Nachhall
Nikolaikirche Leipzig, 1992
Im Herbst 1989 war die Nikolaikirche zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR mit dem anschließenden Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990. (Wikipedia)
https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Mauer
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_86670900/30-jahre-mauerfall-der-westen-war-berauscht-vom-sieg-im-kalten-krieg-.html
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/treuhand-funktionaer-detlef-scheunert-der-ossi-im-schlachthaus-a-1295498.html
https://www.welt.de/geschichte/article203067278/Fall-der-Mauer-So-pleite-war-die-DDR-1989-wirklich.html?utm_source=pocket-newtab
1989 sorgte der Fall der Berliner Mauer für Euphorie, heute herrscht Ernüchterung. Warum? Der Historiker Andreas Rödder kann es erklären – und welche Fehler der Westen global begangen hat. [Andreas Rödder, geboren 1967, lehrt Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Der Historiker ist Mitglied der CDU, sein letztes Buch trägt den Titel "Konservativ 21.0. Eine Agenda für Deutschland". Seine "Geschichte der deutschen Wiedervereinigung" ist 2018 in der 2. Auflage erschienen.]
Mauerfall und Einheit standen zu Beginn, die Neunzigerjahre sollten dann eine Ära von Frieden, Wohlstand und Demokratie einleiten. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Heute sieht die globale Lage ganz anders aus als erhofft; der Jubel über die friedliche Vereinigung der beiden deutschen Staaten ist vergangen.
Im Gespräch mit t-online.de erklärt der als Historiker renommierte Andreas Rödder, warum das Einheitsprojekt so anders verlief, als es die Bundesregierung von Helmut Kohl erhofft hatte. Er erläutert, warum die heutige politische Diskussion derart vergiftet ist und warum die Medien seiner Ansicht nach eine Mitschuld daran tragen. Vor allem aber fordert Rödder, dass Deutschland und Europa ihren Lebensstil verteidigen müssen.
t-online.de: Professor Rödder, am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, eigentlich sollte Deutschland im Jahr 2019 ein glückliches, wiedervereinigtes Land sein. Stattdessen ist die Unzufriedenheit im Osten heute groß. Was ist falsch gelaufen?
Andreas Rödder: Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden zu hohe Erwartungen von zu tiefen Enttäuschungen abgelöst.
Also rächen sich Helmut Kohls überzogene Versprechungen an die Ostdeutschen noch immer?
Auch. Helmut Kohl war geprägt vom Gründungsmythos der Bundesrepublik: Auf die Währungsreform 1948 und die Einführung der Marktwirtschaft folgten volle Schaufenster und das "Wirtschaftswunder". Genau das erwarteten Kohl und die Bundesregierung nach 1990 erneut: blühende Landschaften mit zufriedenen Bundesbürgern. Für die Ostdeutschen aber folgten auf die Einführung von D-Mark und Marktwirtschaft zwar volle Schaufenster. Aber kein Wirtschaftswunder, sondern die Deindustrialisierung, der wirtschaftliche Absturz. So machten die Ostdeutschen ganz andere Erfahrungen, als es die Westdeutschen erwarteten. Das Hauptproblem der Einheit war und ist aber ein kulturelles.
Inwiefern?
Der Westen erwartete vom Osten Anpassung. Und er war nicht bereit, sich auf die Ostdeutschen einzulassen. Niemand hat gesehen, welche ungeheure Transformation für die Menschen in den neuen Bundesländern mit der Wiedervereinigung verbunden war. Wer im Westen – mich selbst eingeschlossen – hatte denn 1990 Verständnis für einen ostdeutschen Arbeiter, dessen Betrieb geschlossen wurde? In einem Staat, in dem es nicht üblich gewesen war, überhaupt den Arbeitsplatz zu wechseln, und wo der Betrieb zugleich mehr als nur der Arbeitsplatz war: eine soziale Lebenswelt, die Freizeit und Urlaub umfasste. Derartige Erschütterungen und Entwertungen von Biografien gehen nicht spurlos an Menschen vorbei. Oder an einer ganzen Gesellschaft.
Im Westen scheint das Verständnis für Ostdeutschland nicht viel größer geworden zu sein.
Richtig. Viele im Westen verstehen immer noch nicht, wie sehr die komplette Lebenswelt der Ostdeutschen 1989 und 1990 umgeworfen wurde.
