Bild gesetzt !Herr Herrmann 16/11/2017 7:13
Da könnte der Hamburger Verkehrsverbund bzgl. Service einiges lernen.... tolle Szene. LG LutzPixel-Andi 15/11/2017 13:02
Herrliche Geschichte zu eindrücklichem Bild. Das ist Nepal...LG Andi