Neue Unterart der Wasseramsel in Mitteleuropa nachgewiesen! 2.4.2012
Bei aller Bescheidenheit - ich freue mich, den geneigten Betrachtern der Fotos aus der frog community (fc) mitteilen zu können, daß ich heute, am 2.4.2012, den für Deutschland sensationellen Erstnachweis der Froschfressenden Wasseramsel (Cinclus cinclus ranivorus Frankenhauser 2012 n.ssp.) führen und die Nomenklatur für mich buchen konnte.
Die Gewöhnliche Wasseramsel (C.c.c.) ist ja jedem Bachkonzertbesucher hinreichend bekannt. Nun habe ich heute im Teich das gerade fertiggestellte Nest der neuen Unterart finden, auf einem Foto festhalten und an die Faunisten melden können. Die F.W. nistet nur auf Algenwatten im Süßwasser und erhöht den Nestrand mit kreisförmig angeordneten, meist radiär (d.h. vom Kreismittelpunkt weggerichteten) ausgerichteten Kaulquappen des Grasfrosches, die sie aber, ähnlich dem Verhalten der Grab- und Sandwespen, für eventuelle Notzeiten zum Füttern des Nachwuchses am Leben läßt.
Den Vogel selbst konnte ich leider nicht beobachten, da er überwiegend nachtaktiv ist und ich aus beruflichen Gründen gerade in der Nestbauzeit abwesend war. Die Herstellung des aufwendigen Nests dauert demnach höchstens eine Nacht. Wie der Vogel es bei der vorherrschenden Dunkelheit bewerkstelligt, sein Nistmaterial zu finden und so perfekt anzuordnen, ist den Ornithologen ein Rätsel. Weitere Forschungen werden versuchen, das zu klären.
Leider ist es durch Störungen wie Zigarettenrauch und mangelnde Rücksicht auf den Lebensraum des Tieres infolge Fotografierens aus nächster Nähe zum Verlassen des Brutplatzes gekommen. Der Nachweis des Neubürgers, der bisher dem Vernehmen nach nur in Mittelsibirien kurz von A. Sperber auf dem Durchzug gesichtet wurde (damals noch keiner eigenen Unterart zugeordnet) , darf aber aufgrund des eindeutigen Nistverhaltens als sicher angesehen werden. Offensichtlich entspricht die Brutzeit genau der Wachstumszeit der Kaulquappen, die nur in einer bestimmten Größe als Nistmaterial verwendet werden können, da zu kleine durch die Maschen der Algen schlüpfen können und zu große wiederum die Aufzucht der Jungen durch Einnahme der Nestmulde gefährden können. Wieder eins der ungeklärten Wunder der heimischen Natur, die sich zu beobachten durchaus lohnen kann, und die manchmal mit einfachsten Mitteln zu erforschen ist.
Um Mitteilung weiterer Nachweise des interessanten Vogels wird - nicht zuletzt aus Gründen des Biotopschutzes - dringend gebeten.
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Über die wirkliche Ursache dieser Anordnung von Kaulquappen einer bestimmten Größe, was man ab und zu beobachtet, ist mir nichts bekannt.
Vielleicht einem von Euch?
vitagraf 04/04/2012 19:13
Das wird ja immer lustiger hier. Echt klasse.Karin und Lothar Brümmer 03/04/2012 18:46
Als wir unseren Garten (mit Teich ) noch hatten konnten wir ähnliche Formationen von Kaulquappen beobachten.Bei uns hatte das aber einen ganz simplen Grund. Der Grund unseres Teiches war mit runden Steinen ausgelegt die Steine hatten reichlich Algen angesetzt. Diese Algen dienten den Kaulquappen als Nahrung und so putzten sie immer von oben beginnend jeden einzelnen Stein blitzblank. Wenn man das Ganze von oben betrachtete entstand ein ähnliches Bild. (Allerdings waren es bei uns Kaulquappen der Erdkröte)
LG Karin und Lothar
Maria J. 03/04/2012 14:20
Das habe ich noch nie gesehen, aber auch die Kaulquappen habe ich in diesem Stadium bisher noch nicht entdeckt!Das liegt wohl am fehlenden Gartenteich!
Die Geschichte der unartigen Wasseramsel ist eine wunderbare Erklärung dafür ...
und so ein bißchen Nestwärme wird sicher auch
den kleinen Kaulquappen gefallen ...
solange sie nicht gefressen werden ... ;-)
LG Maria
Ernst Kw 03/04/2012 11:13
Das mit dem Titel ist schon war....dann gucken jedenfalls alle mal!Reste vom Laichballen wäre eine durchaus plausible Erklärung, die Kaulquappen sind ja noch recht klein.(Nahrung, Gallertreste = veränderte Wasserkonsistenz ???) Setzt aber zumindestens einen einzelnen Ballen vorraus und keine Massenansammlung wie bei Grasfröschen häufig zu finden... Typisches Kaulquappenverhalten ist dieses "Aneinanderdrängen" als Schutzverhalten. Sauerstoffgehalt eher unwahrscheinlich, Temperatur könte in Verbindung mit der erhöht wirkenden Algenmatte an den Kreisrändern (Futter u. Wärme) auch eine Rolle spielen.