Bei aller berechtigten Kritik: Die deutsche Wiedervereinigung war ohne historisches Vorbild, Fehler waren kaum zu vermeiden.
Selbstverständlich. Auf Seite der Ostdeutschen herrschten ja wiederum auch sehr hohe Erwartungen an die Einheit, die so überhaupt nicht zu verwirklichen waren. Tatsächlich hat der Wiedervereinigungsprozess mittlerweile viel mehr erreicht, als 1990 realistischerweise hätte erhofft werden können.
Der Unmut ist trotzdem da. Lange war es die Linkspartei, nun ist es vor allem die AfD, die die Unzufriedenheit vieler ostdeutscher Wähler in Stimmen umwandelt. Wie bewerten Sie den Erfolg der Partei bei den letzten Landtagswahlen?
Die AfD hat es geschafft, die Unzufriedenheit der Ostdeutschen anzusprechen und sich als Stimme der Ostdeutschen darzustellen. Abzüglich der Sonderbedingungen in den neuen Ländern erleben wir allerdings in ganz Deutschland eine zunehmende Polarisierung zwischen rechts und links, die unsere Demokratie gefährdet.
Wo verlaufen die Frontlinien?
Auf der einen Seite der öffentlichen Diskussion in Deutschland steht eine hypermoralisierende Linke, die sich als multikulturalistisch und kosmopolitisch versteht. Diese Linke nimmt für sich in Anspruch, Werte und Normen und auch Redeweisen der Gesellschaft festlegen zu können, und setzt diese für absolut. Auf der rechten Seite sehen wir hingegen ein nationalistisches Ressentiment, das sich ähnlich verabsolutierend demokratischen und öffentlichen Debatten entzieht. Indem diese Leute etwa mit Verschwörungstheorien, Ausgrenzungsstrategien oder Kampfbegriffen wie "Lügenpresse" hantieren. Die Fronten zwischen den Lagern werden immer verhärteter.
Also ist es der sprichwörtliche "Dialog der Taubstummen". Da bräuchte es eigentlich die Intervention der demokratischen Mitte. Die ist allerdings vor allem mit sich selbst beschäftigt.
Das ist die Tragik. Die SPD verzettelt sich gerade in überdimensionierten Verfahren zur Ermittlung einer Führung für eine führungslose Partei. Die CDU folgt dem Niedergang der Sozialdemokraten in gemessenem Abstand und hat sich ihrerseits programmatisch ziemlich entkernt. Da ist es schwer, den Bürgern eine attraktive Politik anzubieten.
Es sind aber nicht nur Programme, die Wähler interessieren.
Richtig. Die großen Parteien haben keine Persönlichkeiten mehr an der Spitze, die Vertrauen auf sich ziehen.
Woher stammt dieses "Führungsvakuum"?
Die SPD hat sich in jahrelangen Machtkämpfen verzehrt, weil sie nie ein klares Verhältnis zur Agenda 2010 der Regierung Schröder gefunden hat. Die CDU hat sich als Kanzlerwahlverein hinter Angela Merkel geschart, die alle anderen starken Persönlichkeiten der Partei verdrängt hat. Das halte ich für das eigentliche Drama der CDU.
Merkel hat potenzielle Rivalen auf Distanz gehalten, so hat sie ihre Macht gesichert. Werfen Sie ihr das vor?
Die Frage ist ja, wie man eine Partei führt: Beißen sie alle Konkurrenten weg? Oder führen sie, indem sie Konkurrenten einbinden und Breite abbilden? Das Letztere ist jedenfalls die höhere Kunst. Helmut Kohl hat sie bis zu einem gewissen Grad beherrscht.
Wird es der CDU besser gehen, wenn Angela Merkel in absehbarer Zeit die politische Bühne verlässt?
Nur, wenn auf die Ära Merkel eine kraftvolle politische Führung folgt. Im schlechtesten Fall könnte die CDU implodieren.
[…]
Nun wird Merkel dieses Land voraussichtlich so oder so noch eine Zeit lang regieren. Was aber muss geschehen, damit wieder konstruktive öffentliche Debatten geführt werden können?
Wir brauchen lebendige, debattenfähige Volksparteien, die den Streit in die Mitte der Demokratie zurückholen, statt ihn an die Ränder zu verdrängen – und die AfD-Wähler dann als Nazis zu beschimpfen. So stößt man auch Menschen, die politisch noch unentschlossen sind, in die Richtung der AfD. Aber letztlich tragen auch die Medien eine große Mitverantwortung dafür, dass sich in diesem Land wieder vernünftig debattieren lässt.
