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Nah und fern

Ernst Barlach: Der Schwebende oder Güstrower Ehrenmal (1927, Nachguss). Münster, Johanniskapelle, 2012. Teil der Ausstellung "Interventionen. Ernst Barlach in Münster". Bearbeitung: Orangefilter +10.

Der Schwebende, auch Güstrower Ehrenmal, ist eine von Ernst Barlach im Jahr 1927 geschaffene bronzene Skulptur. Der Künstler schuf sie als Mahnmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen für den Güstrower Dom zur 700-Jahr-Feier des Bauwerks. Das Original wurde 1937 als sogenannte Entartete Kunst aus dem Güstrower Dom entfernt und später eingeschmolzen. Ein von Freunden des Künstlers erstellter und während des Krieges in der Lüneburger Heide versteckter Nachguss befindet sich seit 1952 in der Kölner Antoniterkirche. Da das Werkmodel bei einem Bombenangriff zerstört wurde, diente der Kölner Zweitguss als Vorlage für eine neue Gussform. Diese ermöglichte einen Drittguss des Barlachschen Engels, der seit dem 8. März 1953 auch wieder an ihrem ursprünglichen Ort im Güstrower Dom schwebt. Ein weiterer 1987 geschaffener Nachguss hängt im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf in Schleswig.

"Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden. Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben." (Ernst Barlach, Das Güstrower Ehrenmal. Hg. von Volker Probst. Güstrow 1998, S. 86)

„In den Engel ist mir das Gesicht von Käthe Kollwitz hineingekommen, ohne dass ich es mir vorgenommen hatte. Hätte ich sowas gewollt, wäre es mir wahrscheinlich missglückt." (http://www.2mecs.de/wp/?p=4590)

Literatur

Ernst Barlach - Das Güstrower Ehrenmal. Hg. von Volker Probst. (Ausstellungskatalog) Leipzig: Seemann 1998 ISBN 3-363-00695-0

Barlachs Engel. Stimmen zum Kölner Schwebenden. Herausgegeben von Antje Löhr-Sieberg und Annette Scholl unter Mitarbeit von Anselm Weyer. Greven Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3774304819.

http://www.gnosis.art.pl/iluminatornia/sztuka_o_inspiracji/rudolf_hausner/rudolf_hausner_adam_sam.htm

Josephine Löser
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Das schlimme Jahr
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Panischer Schrecken
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Hungergruppe
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Mutter Erde
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Der Buchleser
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Am Kreuzweg
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Knieende
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Commenti 45

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  • † werner weis 01/04/2015 11:13



    hierhin verlinkt - ich denke, es passt:

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  • Gert Rehn 11/03/2014 14:49




    mir fällt ein, was würde Barlach zu dem Streit seines Enkels mit einem namhaften deutschen Verlag sagen. Was bewegt diesen überhaupt? Sicher nicht der Schutzengel des Großvaters.
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  • Gert Rehn 05/10/2012 7:17

    Güstrow habe ich schon vor 50 Jahren besucht und ohne Touristen mir Barlach einverleibt. Er ist der bescheidenste aber einer der Größten für mich immer gewesen.

    Die Ablehnung durch rechte Kreise:
    Der Kreisvorstand der Deutsch-Nationalen Volkspartei formulierte eine weitaus deutlichere Sprache, und diese Worte wurden in der Magdeburger Tageszeitung veröffentlicht: (1935)

    »«
    „Der Vorstand hält für das ,am meisten Auffallende', dass die Figuren des Ehrenmals nicht die Merkmale der germanischen Rasse, sondern eines stumpfen, slawisch-mongolischen Typs, oder doch wenigstens eines ausgesprochen osteuropäischen Typs darstellen, die nach dem Gesichtsausdruck auf einer niedrigen Kulturstufe stehen müssen' '' (3, S. 213)


    Die Haltung der Kirche 1934 kann man hier nachlesen, als seine Figurengruppe im Magdeburger Dom stand und entfernt wurde:

    "Am 24. September 1934 führte die Eingabe des Kirchenvorstandes des Domes zu Magdeburg zum Abbau des Ehrenmals, damit war Magdeburg der erste Ort der Entfernung eines Barlachschen Ehrenmals aus dem öffentlichen Raum. Das Denkmal wurde in der Berliner Nationalgalerie aufbewahrt, 1937 beschlagnahmt, glücklicherweise von Bernhard Böhmer nach Barlachs Tod zurückgekauft und somit vor der Vernichtung gerettet; ansonsten wäre eine Holzplastik für alle Zeiten verloren gewesen."
    (http://www.wege-zu-barlach.de/index.php?id=18(

    Heute schmückt sich die Kirche mit dessen Werken, lieber Eckhard.

