NSA und Dagger – Komplex: Jubiläumsmarsch 06
Weil das Darmstädter Echo einen guten Artikel zu unserer Demonstration geschrieben hat (Hans Dieter Erlemann), erspare ich mir die eigene Bildunterschrift:
„Vor einem Jahr hat Informatikstudent Daniel Bangert zum ersten Mal zum Picknick am Dagger-Komplex aufgerufen. Seitdem hat es viel Aufruhr um den amerikanischen Stützpunkt gegeben, nicht zuletzt durch die Enthüllungen von Edward Snowden.
DARMSTADT
Vor einem Jahr begannen die Demonstrationen gegen die Ausspähung durch die US-Behörden am Dagger-Komplex. Damals in die Wege geleitet von dem Informatik-studenten Daniel Bangert, der mit seinen Aktionen immer wieder auf große mediale Resonanz stieß.
Bis vor einem Jahr schenkte kaum jemand dem Dagger-Komplex an der Gemarkungsgrenze zwischen Darmstadt und Griesheim Beachtung. Nachdem Edward Snowden jedoch umfangreiche Dokumentationen vorgelegt hatte, war schnell klar, dass der Dagger-Komplex für die Amerikaner in Europa eine wichtige Rolle spielt, auch wenn die Bundesregierung davon nichts wissen will, wie sie in dieser Woche auf Anfrage der hessischen Landesregierung erklärte. Kenntnisse über Überwachungsaktionen, die sich gegen das Land Hessen oder seine Bürger richten, seien nicht bekannt.
Angeblich größte NSA-Station in Europa
Auch das Land Hessen habe keine Erkenntnisse darüber, wie und wo der amerikanische Geheimdienst NSA in Hessen aktiv sei, so Regierungssprecher Michael Bußer. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ meldet hingegen, der Dagger-Komplex sei die größte und wichtigste NSA-Station Europas. Von dort aus würden Anti-Terror-Einsätze gesteuert, womöglich auch unbemannte Drohnen.
Seit jeden Samstag eine kleine Gruppe Anti-NSA-Aktivisten Spaziergänge zum Dagger-Komplex macht und immer wieder zu größeren Demonstrationen aufruft, ist das Gelände in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses geraten. Doch was sich hinter den mit Stachel-draht gesicherten Zäunen tut, ist nach wie vor nicht bekannt. Aber es gibt viele Vermutungen.
Regina Hagen vom Darmstädter Friedensforum machte am Samstag in einer Rede vor knapp 100 Demonstranten deutlich, dass man zwar aufmerksam wurde, als 2004 plötzlich mehrere Radaranlagen auf dem August-Euler-Flugplatz entstanden. Dagegen habe man auch demonstriert. Doch als später die „Eisboxen“, wie die Anlagen im Volksmund hießen, wieder verschwunden seien, habe man nicht gewusst, dass im Dagger-Komplex in großem Umfang weiter spioniert werde. Erst durch Daniel Bangerts Aktionen sei man auf die Arbeit der Amerikaner aufmerksam geworden, durch Edward Snowdens Enthüllungen wisse man nun, dass der Dagger-Komplex für den amerikanischen Geheimdienst in Europa eine große Rolle spiele.
Ein anderer Redner sagte, in dem Komplex würden wohl zeitweise mehr als 1200 Menschen arbeiten. Vor allem unterirdisch. Nach den bisherigen Erkenntnissen würden von dort auch Drohnen gesteuert, um in Kriegsgebieten Menschen zu töten.
Regina Hagen sagte, auch wenn der Dagger-Komplex demnächst geräumt werde und die Amerikaner in das Hauptquartier nach Wiesbaden umziehen, sei damit das Problem nicht gelöst.
Daniel Bangert betonte, seine Aktionen hätten sich bisher gelohnt, weil die Menschen für die Ausspähung durch die USA sensibilisiert worden seien. Er werde auch in Zukunft weiter-machen, obwohl er inzwischen mehrfach Besuch von der Polizei hatte und die Zusage für ein Praktikum während seines Studiums bei einem Unternehmen mit Stammsitz in Amerika auf sich warten lasse. Er werde sich aber nicht einschüchtern lassen.
Während der Demonstration musste Bangert aber kapitulieren. Der rund 2,5 Kilometer lange Marsch vom Griesheimer Marktplatz zum Dagger-Komplex und die sengende Sonne hatten ihm zugesetzt. Helfer brachten ihn in einen klimatisierten Polizeiwagen, wo er mit Mineral-wasser versorgt wurde. Wenig später wurde er von Sanitätern betreut, weil er erhebliche Kreislaufprobleme hatte. Die von Bangert geplante Rede musste deshalb ausfallen.
Die Amerikaner hielten sich am Samstag während der Demonstration, an der auch Familien mit kleinen Kindern, aber auch zahlreiche Senioren teilnahmen, zurück. Sie hatten sogar das Haupttor zum Komplex offen gelassen. Das Fahrzeug der Militärpolizei blieb auf dem Gelände, draußen standen an jeder Seite des Komplexes zwei deutsche Polizeifahrzeuge. Seltsam mutet jedoch ein Hinweis an, den zwei Frauen am Freitag von der Polizei bekamen, als sie im Vorfeld der für Samstag geplanten Aktion am Dagger-Komplex unterwegs waren. Wenn sie sich auf der Straßenseite des Dagger-Komplexes bewegen würden, könnten sie womöglich von den Amerikanern festgenommen werden, habe ihnen eine Polizeistreife gesagt und sie aufgefordert, sich auf die andere Straßenseite zu begeben. Nach Meinung der Demonstranten dürfen die Amerikaner jedoch nur innerhalb des Zaunes, nicht aber auf einer öffentlichen Straße tätig werden.
Die Demonstranten hatten für ihre Aktion vor dem Dagger-Komplex ein buntes Musikprogramm organisiert. Sie hatten auch Kuchen gebacken, um die Agenten aus dem hermetisch abgeriegelten Komplex herauszuholen. Aber vergeblich. Selbst ein Bett für Edward Snowden hatten sie mitgebracht und vor dem Gelände aufgestellt. Es blieb natürlich leer.“
Darmstädter Echo vom 26.07.14 von Hans Dieter Erlenbach
http://www.echo-online.de/region/darmstadt/Jubilaeumsmarsch-Ein-Jahr-Demonstrationen-am-Dagger-Komplex;art1231,5266220
Griesheim, 26.07.14.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/28-70.
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