Mitten im Wald.

Mitten im Wald.

Nun stehen sie wieder in den Piumer Wohnzimmern - die prächtig geschmückten Weihnachtsbäume. Sie erwärmen die Herzen und zaubern eine ganz besondere Stimmung in die Stube. Einer der Weihnachtsbäume hat jedoch eine ganz besondere Strahlkraft und er steht nicht im warmen Zimmer, sondern mitten im Teutoburger Wald. Er hat nicht mal Nadeln und um ihn wird am Heiligen Abend auch keine aufgeregte Kinderschar versammelt sein.

Der Baum scheint ein ausrangierter Weihnachtsbaum zu sein, denn er hat keine Wurzeln. „Er steht auf einem Holzfuß und ist mir vor drei Jahren zum ersten mal aufgefallen”, erzählt Ute Schaefer, die den Baum in der Nähe des Luisenturms entdeckte. Der nadellose Baum war zum ersten Advent plötzlich mit roten Kugeln geschmückt worden, die am 6. Januar wieder verschwunden waren.

Im vergangenen Jahr war der inzwischen total vertrocknete Baum erneut mit roten Kugeln geschmückt, pünktlich zum ersten Advent. „Und er trug einen goldenen Stern auf seiner Spitze”, so Ute Schaefer. Zum Dreikönigstag wurde der Baum wiederum abgeschmückt.

Als der erste Advent 2013 angebrochen war, war das Bäumchen nicht geschmückt. „Ich habe mich richtig erschrocken”, so die Luisenturmwirtin. Am Montag darauf trug er aber wieder seine roten Kugeln und den goldenen Stern an der Spitze. Zusätzlich wurde er dieses Mal mit einer langen Perlenkette verziert.

„Ich habe alle gefragt, die mir eingefallen sind. Keiner weiß, wer das Bäumchen schmückt”, erzählt Ute Schaefer. Sie freut sich aber jedes Mal, wenn sie an dem seltsamen Weihnachtsbaum vorbeikommt. Mit seinen roten Kugeln ist er ein echter Blickfang im ansonsten kahlen Winterwald. „Ich finde den Baum irgendwie total schön”, sagt Ute Schaefer und strahlt. Warum jemand mitten im Wald einen vertrockneten Weihnachtsbaum schmückt, ist ihr allerdings ein Rätsel.

Wer den kleinen Weihnachtsbaum entdeckt, der möge ihm freundlich zunicken, ihn aber nicht beschädigen. Er hat vielleicht eine besondere Geschichte. Vielleicht eine sehr schöne, vielleicht aber auch eine ganz traurige. Bestimmt ist er jemandem besonders wichtig. Auf jeden Fall hütet er ein Geheimnis, bringt Menschen ins Grübeln und lässt viel Raum für Spekulationen.

Erstaunlich ist, dass eine vertrocknete Tanne, die man auf den ersten Blick als Grünabfall bezeichnen würde, durch ein paar Kugeln und einen goldenen Stern wieder zu einem Weihnachtsbaum werden kann. Zu einem Weihnachtsbaum, der die Herzen der Menschen offenbar mit der gleichen Kraft erwärmen kann wie seine prachtvoll geschmückten Kameraden in den heimischen Wohnzimmern.

Anke Schneider/Haller Kreisblatt