    Deine Aufnahme ist ungewöhnlich, meist sieht man ihn von der Seite "schweben".
    Hier schwebt er über uns hinweg und das ist auch gut.

    vG Gert
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  • Kerstin Stolzenburg 30/09/2012 11:21

    Lieber Eckhard, eine Antwort hat Zeit. Viel Freude weiterhin an der Barlach-Exkursion. Welch ein Glück, das alles versammelt an einem Ort betrachten und mehrfach aufsuchen zu können.

    Kerstin
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  • Kerstin Stolzenburg 30/09/2012 10:18

    „Ein Gesicht voller Leid, voll Trauer und Schmerz, voll bitterer Scham, erschrocken darüber, was Menschen einander antun können, so mag man die Gesichtszüge der Plastik deuten, die Ernst Barlach 1927 geschaffen hat. Im Dom zu Güstrow fand sie ihren Ort als Ehren-, besser gesagt, als Mahnmal für die Opfer des 1. Weltkrieges. ‚Für mich hat während des Kriegs die Zeit stillgestanden‘ hat Barlach selbst zu dieser Plastik gesagt. ‚Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser ins Leere schauenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben.‘ ‚Der Schwebende‘, so gab er dieser Plastik den Namen, eine Engelsgestalt, in der das seinen Ausdruck findet, was Barlach in der Auseinandersetzung mit dem Krieg für sich erfahren hat.

    Der Engel hängt unter dem Gewölbe der Nordkapelle im Dom zu Güstrow. Darunter ein schmiedeeisernes Gitter und darin auf dem Fußboden ein Stein mit den Jahreszahlen 1914-1918. Nebenan ein Pult mit einem dicken Buch, in dem pro Tag der Name eines Kriegsgefallenen verzeichnet ist.

    ‚Viele Leute schimpfen auf meine Arbeit, aber ich kann ihr Gerede vertragen - und der Engel auch. Er wird noch 100 Jahre und mehr Jahre ruhig an seinem Platz hängen, regungslos wie heute. Seine Gedanken sind bei den Opfern der Kriege, seine Augen sind zu, damit ihn nichts ablenkt von seinem Erinnern.‘

    Damit setzt Ernst Barlach ein Zeichen, ein wichtiges Zeichen: Erinnern geht über das heroische Gedenken hinaus. Es wird zum Erinnern an die Opfer des Krieges, an die eigentlichen Opfer, und an das Grauen, das Menschenverachtende, das unvorstellbar Schreckliche, das jeder Krieg mit sich bringt. Wir haben es wahrgenommen, erschrocken wahrgenommen in diesen Tagen, wie verheerend ein noch so angeblich gerechter Krieg, d.h. ja notwendiger und notwendender Krieg ist, und wie wenig er doch Recht schafft.

    Die geschlossenen Augen und zugleich intensiven Augenzüge nehmen uns mit in dieses Erinnern und dieses gleichzeitige Erschrecken. Mit dieser Plastik Barlachs erfolgt eine Umdeutung der Kriegswirklichkeit gegen das Vergessen.

