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Möhnetalsperre 2

Der Möhnesee ist als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Der Hevesee und der Hevearm im Süden des Möhnesees und der Einlauf der Möhne in den See sind Naturschutzgebiete. Das Hevevorbecken und angrenzende Flächen sind zudem auch als FFH-Gebiet gemeldet worden. Der Möhnesee ist mit 4000 bis 6000 Wasservögeln ein bedeutender Rastplatz in Nordrhein-Westfalen. Die bedeutenden Rastvögel sind, mit Prozentangaben für die Jahre 2001 bis 2006, Reiherente 31 %, Stockente 24 %, Blässhuhn 22 %, Haubentaucher 9 %, Tafelente 5 % und übrige Arten mit 9 %. Ein wichtiger Grund für größere Rastvorkommen von Tauchenten und Blässhühner ist das Vorhandensein der Wandermuschel im See. Die Wandermuschel bildet auf dem steinigen Seegrund Muschelbänke mit mehreren tausend Tieren je Quadratmeter. An den Einflüssen der Möhne und den kleineren Bächen in den See gibt es Vorkommen von Eisvogel, Gebirgsstelze und Wasseramsel. Deren eigentliche Brutplätze liegen aber nicht am See direkt, sondern an den Zuflüssen. Am Seeufer brüten Stockente, Reiherente, Teichhuhn, Blässhuhn, Höckerschwan, Graugans, Kanadagans, Nilgans und Haubentaucher. Der Haubentaucher hat hier mit ca. 50 Brutpaaren auf dem See seine größte Brutbestand in Westfalen. Der Graureiher hat eine Brutkolonie am Westenberg in Wamel mit 15 bis 30 besetzten Horsten. Der Kormoran hat bisher, vermutlich wegen menschlicher Störungen, nur erfolglose Brutversuche durchgeführt. Auch der Rothalstaucher hat seit 2002 mehrfach erfolglos am See gebrütet. Beim Zwergtaucher hingegen kam es in der Vergangenheit zu einzelnen erfolgreichen Bruten. Eine große Besonderheit war das ganzjährige Vorkommen der Eiderente, einer Meerente, von September 2001 bis Dezember 2006. Im Juli 2006 konnte hier der erste Brutnachweis für Nordrhein-Westfalen erbracht werden: ein Weibchen mit drei halbwüchsigen Jungen. Als im Dezember 2006 der Wasserspiegel stark anstieg, konnten die Eiderenten die Wandermuschelbänke nicht mehr erreichen und verließen den See. Auch andere Meeresenten erscheinen häufiger in der Winterzeit. Im See wurden 13 Fischarten bei Probebefischungen des Ruhrverbands gefunden. Die größten Bestände kommen von Flussbarsch mit 53 %, Kaulbarsch mit 20,3 % und Rotauge mit 13,9 %. Daneben kommen noch Große Maräne, Aal, Hecht, Zander, Kleine Maräne, Seeforelle, Brasse, Karpfen, Schleie und Döbel vor. Seeforelle und Aal kommen nur wegen eines künstlichen Besatzes vor und vermehren sich nicht natürlich. Ferner kommt noch das Bisam vor.
Geschichte [Bearbeiten]
Bauzeit und Einweihung [Bearbeiten]

Berechnungen des zukünftigen Bedarfs an Trink- und Brauchwasser für das wachsende Ruhrgebiet im Jahre 1904 hatten ergeben, dass zu den bereits vorhandenen Talsperren im Flusssystem der Ruhr mit einem Stauvolumen von 32,4 Mio. m³ die dreifache Menge erforderlich wäre, nämlich etwa 100 Mio. m³ Stauraum. Bis zum Jahr 1925 schätzte man sogar ein Anwachsen auf fast 200 Mio. m³. Daher wurde von der Generalversammlung des Ruhrtalsperrenvereins am 28. November 1904 eine Satzungsänderung zum Bau eigener Talsperren beschlossen. Am 22. Mai 1905 wurde zum ersten Mal über den Plan gesprochen, im Möhnetal eine große Talsperre zu bauen. Die Möhnetalsperre wurde daraufhin in den Jahren 1908 bis 1913 erbaut und am 12. Juli 1913 vom Ruhrtalsperrenverein eingeweiht. Im Jahr der Einweihung war die Talsperre die größte Stauanlage in Europa.
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg [Bearbeiten]
Durch den Bombenangriff zerstörte Staumauer
Zerstörte Staumauer