Wieso "wieder"? Wir haben doch in Deutschland eine größere Medienvielfalt als in den meisten anderen Staaten der Welt.
Die gesamte politische Öffentlichkeit befindet sich in einem Teufelskreis. Demoskopen – die nicht nur Meinung messen, sondern auch machen, indem sie jeden Firlefanz messen – sagen, "Wähler mögen keinen Streit". Folglich jazzen Journalisten jede Auseinandersetzung zum Skandal hoch. Und die Politiker reagieren mit dem Aufruf zur "Geschlossenheit", die erst den Streit aufstaut, den Wähler angeblich nicht mögen. Vor allem aber ist "Geschlossenheit" die Friedhofsruhe der Demokratie – insbesondere für die Volksparteien.
[…]
Kommen wir noch einmal auf das Jahr 1989 zurück. Damals herrschte der Glaube, auf der ganzen Welt würden nun Demokratie und Wohlstand einziehen. Zugleich rollten in Peking Panzer die Demokratiebewegung nieder. Waren wir Westler naiv?
Der Westen war berauscht von seinem Sieg im Kalten Krieg. Er war nach 1989 der Überzeugung, dass sich sein Modell von Marktwirtschaft, Demokratie, individueller Freiheit und Pluralismus weltweit durchsetzen würde. Aber spätestens mit dem Arabischen Frühling 2011 hat man schmerzhaft feststellen müssen, dass die Weltgeschichte nicht so eindimensional verläuft. Heute fällt uns diese Vorstellung eines weltweiten Siegeszugs des westlichen Systems auf die Füße: in den neuen Bundesländern, in Mitteleuropa, von Russland und China ganz zu schweigen.
Trägt das wiedervereinigte Deutschland, seit 1989 von Freunden umgeben, eine Mitverantwortung?
Wir Deutschen haben uns den Zumutungen der Realpolitik lange entzogen. Einfach, weil wir uns in einer hereinbrechenden Idylle von Multilateralismus und wertgebundener Politik wähnten. Die Welt ist aber nicht so harmlos, wie wir das gerne hätten. In dieser Situation exportiert Deutschland bislang Moral, keine militärische Stärke. Die deutsche Politik hat kein strategisches Konzept für eine Welt, in der es rau zugeht. Das zeigte sich ganz aktuell, als Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer unabgesprochen eine Schutzzone in Nordsyrien ins Spiel brachte, woraufhin Außenminister Heiko Maas sie in der Türkei düpierte. Das war ein desaströses Bild der deutschen Außenpolitik, von der Führung in Europa erwartet wird.
Immerhin war der Schutzzonen-Vorschlag der Verteidigungsministerin ein Schritt in diese Richtung.
Das ist völlig richtig. Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen, auch mit militärischer Macht.
Nun hat sich Deutschland gemeinsam mit anderen westlichen Mächten in einem gewissen Rahmen in der Vergangenheit durchaus global engagiert, beispielsweise in Afghanistan oder in Mali.
Und hier liegt ein tieferes Problem, ein echtes Dilemma. Zum Schutz elementarer Menschenrechte hat die Weltgemeinschaft in den Neunzigerjahren das Konzept der "Schutzverantwortung" entwickelt: in die Souveränität eines Staates einzugreifen, wenn dieser nicht in der Lage ist, die Unversehrtheit seiner Bürger zu sichern. Das Konzept finde ich in der Theorie nach wie vor ganz überzeugend. Aber die praktische Bilanz ist verheerend. Die Staatengemeinschaft hat den Genozid in Ruanda 1994 ebenso wenig verhindert wie das Massaker von Srebrenica ein Jahr später. 2011 intervenierte der Westen dann militärisch in Libyen. Und was ist die Folge? Ein gescheiterter Staat, der die Flüchtlingsströme über das Mittelmeer überhaupt erst möglich macht!
Deutschland hat sich damals bei der Libyen-Resolution der UN enthalten. Ist es das, wofür Sie plädieren: Deutschland sollte sich weltweit weniger engagieren und im Zweifelsfall in Kriegen und Krisen die Menschen ihrem Schicksal überlassen?