    Ein Gesicht voller Leid, Trauer und Schmerz, voll bitterer Scham, erschrocken darüber, was Menschen einander antun können. Mit geschlossenen Augen sieht der Engel tiefer, sieht in Abgründe hinein, in die tiefen Abgründe menschlichen Lebens. Er sieht hinein in Schuld und Versagen, in Feindschaft und Hass, in menschliche Not und Verzweiflung und stellt sich damit auf die Seite derer, die Not und Versagen und die Folgen menschlicher Schuld zu spüren bekommen. Dieser Blick nach innen verstärkt sich noch durch die durchkreuzten Hände vor der Brust, Ausdruck einer Haltung, die sich nach Innen kehrt.
    Gleichzeitig bleibt dieser Engel ‚Der Schwebende‘, so hat Barlach ihn genannt. Der, der zwischen Himmel und Erde zum Mahner, zum Rufer wird, zu dem der Umkehr fordert: ‚Nie wieder Krieg, niemals Gewalt, versöhnende Liebe sei euer Ziel.‘

    Hier in der Kirche zwischen Erde und Himmel ist aufgehoben, was er zu tragen hat. Im Dom wollte Ernst Barlach ihn haben. Hier am Ort der versöhnenden Liebe Gottes, am Ort der Botschaft von seinem Kreuz konnte aus seinem Engel für die Gefallenen ein mahnender Engel für die Lebenden werden. ‚Nie wieder Krieg, niemals Gewalt, versöhnende Liebe sei euer Ziel.‘

    Barlach hat die Plastik so aufhängen lassen, dass sich diese Botschaft verstärkt. Die Gedenktafel für die Verstorbenen ist mit einem Zaun umgeben, der als Zeichen für die Taufe steht und damit deutlich macht, dass die Toten teilhaben an der Ewigkeit Gottes. So hängt der Engel in dem hohen durch die Kirchenfenster lichtumfluteten göttlichen Bereich.
    Durch die goldgelben gotischen Fenster der Seitenkapelle im Güstrower Dom erfasst das Licht die reflektierende helle Fläche des Mantels und hebt die schwere Form auf. Aus der glattförmigen, schweren Gestalt wird im Licht des gotischen Raumes der Engel zu einem Mittler der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, die Umkehr fordert, eine Umkehr zum Frieden, eine Umkehr zur Versöhnung. …

    Allerdings: Die Botschaft des Engels gefiel längst nicht allen. ‚Er ist nicht heroisch, denn er wehrt sich ja nicht‘, wie es einem guten Deutschen jener Tage - und nur jener? - anzuhaften hatte. Er erträgt die Schmerzen und das Leid und die Trauer über das unfassbare menschlichen Tuns, aber er heroisiert nicht und verurteilt nicht. Er ist auf eine so stille Weise stark, dass viele es nicht aushalten konnten.

    Darum spotteten und höhnten sie über ihn, weigerten sich, ihn einen Engel zu nennen. So stürmten die Nazis den Dom und schlugen den Engel herunter. ‚In einer deutschen Kirche', sagten sie dreist, ‚habe entartete Kunst keinen Platz'. Sie schmolzen ihn ein und machten aus ihm Munition für den Krieg, gegen den der Engel doch mahnte. …

    Der Engel von Güstrow ist mehr als ein gerettetes Kunstwerk, schwebend zwischen Himmel und Erde. Er mahnt, er verkündet, dass Liebe, dass Versöhnung, dass Gottes Kraft nicht zu zerstören ist. Darum bittet er und ruft: Lasst euch versöhnen mit Gott und versöhnt euch untereinander. Ballt nicht die Fäuste über all der Bosheit, über Verleumdung und Ratlosigkeit. Nur die versöhnende Liebe bringt uns zusammen. Sie alleine macht es möglich Schuld und Verstrickung offen zu legen, abzubauen und zu begraben.“

    http://www.evangelisch-im-sauerland.de/default.aspx/G/111327/L/1031/R/-1/T/116532/A/1/ID/116534/P/0/LK/-1
    Wie es in der Andacht ausgedrückt wird, habe auch ich Barlachs Engel gesehen, als ich ihn vor einigen Jahren zum ersten Mal in Güstrow sah. Ich war damals auf die Begegnung vorbereitet, da ich viel über Barlach gelesen hatte, extra an diesen Ort in Mecklenburg gekommen war und im Rahmen der kleinen Reise auch der Gertrudenkapelle und dem Atelierhaus am Inselsee einen Besuch abstatten wollte.

