München und Wetzlar in trauter Zweisamkeit.
Steinheil Casca I + Kühn Flexameter.
Zumindest von der Avantgardistischen Formgebung passt das Kühn Flexameter perfekt zu der auch Heute noch nicht alt wirkenden Steinheil Casca. Dabei hat eine Patentklage bezüglich des Schlitzverschlusses und des Messsuchers ( der Casca II ) von Leitz Wetzlar dazu geführt, dass diese 1948 kurz nach dem Krieg entwickelte Kamera, schon kurz nach Verkaufsbeginn wieder vom Markt genommen wurde. Die in München ansässige Firma Steinheil wollte damit eine Juristische Auseinandersetzung vermeiden und somit war das Modell Casca I + II die einzige Kleinbild-Kamera, die Steinheil neben der sehr erfolgreichen Optik/Objektiv Sparte, jemals in den Handel brachte. Insgesamt sind von diesen Kameras vermutlich weniger als 2000 Modelle in den Handel gelangt. Mit dem sehr hellen 1:1 Messsucher der Casca II, den in den Sucher eingespiegelten Brennweiten und der, im Vergleich zu damaligen Leica Modellen sehr einfachen Film-Einfädelung war die Casca der Konkurrenz aus Wetzlar teilweise weit voraus.
Auch das sehr klare Design erinnert eher an eine Leica M3, die allerdings erst 1954 und damit 6 Jahre später auf dem Markt kam. Der Name „Casca“ setzt sich übrigens aus dem Namen des Firmengründers (C)arl (A)ugust von (S)teinheil und dem Zusatz (CA)mera zusammen. Ob die Casca ohne den Patentstreit zu einem Kassenschlager geworden wäre, ist angesichts des damals anvisierten Verkaufspreis von 680 DM (!) allerdings sehr fraglich.
Ok. was hat dies jetzt mit dem ominösen „Dingens“ auf der Kamera zu tun?
Das Flexameter wurde von der Firma Kurt Kühn in Wetzlar gebaut. Es ist eine interessante Kombination aus Entfernungsmesser und Lichtschacht-Sucher mit ausklappbarer Sucher-Lupe. Mit Hilfe des Flexameter konnte damals jede handelsübliche Kleinbild-Kamera mit 50mm Optik zu einer TLR, ähnlich einer Rolleiflex o.Ä., aufgerüstet werden. Logischerweise musste die Einstellung des Messsuchers natürlich manuell auf die Optik übertragen werden.
Aha! Hmmm...und was hat das Ganze jetzt mit Leica zu tun?
Ganz einfach! Karl Kühn war der Ehemann von Elsie Kühn-Leitz, die wiederum die Schwester von
Ernst Leitz II und somit dem damaligen Inhaber von Leitz Wetzlar war. Ernst Leitz II gab 1924 grünes Licht für die Entwicklung und Vermarktung der Leica Kamera, die von seinem damaligen Mitarbeiter Oskar Barnack entworfen wurde.
Was wäre wohl, wenn die Geschichte anders ausgegangen wäre...?
Vielleicht würden einige von uns jetzt mit einer Casca IX D herumprah... ähh herumfotografieren.
;-))
Volkmar Kleinfeldt 25/03/2016 12:34
Danke, Kai!Immer schön, wenn sich hier jemand die Mühe macht, etwas besonders Sehenswertes einzustrellen.
Mit gutem Text, mit guter Fotografie!!!
Übrigens hat Dr. Kühn neben dem Flexameter auch die Infra gebaut:
Gruß und schöne Feiertage - Volkmar
Unscha-r-f 21/03/2016 20:38
@ AlleVielen Dank!
Bei der Demontage und Säuberung/Instandsetzung ist mir übrigens aufgefallen, dass die Casca I alle "Gene" oder anders gesagt alle, Gehäuse-Öffnungen und Montageplätze der Casca II aufweist. Mit den passendem Messsucher und einer anderen Objektiv-Aufnahme und Frontverkleidung könnte man also auf eine Casca II "aufrüsten". Allerdings passt dann das Objektiv mit dem Zahnrad-Trieb nicht mehr. ;-)
@ Engel Gerhard
Vielen Dank für die Korrektur, Du hast natürlich Recht!
Aber es war, bis auf ein 1922 entwickeltes Test Modell, die einzige Kleinbild-Kamera von Steinheil, die zumindest kurzfristig in den Handel gelangte.
Ich korrigier das mal schnell. ;-)
Vg
Kai
Engel Gerhard 21/03/2016 12:44
Nachtrag: Im Kadlubek geführt unter STH0020Engel Gerhard 21/03/2016 10:43
fast........ hätt ich diese ausserordentlich hervorragende Arbeit für die Galerie vorgeschlagen.......-)), es ist m.E. "D I E" geniale Verquickung des Flexameter & der Casca I mit der verwandtschaftlichen Geschichte in Verbindung feiner Produktfotografie.Eine kleine Berichtigung möchte ich allerdings schon noch machen; Die Casca I & Casca II waren die beiden letzten Kamera-Modelle, welche die Fa Steinheil, (Opt. Werke München) herstellten. Die ersten Modelle wurden bereits 1840 gefertigt. Im Kadlubek sind immerhin 30 Modelle gelistet und praktisch alle mit hohem bis sehr hohem Sammlerwert -die Casca II mit dem höchsten Wert- notiert.
herzlichen Gruss Gerhard
Klaus-Dieter Jänicke 20/03/2016 9:30
Interessantes Gerät und informativer Text - gefällt mir.VG Klaus
Michael Jo. 20/03/2016 1:23
allein das Design schon .. !!!von Dissonanzen zwischen Leitz
und Steinheil - unter and. wg. der Casca ? -
hatte ich schonmal etwas gelesen;
aber der HG. dieser Geschiche
war mir nicht präsent.
Gute Info dazu !!
Und ich staune, was die Münchener damals
schon kreirt haben,
- Chapeau !
Nicht minder stark ist der Auftritt
dieser Cam hier durch Deine Linse .. ,
+ + ..!
LG., Michael
Peter-W 20/03/2016 0:54
Tolles und außergewöhnliches Exponat. Genauso gut Präsentiert.LG Peter-W