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Neuland

Münster, Warendorfer Straße, Gebäude der Portigon


13.07.2013
Demonstranten in Berlin fordern Asyl für Edward Snowden in Deutschland (Bild: picture alliance / dpa / Kay Nietfeld) Demonstranten in Berlin fordern Asyl für Edward Snowden in Deutschland (Bild: picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
Ausgespäht
Die NSA und Europas geheime Daten
Von Brigitte Fehrle, "Berliner Zeitung"

Wir sind in der Woche sechs nach Snowden. Am 6. Juni begann die neue Zeitrechnung. An diesem Tag veröffentlichten die "Washington Post" und der "Guardian" Dokumente, die den ungeheuerlichsten Abhörskandal offenlegten, den die Welt je gesehen hat.

Die USA sammeln mit dem Argument der Terrorbekämpfung Daten weltweit. Nicht etwa bei ihren Feinden, nein, auch bei ihren Freunden und Verbündeten, sie spähen Regierungen, europäische Institutionen, ja gar die UNO aus. Sie hören ab, kombinieren, filtern Informationen passgenau.

Snowdens Enthüllungen haben das Zeug zu einem Skandal, über den Politiker stürzen und Staaten erschüttert werden müssten. Was aber seither politisch geschah, steht in völligem Widerspruch dazu. Dass der amerikanische Präsident lediglich eine lapidare Erklärung abgibt und darauf verweist, dass Freiheit nicht ohne Sicherheit und Sicherheit nicht ohne Einschränkung der Freiheit zu haben ist, wundert noch nicht. Aber was ist mit denen, die abgehört werden? Man hörte keinen Aufschrei der UNO, die europäische Union hat keinen Krisengipfel einberufen, die Kanzlerin hat nicht das nächste Flugzeug nach Amerika genommen um scharf zu protestieren.

Im Gegenteil. Die Reaktionen der Verantwortlichen sind auf irritierende Weise verhalten. Nachdem die Kanzlerin zunächst sagte, man wisse in Deutschland nichts von derartigen Abhörprogrammen, wandelte sich ihre Position in den letzten Wochen zu einer Tonlage des Verständnisses. Aber was heißt das? Wusste die Kanzlerin nichts, oder wusste sie Bescheid und hat es toleriert? Werden wir also von Ahnungslosen regiert, die sich von den Amerikanern hinters Licht führen lassen? Oder von Lügnern, die uns Bürger hinters Licht führen?

Wir werden uns wohl an den Gedanken gewöhnen müssen, dass es letzteres ist, dass unsere Regierung im Interesse der Amerikaner still gehalten hat. Wohl wissend, dass alle diese Abhöraktionen mit unserer Verfassung und unseren Gesetzen nicht zu vereinbaren sind. Und eigentlich hätten auch wir es schon wissen oder zumindest für möglich halten müssen. Denn schon in den Jahren 2008 und 2009 hat ein Untersuchungsausschuss des Bundestages zu Tage gefördert, dass die deutschen Sicherheitsbehörden mit der CIA jenseits aller Rechtsgrundlagen zusammengearbeitet haben.

Damals wurde die Situation nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 aufgearbeitet. Der Kanzleramtsminister hieß damals Frank Walter Steinmeier und ist Sozialdemokrat. Die heutige Kanzlerin war damals Vorsitzende der CDU und Fraktionschefin und damit über alle wichtigen Fragen der internationalen Politik mit Sicherheit informiert. Weder die heutige Opposition noch die Regierung können also so ahnungslos und überrascht sein, wie sie sich derzeit darstellen. Wenn alle wussten, dass abgehört wird, was immer abgehört werden kann, darf sich keiner aufregen, wenn er selbst dabei ist. Man kann dann auch nicht den Eindruck erwecken, als habe das Verhältnis zu den USA schweren Schaden genommen.

Die Amerikaner hätten sich ja kaputt gelacht. Auch wenn wir Bürger vieles hätten ahnen können, hat es eines jungen Mannes bedurft, der uns die Augen geöffnet hat. Edward Snowden, der Whistleblower, der derzeit meistgesuchte Mann der Welt. Er ist zum Vogelfreien geworden, weil er die Gesetze der westlichen Welt ernst nimmt, die Gesetze von Freiheit und Selbstbestimmung, die auch in der deutschen Verfassung niedergelegt sind.

Snowden sitzt noch immer in Russland fest und weiß, dass sein Leben nie mehr normal sein wird. Er ist ein moderner Held, der jetzt das Schicksal Geächteter erlebt. Kein demokratisches Land will ihn aufnehmen, kein europäischer Staat es sich mit den Amerikanern verderben. Snowden ist jetzt in der Hand der Staaten, die ihn als Faustpfand für ihre Feindschaft zu Amerika missbrauchen wollen.

Er hätte es wahrlich verdient, dass ein europäisches Land, ja ganz Europa, ihm Asyl bietet. Kein politisches Asyl oder Asyl aus humanitären Gründen. Snowden hat sich das Asyl verdient für seine Zivilcourage. Snowden hat das Maximale für die Demokratie getan und wird maximal dafür bestraft. Fast hat man das Gefühl, seine Tat ist zu groß, zu gewaltig, als dass wir sie noch wahrnehmen können. Denn warum sonst gibt es keine mächtige, laute, weltweite Bewegung zur Rettung von Edward Snowden?