    Da ich also ‚befangen‘ war, hätte ich den Engel vermutlich nicht in der Form fotografiert, wie Du es in der Johanniskapelle tatest, lieber Eckhard, selbst wenn es mir im Güstrower Dom möglich gewesen wäre … höchstens aus Gründen des fotografischen Experimentierens, dann aber wohl eher zufällig. Der Eindruck einer Rakete, den Thomas hatte, ist ja nicht von der Hand zu weisen, aber dass man einen Engel mit einer Rakete vergleicht, die über einen hinwegschießt, ist doch sehr ungewöhnlich … passt aber eben auch zur kompakten, in sich geschlossenen Figur des Schwebenden, die einem auf den ersten Blick bedrohlich vorkommen mag. An dieser Stelle könnte man vielleicht sogar mit einem anderen/weiterführenden Thema anknüpfen:


    Dein Bild vom Schwebenden ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie verschieden man etwas auffassen kann, welche Freiheit und Kreativität darin einerseits liegt, wie weit man jedoch auch von dem entfernt sein kann, was der Künstler bzw. der Schöpfer des Werkes meinte. Vielleicht ist es gut, sich zunächst immer so unvoreingenommen einer Sache zu nähern … bewusst unvoreingenommen (wie das Unterbewusste in einem entscheidet, ist ja kaum nachvollziehbar). - Das könnte man sich auch im Alltag, im Umgang mit anderen Menschen, bei Entscheidungen usw. als (eigene) Handlungsbasis vorstellen. Viele Beispiele ließen sich hier aufführen, auf die das zuträfe … berufliche Bewerbungen, die in manchen Fällen vielleicht besser anonym behandelt werden sollten, um gleiche Chancen einzuräumen, Beurteilungen von Menschen nach Herkunft, Hautfarbe, religiöser und kultureller Zugehörigkeit, Einschätzung zukünftiger Tendenzen anhand etablierter, althergebrachter Vorstellungen bzw. neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, … usw.. –
    Offen sein kann nicht schaden, es befähigt uns, zu uns selbst zu finden, auch Andere in ihrem Denken und Verhalten besser zu verstehen, tolerant zu sein, nachzuhaken, abzuwägen, neue Interpretationsansätze zu erkennen …

    ;-)

    Das Leben steht nicht still und mit verändertem Standpunkt werden hin und wieder auch Korrekturen der eigenen Sichtweise nötig. Dinge, die einem nah erscheinen, sind manchmal, in diesem Kontext betrachtet, sehr fern und umgekehrt. Das gilt grundsätzlich für alles Mögliche … und komischerweise musste ich plötzlich auch an ein anderes ‚Nahfern‘-Bild von Dir denken:

    Fernbeziehung
    Fernbeziehung
    E. W. R.

    (Ob die beleuchteten Fenster immer noch in einer Beziehung zum weit entfernten Mond stehen …?)

    Natürlich muss man „Nahfern“ vor allem auch auf die Position des Engels beziehen. So dicht über den Köpfen der Betrachter erscheint er in seiner Verschlossenheit, in seinem Insichgekehrtsein zunächst sehr fremd(artig) zu sein (auch da passt das Raketenbild sehr gut); er ist es aber nicht. Wenn man versucht, in seine Seele zu schauen, wird er einen berühren, so dass man verharrt, dass man das stille Schweben im Zeitlosen empfindet, aushält, reflektiert … und möglicherweise selbst für einen Moment einen solchen Zustand einnimmt … „Völlige Entspanntheit, Konzentration und Gelöstheit, wie das entrückte Hören einer Musik, die irgendwo hinter den Wolken liegt.“
    http://www.ernst-barlach-gesellschaft.de/11.html

    Viele von Barlachs Arbeiten muss man ‚empfinden‘. Sie berühren Grundfragen der menschlichen Existenz. Die expressionistische Ausdrucksweise, die formale Stilisierung in ihrer sperrigen Form lässt vielleicht nicht immer gleich – auch aus ästhetischen Gründen – einen Zugang zu. Wenn man ihn jedoch gefunden hat, ist die Reaktion möglicherweise viel intensiver, als sie eine innig-lieblich dargestellte Kussszene Rodins (beispielsweise) auszulösen vermag.