Zeigt jedenfalls, das das Auge eines Naturbeobachters immer wieder spannende Entdeckungen machen kann...
LG Ernst
Dr.Thomas Frankenhauser 03/04/2012 10:22
Das ist richtig, Ernst! - Hauptsache Titel! Und nix weitersagen, wenns doch nicht stimmt (((-: !Denn sonst gucken sie nochmal bei meiner Arbeit nach . . . (((-:
Im Ernst (!): Das einzige, was mir dabei eingefallen ist, ist der Hexenring der Pilze oder Schimmelpilze. Sie breiten sich nach außen hin aus, weil im Inneren die Nährstoffe verbraucht sind. Aber das kann ja wohl hier nicht der Fall sein - Sauerstoff ist auch überall gleich, denke ich. Die Sonnenrichtung kanns wohl bei einem Kreis auch nicht sein, also irgendwelche unmittelbaren Umwelteinflüsse. Soviel ich weiß, knabbern die Larven auch an den leeren Gallerthüllen; vielleicht ist da was im Inneren verbraucht? Oder durch das "Loch" zu tief, und sie liegen lieber an der (warmen) Wasseroberfläche . . . Irgendeinen Grund wird's schon haben - mal sehen, ob einer was findet oder weiß. Das macht die fc so hochinteressant, weil viele Leute viele Ideen haben . . . Danke!
GLG, Thomas.
Ernst Kw 03/04/2012 9:26
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Phänomen hier um einen Wasserfrosch-Kaulquappen-Hexenring. Ähnliches ist ja auch von Pilzen bekannt... In der Mitte sind die Frosch-Sporen gelandet und die Kaulquappen haben sich bis zum gestrigen Tag während ihres Wachstums kreisförmig ausgebreitet :-)))Aber ich wollte dir natürlich deine sensationelle neue Artbeschreibung nicht zerstören, vielleicht hast du ja recht..:-))
LG Ernst
die Knipse 03/04/2012 8:43
Hey Doc, ich weiß nicht, was der größere Spaß ist, Dein Foto zu betrachten oder Deine Abhandlung zu lesen und die darauf folgenden Kommentare.LG
Dr.Thomas Frankenhauser 03/04/2012 8:16
Endlich mal eine vernünftige Erklärung dieses Phänomens, Antje! Du bist die erste . . . Wenn ich nicht so eitel wäre, würde ich Dir den Namen der Unterart überlassen. Aber es wirft sich nach Deiner auf den ersten Blick plausiblen Erklärung eine wichtige Frage auf: Wo ist hier der Feind??? Das hast Du wohl ganz vergessen (-:Oder sollte in einem bestimmten Lebensalter die eigene Ziehmutter . . . ich mag gar nicht weiterdenken. Freud würde was dazu sagen, wenn er noch lebte. Andererseits sind die Kaulquappen noch lange nicht in der widerspenstigen Phase, hätten ja auch ab einer bestimmten Größe die Möglichkeit, selbständig zu verschwinden. Vorher werden sie ja verfüttert. ABER - und DAS scheint des Rätsels Lösung - NICHT ALLE !!!
Wir warten die Entwicklung (der Kaulquappen) ab und sehen, was passiert. Das ist unvoreingenommene Naturbeobachtung! (((-: Wir dürfen eben nicht zu ungeduldig sein . . .
LGT
Rainer und Antje 03/04/2012 8:02
Das Phänomen kennt man bei Herdentieren. Die Alttiere schützen die Jungtiere vor Feinden, indem sie mit ihren Körpern einen Ring um sie bilden und sich alle mit ihrer wehrhaften Seite dem Feind entgegen stellen. Das üben bereits die Jungtiere, wie man hier sehr schön erkennen kann. ;-))Deine Abhandlung über die froschfressende Wasseramsel ist einfach herrlich.
L.G. Antje
MiBo° 03/04/2012 7:23
echt stark, das nimmt mir den blues...-werde gleich mal die taucherausrüstung rausholen, mir einen cocktail mixen und mich auf die lauer legen..oder besser erst heut nacht..;-)B. Walker 03/04/2012 4:15
Passiert ja im 21. Jahrhundert nicht oft, ein Erstnachweis eines Vogels. Gratulation zur sensationellen Entdeckung! ;-))Diese besondere Anordnung von Kaulquappen erinnert mich ein wenig an die Ausbreitung des Weltalls nach dem Urknall. Toll, was Du hier zeigst. Habe ich noch nie beobachtet.
LG Bernhard