Moschee Hassan II. in Casablanca / Marokko
Von weitem haben wir schon das beige / grüne Minarett der berühmten Moschee Hassan II. gesehen und wollen dieser jetzt einen Besuch abstatten. Diese Moschee wird als Geschenk einer Nation an ihren Monarchen zu dessen 60. Geburtstag im Jahr 1989 gesehen. Die Mittel für die Finanzierung der eine dreiviertel Milliarde US-Dollar teuren Moschee kamen auf unterschiedliche Weise zusammen: So sollen Staatsbeamte jeden Haushalt des Landes aufgesucht und um eine Spende gebeten haben. Auch wird von Arbeitgebern berichtet, die einen Teil der Löhne einfach einbehielten und das Geld nach Casablanca überwiesen. Und die obersten Hofbeamten sollen sich bei dem Bemühen, sich großzügig zu zeigen, förmlich überschlagen haben. Mit diesem modernen Kultbau, zu dessen Einweihung 1993 nicht nur muslimische, sondern auch zahlreiche jüdische und christliche Würdenträger geladen wurden, setzte sich der Vater des derzeitigen Königs auf jeden Fall vor den Augen der Weltöffentlichkeit als Verfechter eines toleranten Islam ein Denkmal. Das Projekt wurde also von allen Marokkanern unterstützt, die mit sanftem Druck um ihren finanziellen Beitrag „gebeten“ wurden.
Als wir an der Moschee ankommen, beginnt es zu regnen. Wir lassen uns aber vom Wetter nicht beeindrucken, sondern bestaunen dieses Bauwerk erst einmal aus gewisser Distanz. Die gesamte Anlage ist äußerst beeindruckend. Auffallend ist das 4-eckige, 210 m hohe Minarett aus Marmor. Die eckige Form entspricht der marokkanischen Bauweise; die Farbe des Islam ist grün, sie kehrt immer wieder.
Die drei Kugeln an der Spitze des Minaretts haben folgende Bedeutung: Die kleinste Kugel unter dem Zeichen des Islam steht für das Leben; die mittlere für den Tod, die Scheide zwischen Diesseits und Jenseits; die größte Kugel unten steht für das zweite, ewige Leben.
Das teure, aufwändige Gebäude der Moschee mit Bibliothek, Museum, Dampfbädern (für die große Waschung), Koranschule und Konferenzräumen, welches der französische Architekt Michel Pinseau entworfen hat, ist auf drei Seiten vom Meer umgeben und erdbebensicher gebaut. Eigentlich ist sie im Meer errichtet.
Zum Bau wurden, wo immer möglich, Materialien aus dem Lande verwendet: Zedern aus dem Mittleren Atlas, Marmor aus Agadir und Granit aus Tafraoute. Die Gebetshalle, die mit einem elektrisch zu betätigendem Schie-bedach ausgestattet ist, welches sich innerhalb von drei Minuten öffnet, bietet rund 25.000 Gläubigen Platz, weitere 80.000 können auf der Esplanade, einem freien Platz davor, beten. Während des Ramadan und am Freitag muss jeder Gläubiger in der Moschee beten, das gilt im ganzen Islam.
Die Decke des Hauptschiffes erhebt sich 65 m über dem Boden; 2.500 Säulen stützen die kunstvoll dekorierte Haupthalle. Allein diese Zahlen sprechen von den überdimensionalen Ausmaßen. Es gibt sogar eine Klimaanlage, die aber wegen des ungeheuren Energieverbrauchs noch nicht in Betrieb genommen werden konnte. Das Bauwerk wurde vollständig von Marokkanern errichtet. 90 Ingenieure, rund 35.000 marokkanische Handwerker und Kunsthandwerker waren sechs Jahre lang im Einsatz. Mit diesem Auftrag konnten die traditionellen Handwerkskünste des Landes eine wahre Wiedergeburt feiern.
Josef Strohmayer 29/03/2014 6:57
Erst durch das Auto im Bild wird einem die Dimension klar. Sehr interessanter Bericht dazu.LG
Josef