    Das sehe ich auch bei den verlinkten Barlach-Aufnahmen. Was könnte man allein aus dem ‚Mutter Erde‘-Bild herauslesen! Und da hast Du hier sogar nur auf die Gesichtszüge der ‚alten‘ Frau fokussiert. Betrachtet man die ganze Figur mit dem ausgebreiteten Mantel, der Schutz bietet, obwohl insbesondere die Menschenkinder es ihr gewiss nie leicht gemacht haben, kommt neben dem Traurigen, dem Betrübt- und Enttäuschtsein zugleich bedingungslose Mutterliebe ins Spiel, die alles trägt, wie ein Fels in der Brandung verharrt und vieles verzeiht …

    Ob die Herzform in ‚Das schlimme Jahr‘ vom Künstler bewusst gewählt wurde? Ob die dadurch symbolisierte Liebe immer stark genug war/ist, Schweres zu überstehen, zu überleben, zu ändern, sich zu bekennen …?
    Manchmal … manchmal … hat sie in ihrer Kraft wohl genau das geschafft …

    Aus dem Reich der Schatten
    Aus dem Reich der Schatten
    Kerstin Stolzenburg

    Die Darstellung der ‚Josephine Löser‘ erinnerte mich sogleich an dein Bild
    Trauern
    Trauern
    E. W. R.
    , auch wenn sie möglicherweise in einem anderen Zusammenhang stehen mag und die Person im Hintergrund auf den ersten Blick auch eine Frau zu sein scheint. Hier könnte man vielleicht einen Blick werfen auf die Frauenbewegung, auf die Entwicklung der Emanzipation, die sich in der Figur der jungen Frau bereits abzuzeichnen scheint. Vergleicht man ‚Frauenbilder‘ aus dieser Zeit mit dieser Plastik, erscheint die Darstellung jedenfalls schon fast ein wenig revolutionär … sie haben einen Bezug zum Heute.

    „Ernst Barlach … tritt den Erschütterungen seiner Zeit mit einer symbolisch-expressionistischen Bildsprache entgegen, die auf eine übergeordnete Raum und Zeitebene verweist. Seine Figuren sind alle Suchende und Zweifelnde, in denen die Stationen eines existentiellen Kampfes aufleuchten. Der Schrei in die Welt ist ihre dominierende Geste. Als Einzelne oder Ausgesetzte streben sie dahin, die Kulissenwelt der „Schön- und Scheingeistigkeit“ zu verlassen und jenseits aller Trugbilder die Umrisse einer wahren und unverfälschten Existenz zu erblicken. Hinter diesem künstlerischen Konzept steht die Forderung des Künstlers an den Betrachter, sich auf den Weg zu machen, der auch dann noch sinnbringend ist, wenn ein Ziel nie erreicht wird, denn nicht allein das Ziel, sondern schon ein Aufbruch und ein Weg der Wandlung bestimmen den Sinn der menschlichen Existenz.“ http://www.ernst-barlach-gesellschaft.de/11.html

    Über Barlach und seine Arbeiten, und da sind unbedingt auch seine literarischen Werke zu nennen, könnte auch an dieser Stelle noch viel geschrieben werden. Mich beeindrucken sie immer wieder aufs Neue.

    An dieser Stelle und – vorerst abschließend – kann ich vielleicht noch zitieren, was Brecht über ihn schrieb, weil ich mich dieser Beschreibung vorbehaltlos anschließen kann: „„Ich halte Barlach für einen der größten Bildhauer, die wir Deutschen gehabt haben. Der Wurf, die Bedeutung der Aussage, das handwerkliche Ingenium, Schönheit ohne Beschönigung, Größe ohne Gerecktheit, Harmonie ohne Glätte, Lebenskraft ohne Brutalität machen Barlachs Werke zu Meisterwerken.“

    Kerstin
  • Thomas vom See 30/09/2012 7:50

    Warum leider? Es ist so wie unsere Zeit ..... es ist keine Rede mehr von schweben, verweilen, sich Zeit nehmen.....
    Zeit für Andere, Zeit für sich, Zeit für seine Umgebeung.
    Dein Foto bewirkt als Rakete viel mehr ....

    Gruß Thomas
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Diaframma 3.3
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