Die Möhnetalsperre wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen britischen Bombenangriff, geleitet durch Wing Commander Guy Gibson in der Nacht vom 16. Mai auf den 17. Mai 1943, zerstört (Operation Chastise/Züchtigung). Um die Abwehranlagen am Stausee zu umgehen, kamen speziell für diesen Zweck konstruierte Bomben, so genannte Roll- oder Rotationsbomben, an der Avro Lancaster Dam Buster zum Einsatz; heute kann man sich im Inneren der Staumauer einen Nachbau einer solchen Bombe anschauen. Diese sprangen durch Eigendrehung auf dem Wasser über die Torpedofangnetze hinweg in Richtung Staumauer, schlugen mit geringem Restschwung gegen die Mauer, sanken bis zum Mauersohlengrund ab und detonierten in einer Tiefe von etwa 10 oder 15 Metern. Eine einzige von mehreren in kurzer Folge abgeworfenen Bomben erreichte ihr Ziel und erfüllte den beabsichtigten Zweck. Der See war zu dieser Jahreszeit voll gefüllt.

In der Staumauer entstand dadurch zunächst ein kleiner Riss, der sich durch den Druck der ausströmenden Wassermassen schnell erweiterte und zuletzt eine riesige trapezförmige Lücke ergab (77 m Breite mal 22 m Tiefe), durch welche die Wassermassen herausströmten. Durch die daraus resultierende Flutwelle, die sich über die Möhne bis weit ins Ruhrtal ergoss, kamen verschiedenen Angaben zu Folge mindestens 1284 oder sogar über 1600 Menschen ums Leben. Der letzte Todesfall infolge der Flutwelle war in Essen-Steele, über 100 km von der Staumauer entfernt. Die meisten Menschen kamen in einem Kriegsgefangenenlager in unmittelbarer Nähe unterhalb der Sperrmauer ums Leben. Ein Mahnmal am früheren Kloster Himmelpforten erinnert heute an die über 1200 Toten allein in diesem Lager. Ganz Neheim (heute ein Stadtteil von Arnsberg) wurde schwer getroffen; die Flutwelle war dort über 12 Meter hoch. Ein Mahnmal in Neheim erinnert an die Opfer der Katastrophe.

Zweck dieses Angriffs, bei dem gleichzeitig auch die Edertalsperre und der Sorpesee angegriffen wurden (der Sorpedamm blieb aufgrund seiner speziellen Bauart aus Beton mit Erd- und Steinüberschüttung stehen), war mittelbar die Beeinträchtigung der Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet.

Der Angriff auf die Staumauer wurde 1954 in dem britischen Spielfilm Mai '43 – Die Zerstörung der Talsperren (The Dam Busters) von Michael Anderson nachgezeichnet.
Wiederaufbau [Bearbeiten]
Staumauer

Der Wiederaufbau der Staumauer unter einem Aufgebot von mehreren tausend Arbeitskräften rund um die Uhr und unter Verwendung der ursprünglichen Baumaterialien wurde, trotz der damals sehr angespannten allgemeinen Material- und Kräftelage, unmittelbar nach der Zerstörung eingeleitet und konnte schon am 3. Oktober 1943 mit dem Auftragen der Fahrbahndecke auf der Dammkrone abgeschlossen werden. Der schnelle Fortgang der Arbeiten wurde schließlich auch durch die Nazi-Propaganda ausgenutzt, um der kriegsmüden Bevölkerung zumindest kleine Erfolge vorzuführen. Der Einfluss des Angriffes auf die Kriegswirtschaft des Ruhrgebietes war jedoch nicht so nachhaltig ausgefallen, wie von den Alliierten ursprünglich erhofft. Sie griffen die Großbaustelle bzw. die dann fertiggestellte Staumauer bis Kriegsende nicht mehr an.
Sanierung [Bearbeiten]

Die Möhnetalsperre wurde von 1972 bis 1979 umfassend saniert. Dabei wurde entlang der Gründungssohle der Staumauer ein Kontrollgang durch Sprengungen vorgetrieben. Von ihm aus wurde die Mauer verpresst (abgedichtet) und mit Drainagebohrungen angelegt.

Wie bei vielen anderen Stauseen finden sich unterhalb der Wasseroberfläche Relikte aus vergangenen Tagen. Im Spätsommer 2003 musste wegen Reparaturarbeiten an den Absperrschiebern des Hevebeckens, eines der beiden Vorbecken des Sees, der Wasserstand so weit abgesenkt werden, bis das Hevebecken vollständig entleert war. Zum Vorschein kam die alte Brücke mit der über ihr verlaufenden Straße.

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