° rimbaud °
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.....eine große begegnung, immer wieder kreuzt er meinen weg. hier in den engen gassen der altstadt von salzburg. es ist herbst, die vergänglichkeit ruft, leise klopft sie auch an meine tür. tauben fliegen auf und eigentlich müssten es raben sein, die um mich kreisen, diese weisen tiere, die um alles wissen.
anatolisches Glühwürmchen 06/10/2024 21:57
Liebe Ernestine,von Rimbaud kannte ich kein einziges Gedicht. (Welch Schande!)
Auf Dein Bild hin, hab ich eins in der FAZ Anthologie gefunden:
MAIBANNER
an lichten Lindenzweigen
stirbt kränklich ein Halali
doch geistliche Gesänge hängen
schwebend zwischen Johannisbeeren
dass das Blut uns lache in den Adern
verwirren sich die Weinlaubranken
der Himmel hübsch wie engelgleich
Azur und Welle vereinen sich
ich geh hinaus / verwundet mich ein Lichtstrahl
werd ich auf diesem Moos verenden
Sich bloß gedulden sich langweilen
ist viel zu leicht / pfui! auf meine Leiden
ich will dass dieses Sommerdrama
mich bind vor seinen Schicksalswagen
dass ich durch dich Natur so viel
– ah, weniger einsam! weniger Null! – sterbe
statt dass die Schäfer o wie bizarr
ein wenig sterben durch die Welt
Ich will dass mich die Jahreszeiten schleifen
nur dir Natur ergeb ich mich
und meinen Hunger all meinen Durst
und bitte nähre mich tränke mich
nichts und wieder nichts verschafft mir Illusionen
den Eltern wie der Sonne zugelacht
doch ich will keinem Ding mehr lachen
und frei sei dieses Missgeschick
Ein kühner Lyriker, Freigeist und Abenteurer mit tragischem Ende.
Hier noch der Link zur Frankfurter Anthologie:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-anthologie/rimbauds-gedicht-maibanner-in-frankfurter-anthologie-19710448.html
Du Entdeckerin, schön, dass Du ihn aufgespürt hast. Und mit den anderen müssen wir Nachsicht haben. Auch sie wollen keine Null sein, sondern wenigstens ihren Tac in dieser Welt hinterlassen.
Liebe Grüße, Ana
Georg2020 06/10/2024 12:16
Feine Beobachtung!Urs V58 06/10/2024 9:06
Interessant, dass Rimbaud in Salzburg seine Spuren hinterlassen hat. Sein kurzes Leben hingegen symbolisiert die Vergänglichkeit sehr gut. Mir gefällt, wie du sein Konterfei präsentierst mit den Schmierereien als Kontrast. Rimbaud steht für Kunst, die Sprayereien weniger. Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag, Urs