So würde ich das nicht formulieren, aber wir müssen auch eine realistische Bestandsaufnahme unserer Möglichkeiten und der Erfahrungen mit der internationalen Schutzverantwortung vornehmen. Was die wertgebundene deutsche Außenpolitik angeht, so bin ich sehr skeptisch, wie erfolgversprechend es derzeit überhaupt ist, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in anderen Regionen der Welt exportieren zu wollen. Persönlich wünschte ich mir, dass es anders wäre. Aber was den Westen angeht, ist die Zeit der Weltmission vorbei. Stattdessen erwartet uns eine ganz andere Aufgabe.
Welche denn?
Die Europäer müssen ihren Lebensstil verteidigen. Es geht um die Selbstbehauptung der westlich-europäischen Lebensweise. Ursula von der Leyen hatte mit ihrer Formulierung vom "European Way of Life", den es zu sichern gilt, völlig recht.
Aber gegen wen genau? Vermutlich meinen Sie nicht nur Staaten wie Russland?
Richtig. Die Verteidigung des europäischen Lebensstils und seiner Errungenschaften von Rechtsstaat und Demokratie, individueller Freiheit und Pluralismus richtet sich zunächst einmal nach innen: gegen linke Moralisten mit totalitärer Versuchung ebenso wie gegen rechte Extremisten und gegen muslimische Fundamentalisten, die unsere Art zu leben nicht akzeptieren wollen. Und auch gegen Herausforderungen wie etwa durch die amerikanischen Digitalkonzerne.
Unter moralischen Gesichtspunkten ist Ihre Empfehlung für ein Zurückfahren des westlichen Engagements für Menschenrechte ziemlich ernüchternd.
Sie können das gern für uninspiriert und defensiv halten. Aber so ist die Weltlage im Moment nun einmal. Und da ist mir verantwortungsvoller Realismus näher als fahrlässige Illusionen.
Aber wie passt das mit dem Vorstoß für eine Schutzzone in Nordsyrien zusammen? Die heißen Sie doch gut?
Wir müssen europäische Interessenpolitik betreiben. Und im Zusammenhang mit dem Syrienkonflikt bedeutet dies, eine neue Flüchtlingswelle nach Europa zu verhindern.
Klingt ziemlich egoistisch.
Aus Sichtweise der Moral trifft das auch zu. Womit wir aber wieder beim Thema Realismus sind. Es gibt keine einfachen Wahrheiten. Dafür existieren Interessen, auch wenn diese in der deutschen Vorstellung etwas Anrüchiges sind.
Andere Mächte wie China, Russland und die USA vertreten ihre Interessen unverhohlen.
Besonders China ist interessant: Das chinesische Modell stellt die westliche Glaubensweisheit fundamental infrage, dass sich individuelle und ökonomische Freiheit, also Demokratie und Marktwirtschaft eigentlich naturwüchsig miteinander verbinden müssten.
Russland hingegen galt einst als Kandidat für Demokratie.
Was erneut ein Beispiel für Selbstbehauptung ist. Wladimir Putin ist gewissermaßen die Revanche der sich gedemütigt fühlenden Russen am Westen, der sich als Sieger im Kalten Krieg fühlte.
Ist das Überleben der liberalen Demokratie angesichts der vielen Herausforderungen gefährdet?
Demokratie ist nicht gegeben, sondern muss immer wieder erkämpft und behauptet werden. Das lohnt sich! Ich jedenfalls will in keinem anderen politischen System leben.
[…]
felipe Martínez Pérez 23/11/2022 11:07
Estupenda imagen.Maud Morell 16/07/2021 12:42
Sehr interessant deine Info, deine eigenen Worte, deine Einstellung.LG von Maud
mheyden 19/06/2020 20:59
Transportiert eine besondere Stimmung!felipe Martínez Pérez 28/03/2020 1:14
Excelente encuadre.Annamaria Regia 02/02/2020 18:29
Ich mag dein Foto wirklichsehr suggestive Fotoecke
Gruß Annamaria
Günter de Graph 27/11/2019 18:24
Bei deinen Bildern ist ja zumeist die Geschichte dazu noch interessanter.Die Leere der Bänke weißt hoffentlich nicht auf das Verhältnis zwischen den
neuen und den alten Bundesländern hin.
Ohne Fehler konnte das zumal bei der rasanten Geschwindigkeit nicht
ablaufen.
Wirklich schlimm ist allerdings wie der Besitz der ehemaligen DDR Bürger
enteignet und an westdeutsche Unternehmen quasi verschenkt wurde.
