Morgen am jungen Inn

Morgen am jungen Inn

Im breiten Hochtal des oberen Engadin(romanisch: Tal des Inn) hat der junge Inn von seiner Quelle bereits drei Seen durchflossen und sich danach vom St.Moritzer See ca. 100 m in die Tiefe auf den Talboden von Samedan(1750 m ü.M.) gestürzt und sich dort in mehreren Flußarmen breit hingelagert. Freilich hat man den Fluß auch kanalisiert, um Hochwasserschäden zu vermeiden. Hier auf dem breiten Talboden liegt der Hauptort des oberen Engadins, Samedan oder Samaden, wie die Einheimischen sagen. Mit dem Kantonsspital, Schulen, Ämtern, Hotels, Internaten und vielen Handwerks- und Gewerbebetrieben bildet der Ort das Wirtschaftszentrum des Engadins. Trotzdem hat er sich seinen eher dörflichen Charakter im Ortskern bewahrt.

Was die Bahn betrifft, so ist Samedan ein wichtiger Verkehrsknoten. Züge aus Chur fahren normalerweise weiter nach St.Moritz, es bestehen Umsteigemöglichkeiten und schlanke Anschlüsse im Stundentakt nach Pontresina und über den Berninapass und zum anderen ins untere Engadin in Richtung Scuol-Tarasp. Außerdem besitzt die Rhätische Bahn hier Abstell- und Zugbildungsanlagen, eine Autoverladerampe und vor allem eine Werkstätte und ein Lokomotivdepot, der Knotenfunktion angemessen. Entsprechend ausgedehnt sind die Gleisanlagen.

Der im Bild sichtbare Schnellzug aus Chur hat am frühen Morgen bereits die spektakulären Kehren der Albulabahn und den gleichnamigen Tunnel überwunden und macht sich auf den kurzen letzten Abschnitt seiner Fahrt, hinauf nach St.Moritz. In guter Tradition führt er Post-und Gepäckwagen mit sich. Das Foto ist im Jahr 1988 entstanden, einer Zeit des farblichen Umbruchs bei der RhB, als man dazu überging, die Fahrzeuge von ihrer tristen grünen Farbe zu befreien und sie in ein leuchtendes Rot zu kleiden, was sich in der Landschaft als außerordentlich belebender Akzent bemerkbar macht.
Der Kenner wird bemerken, daß der Zug von einer Lok der Baureihe Ge 4/4 I gezogen wird, einer wegweisenden Nachkriegskonstruktion, basierend auf der berühmten SBB-Re 4/4 I, von der es jahrzehntelang ein Märklinmodell gab. Die zehn Loks dieser Reihe wurden inzwischen einer umfassenden Revision unterzogen, sie bekamen einen neuen Lokkasten, wurden u.a. wendezugtauglich gemacht und erhielten natürlich ein leuchtend rotes Farbkleid. Sie sind mittlerweile mehr als 50 Jahre alt, aber aus dem Betrieb der Rhätischen Bahn nicht wegzudenken.