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Commenti 78

  • E. W. R. 11/02/2016 8:11

    Solche Motive sind auch in einer Großstadt nicht so häufig. Und natürlich musste die Person auf die geschlossene Tür scheinbar zugehen.
  • Ruth U. 10/02/2016 17:48

    Ein Foto, das mich sehr anspricht, schön grafisch und top ausgerichtet, die Person lockert die Strenge sehr gut auf.
    LG Ruth
  • E. W. R. 20/02/2015 8:07

    Hoffen wir's. Dass an führender Stelle von "Neuland" gesprochen wurde, war schon seltsam.
  • fotoGrafica 19/02/2015 10:28

    ein kluges ins bild treten
    gruss wolfgang
  • E. W. R. 12/02/2014 9:48

    Im Märchen sind es stets die Guten, denen sich die verschlossenen Tore öffnen. Dabei brauchen sie nicht einmal sehr klug sein - das können auch die Teufel - sondern sie müssen sich moralisch im Recht befinden. In der Realität sieht es natürlich anders aus. Die Schafe stehen vor den verschlossenen Türen, die die Teufel vor ihnen versperrt haben, und dabei bleibt es. ;-)
  • † werner weis 12/02/2014 9:20



    ich ergänze heute:

    es sind manchmal die scheinbar gut verschlossenen Türen,
    die sich plötzlich unerwartet öffnen - und an denen, scheinbar zufällig

    jemand vorbei und dann rein geht ...

    - - -

    (Ist ein Sinnbild - gute Sache das!)
  • E. W. R. 28/10/2013 18:50

    Bin gespannt, wie's weitergeht, lieber Michael, bei Dir und in der großen Politik.

  • Michael Jo. 28/10/2013 13:22

    die Frau hier scheint ihre Schritte
    deutlich zu beschleunigen
    vor dieser Nische, die ihr irgendwie nicht geheuer vorkommt, die wie Blendwerk wirkt;
    so als ob auf Knopfdruck oder ferngesteuert
    sich diese Wand öffnen könnte
    und herausrollt die Plattwalze modernster Military
    oder es stürzen sich James-Bond-Movie-like gleich die roboterliken Schergen des Bösen in ihren strahlungsgeschützten Mondanzügen aus dieser Mauertür auf den kleinen Snowden-Bond gegenüber (hier nicht im Bild) ,
    der sich gerade anschickt,
    in die gepanzerte S-Klasse eines Kreml-Lakaien
    zu steigen.
    Noch aber zögert diese Macht einen Augenblick,
    das Betreten der Szene durch die junge Frau war
    nicht vorgesehen;
    so wie Snowden-Bond nicht vorgesehen war
    in diesem Drehbuch der National S.A. Pictures
    Organisation .

    Wie eine Potemkinsche Kulisse mutet diese
    Wand hier an, mit dieser ominösen Türöffnung,
    die - wie markiert - jeder Statik widerspricht,
    sofern die Steinblöcke nicht bombenfesten Beton
    kaschieren.

    Und überhaupt: die Statik jenes Militär- und Weltpolizei-Gebäudes, jenes Way-Of-Life-Staates,
    diese Tea-Party-Dance-Hall auf dem grollenden Vulkan der Globalwirtschaft ... scheint jeglichem
    Klima-Orkan nicht mehr standzuhalten;
    die Enigmen modernster Verschlüsselungen
    werden auch in Zukunft nichts bewirken,
    wenn die Datenflut sie im Ozean der Empörung
    ersticken lässt.

    Auch die Stalinära ist Geschichte,
    wenngleich bestimmte Überläufer das Gleichgewicht des atomaren Schreckens
    ermöglicht haben und so ein System von
    Macht durch observative Kontrolle bis heute
    am Leben erhalten wird.
    Ob Mr. Snowden sicht bewusst für diese
    ' Schutzmacht ' entschieden hat ?

    Europa aber ist zu feige,
    den Argwohn und Groll Big Brothers
    auf sich zu ziehen durch eine vermeintlich
    sichere Unterschlupf -Gewähr für Mr. Bond alias S.

    Und her Majesty Queen Merkel ?
    - kroch dem Junior-Buschpiloten, diesem
    Second-Hand-Cowboy seinerzeit schon in die
    Analröhre, als Schöder-Boy dem grossen Bruder
    die direkte Unterstützung beim Kriegsmarsch
    gen Bagdad verweigerte.
    Nun schmollt sie dem noblen Preisträger-Messias,
    hatte er ihr nicht erst jüngst wohltemperiert an einem lauern Sommertag in Berlin süsse Selbstverständlichkeiten in's Ohr geraspelt ... ?!

    James Snowden-Bond ...., Fortsetzung folgt !

    Michael



  • E. W. R. 26/10/2013 23:03

    Ohne sie wäre das Bild auch nicht veröffentlicht worden. Eckhard
  • Antigone44 26/10/2013 23:02

    Die ins Bild gelaufene Person kann ich mir schwer wegdenken..............
    Grüße vom Mars,Antigone
  • E. W. R. 21/09/2013 16:41

    Geheime Gespräche führe ich nur noch per Brieftaube. ;-)
  • Horst Schulmayer 21/09/2013 16:38

    Manche Türen wirken verschlossen, bieten aber keinen Schutz und jeder Schritt ist auch ein Schritt ins Ungewisse.
    Ad Causa Snowden: Jeder von uns hätte es auch ohne ihn wissen können, jeder von uns verdrängt es ... und alle machen weiter mit ... so what ???
    Gruß Horst
  • E. W. R. 18/09/2013 21:51

    Gut, dass ich die Kamera (fast) überall mit hinnehme. Das Stehenbleiben im Getriebe der Stadt kommt mir selbst manchmal merkwürdig vor. "Wo andre gehn, da bleib ich stehn."
  • Cecile 18/09/2013 19:24

    Beeindruckend schlicht, aber super super schön.
    Gefällt mir.
    LG E.

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Diaframma 4
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Distanza focale 18.1 mm
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