Das ist allerdings gar nicht so sehr das Verschulden der Treuhand, welche ja
die Vorgaben Kohls erfüllen mußte.
Er selber hat es sehr gut verstanden seine Fehler auf die Treuhand
abzuwälzen.
Danach war ja Schröder die große Hoffnung.
Der war dann leider noch schlimmer.
Das haben die Menschen dieser Partei deutlich zu
verstehen gegeben.
Sozialdemokraten haben auch nur die Reichen noch reicher gemacht.
Liebe Grüße......Günter
jule43 24/11/2019 9:08
Ich mag das Foto gar nicht mit dem Mauerfall verbindet, davon hört man in den Medien schon so viel. Für mich ist es der Moment in dem ich eine Kirche betrete. Weil ich den Ort der Ruhe suche, weil ich scheuen möchte, wie in anderen Orten die Kirchen so ausschauen. Weil ich rasten möchte !!!Weil , weil ,weil........
Mir gefällt die Perspektive und das reine Weiß
LG Jule
manfred.art 17/11/2019 14:38
eine spannende perspektive, sie ist wie ein kommen oder gehen, ein fotografischer hochgenuss, dazu dieser text, beeindruckend das ganze!! habe hier solch ein wunderschönes bild noch nicht gesehen, grosses lob!! bis bald, gglg manfredMarkus Novak 16/11/2019 16:49
Dein Text ist wirklich beeindruckend gut und verdient Hochachtung. Ich vermute, oder hoffe es zumindest, dass du noch andere Möglichkeiten nutzt, um Deinen Gedanken ein Publikum zu geben?LG Markus
Christoph Beranek 14/11/2019 22:36
Es wurde eben zu viel und zu rasant abgewickelt ( siehe Treuhand) und es blieb den Menschen kaum Zeit und Raum, etwas eigenes zu entwickeln, so scheint es mir. Aber insgesamt ist die ganze Entwicklung ziemlich komplex, vielschichtig und vielen Aspekten in deiner Nachbetrachtung kann ich zustimmen. Eine offene, ehrliche Aufarbeitung der DDR Zeit und der Wendejahre, ohne moralische Verkleisterungen wäre sicher hilfreich. Aber da sind jetzt schon andere, die als Ersatz für einen solchen Prozess, nationalistische Töne anschlagen, Feindbilder aufbauen und mich in ihrer Rhetorik an die finstere, braune Vergangenheit unserer Geschichte erinnern. Das schlimme ist, dass diese populistischen Parteien und Strömungen auf fruchtbaren Boden stoßen, weltweit. Das finde ich beängstigend, zumal sich die Europäer bei der Bekämpfung dieser rechten, antidemokratischen Parteien ziemlich lasch und unentschlossen geben.Nun aber zu Deinem Bild, das bei mir eine gewisse Irritation ausgelöst hat. Meistens ist ja der Vordergrund scharf und der Hintergrund verliert sich in einer Unschärfe.So gesehen drängt sich mir der Gedanke auf, dass auch das Vordergründige nebulös, und das Hintergründige durchaus klar sein kann. Wie dem auch sei, auf jeden Fall ein interessantes Stilmittel.
LG Christoph
Marina Luise 13/11/2019 9:17
Eine sehr umfassende und sorgfältig dokumentierte und argumentierte Arbeit!Ich möchte auch nicht in einem anderen als einem demokratischen System leben - und doch wird dieser Weg weltweit immer mehr zum Pfad. Überall scheinen Dikta.toren! und -törchen aus dem Boden zu sprießen -
Dein Blick hier im Bild ist zwar mit 'Klarsicht' (Schärfe) und Weitsicht auf den Weg gerichtet, aber die unscharfe Bank im Vordergrund, auf welcher der Betrachter sitzt, wirkt optisch als Hemmschwelle und Hindernis - man möchte gerne, aber man wird zurückgehalten - wie von einem Zweifel, dass es gelingen könnte ...
Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt - ich möchte die Zeit, wo sie tot ist, nicht erleben!
felipe Martínez Pérez 12/11/2019 22:29
Muy interesante, buen punto de vista.Trübe-Linse 12/11/2019 10:29
Diese Kirche ist für mich Einheitsdenkmal genug. Das war der magische Ort von dem alles ausging. Schlimm was man da so heute als Lichterfest veranstaltet. Aber was mich hier erstaunen lässt ist der Text. Endlich mal differenziert betrachtet. So würde ich der Sache auch zustimmen. Wo doch unser Land so langsam von Journalistischem Mainstream verblödet wird. Wenn selbst Kabarettisten und Künstler sich verändern und nicht mehr am Volk sind, wird es gefährlich. Die ganze Berichterstattung zum Thema Mauerfall ist mehr Frust als Lebenshilfe.Gruß Mirko
Ruth U. 11/11/2019 19:02
Was soll ich sagen? Gelesen habe ich alles und vieles ist ganz meine Meinung, aber für mich geht es in der FC in erster Linie um Fotos und nicht um politische Statements und deswegen halte ich mich mit Aussagen zur Politik immer zurück ...Neydhart von Gmunden 11/11/2019 12:05
Moin.In vielen Fällen ist es die (westlich geprägte) Kirche, die als Vermittler oder Anreger
zur Lösung von Problemen wird/wurde. Ohne die Kirche in meinem Wohnort wäre
ich nicht ein politischer Mensch geworden. Daher hat die Kirche für mich einen wich-
tigen Stellenwert in unserer Gesellschaft, auch wenn dort viel Mist passiert ist und
es mich manchmal ankotzt.
Zum ausführlichen Text unter dem Sinn-Bild habe ich in vielerlei Hinsicht eine konträre
Meinung. Eine ist diese: die Vernichtung der wirtschaftlichen Infrastruktur (Betriebe)
durch uns Wessis, hat ein selbstbestimmtes unabhängiges Leben vieler DDR-Bürger
zerstört. Ich bin ja sehr viel im nahen Osten unterwegs, auf Spurensuche, und treffe
und spreche mit Menschen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren. Sie berichten voller
Stolz über ihr altes Arbeitsleben, über ihr handwerkliches Können, über ihre Improvi-
sationsfähigkeiten, über den Zusammenhalt in den Betrieben, über die vielen ge-
meinsamen Aktivitäten nach gemeinsamer Arbeit. Die Frauen berichten über ihre Ver-
antwortung, über ihre anerkannte gleichberechtigte Integration in den Betrieben so-
wohl in der Produktion, in der Verwaltung als auch in den Leitungen. Wenn ich alte
Industrieareale aufsuche und mit älteren Menschen, ob Mann oder Frau darüber rede,
dann können die mir nahezu alle Details dieses Werkes schildern, dann wird eigene
Geschichte so lebendig, wie wenn ich ein Video schaue. Dann spüre ich vieles von
diesem Stolz und dieser Kompetenz und von diesen (gebrochenen) Persönlichkeiten,
davon können die Arbeiter und Menschen hier im Westen sich eine Scheibe abschnei-
den. Nach der sogenannten Wende ist ihnen diese Kompetenz, diese Fachlichkeit,
diese Qualifikation aberkannt worden. Sie wurden behandelt wie "Sonderschüler", die
noch viel zu lernen haben, über das RICHTIGE Leben.
Der dekadente westdeutsche Kulturimperialismus hat diesen Teil Deutschlands nahezu
vernichtet, so sehe ich das.
Interessanterweise kommt die Rolle der Sowjetunion zum Gedenktag 09.11. kaum zu
Sprache, obwohl die ja auch eine Schlüsselrolle innehatten.
Der weltpolitische Aspekt, der unser Leben mitbestimmt und gestaltet, ist in unserem
(westlichen) Wirtschaftsimperialismus zu sehen. Unser Wohlstand beruht auf der Aus-beutung vieler Länder aus der sog. 3. Welt, einschließlich einiger osteuropäischer Län-
der. Diese Länder sind uns mit Sicherheit nicht dankbar, für unser eigennütziges Enga-
gement dort vor Ort. Oft lassen wir eine zerstörte Umwelt zurück.
Der US-Imperialismus, der von uns Europäern mindestens gestützt wurde, hat diese
Welt in eine wirtschaftliches- und militärisches Chaos gestürzt. Dazu kommen interna-
tional operierende Konzerne, Banken und Börsen, die ganze Volkswirtschaften zer-
stören können, zumindest erheblich Schaden zufügen, wie die Investmentkrise um
2006/8 zeigte. Die Verantwortlichen sind nicht in den Knast gekommen, wie man es
doch von einer funktionierenden Demokratie erwarten kann.
Ich will es dabei belassen. Das Thema ist sehr komplex.