Murales - 4
Das allererste der Murales genannten Wandgemälde wurde 1968 von der anarchistischen Mailänder Gruppe Dioniso in Orgosolo gezeichnet. Nachdem er den Film Banditi a Orgosolo gesehen hatte, ließ sich der der Kommunistischen Partei Italiens nahestehende Zeichenlehrer Francesco del Casino aus Siena in Orgosolo nieder und begann 1975 in Orgosolo mit Schülern, Bilder an die Wänder der Häuser zu malen. Anlass war der 30. Jahrestag des Partisanenkampfes gegen den Faschismus. Ihren Anfang nahmen die Gemälde auf Sardinien aber in dem eher unbekannten Dorf San Sperate. Die Wandmalereien in Orgosolo drückten zunächst den Protest gegen den geplanten NATO-Truppenübungsplatz auf dem Pratobello aus. Auch gegen die Mailänder Konzern-Chefs, die Gelder des Aufbauplans für Sardinien veruntreut haben, richtet sich der Protest. Neuere Bildnisse kommentieren z.B. die Weltpolitik - so wird Helmut Schmidt wegen Stammheim als „Experte in Sachen Staatsmord bezeichnet“, ein Sieg der kambodschanischen und vietnamischen Kämpfer gegen die USA am 25. April 1978 gefeiert und die Zahl der unschuldigen Opfer für den Sturz Saddam Husseins wird hinterfragt. Andere Bilder stellen das einfache Hirten- und Dorfleben dar, setzen sich für die Erhaltung der Sardischen Sprache ein oder enthalten sogar Werbebotschaften. Auch über die Studien über die "Kriminalität in Sardinien von Alfredo Niceforo (siehe Geschichte) macht sich ein ironisches Murales lustig. Viele der ca. 120 Murales orientieren sich stilistisch am Kubismus in der Art von Picassos Guernica, aber auch realistischere Gemälde sind darunter. Neben Francesco del Casino zeichneten unter anderem der ebenfalls in Orgosolo lebende Künstler und Autodidakt Pasquale Buesca, die Künstlerinnen-Gruppe "Le Api" und der Mailänder Künstler Massimo Cantoni für die murales verantwortlich. Trotz einiger Beschädigungen etwa durch Umbauten von Häusern oder Witterung sind alle murales weitgehend sehr gut erhalten.
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