4.073 4

Dirk Frantzen


Premium (World), Viersen

Pulteney Bridge

Sie ist eine von nur vier Brücken in der Welt die mit Geschäftshäusern versehen sind aber Robert Adam’s Bauwerk hat mehr als nur Seltenheitswert. Seine graziöse Beschaffenheit ist einer der uneingeschränkten Erfolge des englischen Palladianismus (Architektur Stil). Sie bietet die perfekte Verbindung zwischen den beiden Hälften einer palladianistischen Stadt.

Am Avon Fluß bei Bath lag das 600 Acres große Anwesen von Bathwick. Dieses war völlig ländlich als es von Frances Pulteney im Oktober 1767 geerbt wurde, aber sein Potential war offensichtlich. Kein anderes Bad konnte es zu jener Zeit mit Bath aufnehmen und die Stadt war in Mitten eines Baubooms. Frances war mit einem Anwalt aus Edinburgh, William Johnstone Pulteney verheiratet. Dieser tatkräftige, sparsame Schotte begann sofort Pläne zur Entwicklung des Anwesens seiner Frau zu schmieden. Sein erstes Problem war, dass man um auf direktem Wege von Bath nach Bathwick gelangen zu können, die Fähre nehmen musste. Im Februar 1768 verhandelte er mit dem Stadtrat von Bath über den Bau einer neuen Brücke. Am Anfang erwog Pulteney den Bau einer einfachen, funktionalen Brücke, entworfen von einem einheimischen Architekten. Aber dann im Sommer 1770 wurden die Adam Brüder involviert und die Pläne wurden völlig verändert.

Pulteney sprach die Adam Brüder ursprünglich für den Bau seiner neuen Stadt Bathwick an. Man kann vermuten, dass Robert Adam dann vorschlug einige Geschäftshäuser auf die Brücke zu stellen. Er hatte sowohl Florenz wie auch Venedig besucht, wo er wohl den alten Ponte Vecchio und den eindrucksvollen Ponte di Rialto. Aber den größten Einfluß auf Adam hatte offensichtlich Andrea Palladio’s abgelehnter Entwurf für die Rialto Brücke. Von seinen schweren Ornamenten befreit ist diese Anerkennung des alten Rom aus Adam’s Feder eine der frechsten Bezeugungen des englischen Understatements.

England hatte bereits im Mittelalter Wohnbrücken aber diese wurden im 18ten Jahrhundert als Verkehrshindernisse betrachtet. Daher wurde Adam’s Entwurf in Bath mit Bestürzung aufgenommen. Die Gemeinde, welche zuvor nicht informiert wurde, schrieb einen Protestbrief an Pulteney. Sie waren offensichtlich der Meinung, dass nachdem London und Bristol ihre Wohnbrücken abgerissen hatten, Pulteney einen Rückschritt machen wollte und diese veraltete Erscheinung nun nach Bath bringen wollte. Aber Pulteney blieb unnachgiebig. Möglicherweise war die Aussicht, dass die Brücke sich durch die Geschäftsmieten selbst finanzieren würde, für seinen Geschäftssinn zu verlockend.

Adam plante je eine Reihe von elf kleinen Geschäften auf jeder Seite der Brücke, mit Treppen zu den Dachkammern. Vornehme venetianische Fenster schmückten die Fassade zum Fluß hin, während es zur Straße hin passende venetianische Türen waren. Diese waren eingefasst in eine Reihe von vertieften, mit Säulen versehenen, Fenstern die ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten für Passanten boten.Malton’s Antiquariat bietet uns ein letztes Zeugnis dieser hübschen Straßenfassaden welche nach und nach sehr stark verändert wurden.

Pulteney Bridge wurde Ende des Jahres 1773 fertiggestellt und bezugsfertig. Jedoch fanden sich kaum Mieter für die Läden. Der Schock des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges lag wie eine schwere Last auf der Entwicklung von Bath. Die Pläne für Bathwick wurden für viele Jahre auf Eis gelegt und Adam’s elegante und urbane Brücke führte zu Wiesen statt zu einem palladinischen Stadtbild. Als der Bau dann tatsächlich im März 1788 begann, war es Thomas Baldwin, ein Architekt aus Bath, der die Baupläne lieferte. Pulteney Bridge blieb das einzige Bauwerk von Adam in Bath.

Pulteney war immerhin so taktvoll bis zum Tode Adam’s zu warten bevor er dessen Werk entweihte. Am 26. März 1792, weniger als einen Monat nach Adam’s Tod, wurde ein großer Teil der Brücke verpachtet und nach Baldwin’s Plänen wurden die Läden vergrößert. Das Dach wurde angehoben, die Fenster wurden in Erker verwandelt. Ohne Zweifel war all das nach kommerziellen Gesichtspunkten sinnvoll, aber die Optik von Adam’s Bauwerk, die Straßenansicht, war völlig ruiniert.

Dies war nur die erste von vielen Entstellungen von Adam’s ursprünglichen Entwurf. Ein großes Unglück passierte im September 1799 als ein Brückenpfeiler nach hohen Fluten nachgab. Der verbliebene Pfeiler stürzte ein, als der Fluß während eines starken Sturmes im November 1800 anschwoll. Die Gebäude auf der Nordseite ware so schwer beschädigt, dass Pulteney ernsthaft darüber nachdachte die gesamte Konstruktion abzureißen und durch eine eiserne Einfeldbrücke zu ersetzen, welche sein Protegé Thomas Telford konzipiert hatte. Letzendlich wurde jedoch nur die Nordseite wieder aufgebaut. Adam’s Pavillons wurde zu einfachen Giebeln umgebaut, aber so war wenigstens das Design einheitlich.

Das war noch nicht die letzte Veränderung. Im 19.Jahrhundert veränderten Ladenbesitzer Fenster, oder bauten hölzerne Anbauten auf die Flussseiten hinaus. Im Jahre 1948 waren die Gebäude als armseelige Entstellungen des Orginalentwurfs, wie Walter Ison traurig bemerkte.

Aber das Blatt wendete sich bereits. Der Stadtrat von Bath zeigte sich bereits im Jahre 1903 besorgt die Brücke im Stile des Entwurfs von Adams zu erhalten, als der Südwest Pavillon entfernt werden musste. Im Jahre 1936 wurde Pulteney Bridge zum Nationaldenkmal ernannt. Zu dieser Zeit gehörten der Stadt bereits einige Geschäfte auf der Brücke und nun kaufte man die restlichen auf. Im folgenden Jahr suchte der städtische Bausachverständige die Orginalpläne Adams und entwarf eine restaurierte Fassade.

Doch dann kam der Krieg dazwischen. Die Restaurierung wurde schließlich rechtzeitig zum Festival of Britain im Jahre 1951 abgeschlossen. Dann im Jahre 1975 wurde von der Georgian Group die südliche Straßenfassade für das Europäische Jahr des Denkmals teilweise restauriert . Nun ist die restaurierte Brücke ein Freude für die Fotografen und eine beibende Erinnerung die die Besucher von Bath mitnehmen.

Eine hoffentlich nicht allzu missratene Übersetzung aus dem Englischen. Im Orginal hier nachzulesen:
http://www.building-history.pwp.blueyonder.co.uk/Bath/Georgian/Pulteney.htm[fc-foto:1258396]

Commenti 4

  • Dirk Frantzen 14/04/2004 17:12

    @Daniel: an der Stelle konnte ich kein Stativ benutzen. Die Brüstung war zu hoch für mein Stativ, so habe ich die Kamera auf das steinerne Geländer gelegt und festgehalten. Garnicht so einfach bei 10 Sekunde Belichtungszeit!
  • Daniel Jungblut 13/04/2004 20:50

    Was wärst du ohne dein Stativ ;-) ...schöne Aufnahme
  • Rudolf Küchlin 12/04/2004 22:49

    Wow! Perfekter Standort. Durch das "weiße Schäumen" des Wassers erhäl das Bild eine wundersame Verfremdung. Einfach pitoresk!

    Rgds Rudi
  • Chx Chx 12/04/2004 17:54

    Interessantes Objekt. Gutes Bild.
    LG Birgit