Rückbau...
...der 220kV-Leitungen 335/336 UW Magdeburg- UW Förderstedt und 343/344 UW Wolmirstedt – UW Förderstedt...
Die Leitung 335/336 von Magdeburg nach Förderstedt ist noch auf den Originalmasten der 1938 errichteten "Reichssammelschiene" verlegt worden. Die Leitung war auf Donaumasten mit zusätzlicher Erdseiltraverse verlegt. Auffällig an ihnen ist, dass diese einen ungewöhnlich geringen Abstand zur oberen phasenführenden Traverse hat und über keine Mastspitze verfügt. Interessant fand ich auch, das diese alten Masten beim Orkan Kyrill alle stehen blieben und die neueren links und rechts der Trasse umkippten....
Die "Reichssammelschiene" begann im Umspannwerk Harbke bei Helmstedt, das den in den umliegenden Kraftwerken des Helmstedter Braunkohlerevieres erzeugten Strom in das überregionale Verbundnetz einspeist. Sie verlief nach Osten und drehte bei Magdeburg nach Südosten, wo sie das Umspannwerk Marke erreichte. Weiter in südliche Richtung folgten die Umspannwerke Dieskau östlich von Halle (Saale) und Remptendorf im Thüringer Wald. Südlich von Remptendorf wurde die Grenze zu Bayern erreicht und östlich von Nürnberg das Umspannwerk Ludersheim angebunden. Von dort führte sie gen Südosten, querte die Isar und den Inn samt Grenze zu Österreich zum direkt hinter der Grenze liegenden Umspannwerk St. Peter, und verlief anschließend durch Oberösterreich bis zum Umspannwerk Ernsthofen.
Nach dem Krieg wurde im Jahr 1946 durch die sowjetische Besatzungsmacht der Leitungsabschnitt zwischen Remptendorf und Ludersheim im Rahmen von Reparationen teilweise demontiert.
Auch der Leitungsabsschnitt von Helmstedt nach Magdeburg, der ebenfalls die Zonengrenze querte, wurde 1954 direkt vor der Grenze unterbrochen.
Ebenfalls zu DDR-Zeiten wurde eine 220-kV-Verbindung vom Umspannwerk Magdeburg zum Umspannwerk Förderstedt eingerichtet, die teilweise über die Originalmasten verläuft. Im Zuge der Umstellung des Umspannwerks Förderstedt von 220 auf 380 kV und der Anbindung zweier Stromkreise dieser Spannung an die 380-kV-Leitung Wolmirstedt–Ragow wird die Leitung entbehrlich und jetzt zurückgebaut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichssammelschiene
https://m.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur/bvs/bv_thueringen_dateien/Ausgaben_2010/vdi_1_10.pdf
frequenz - Die Mitarbeiterzeitschrift von 50Hertz Heft5/2015 Seite 14
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Willy Brüchle 06/03/2017 18:44
Ich hätte lieber noch die alten Masten statt des Demenzzentrums, was danach bei uns gebaut wurde. MfG, w.b.Günter Mahrenholz 28/02/2017 9:55
Wir bauen auf und reißen nieder - der Kunde zahlt sowieso.Gute Info.
VG Günter
Ralf Patela 25/02/2017 20:44
Wie ist den eigentlich der Schrottpreis?Gruß Ralf
Hartmut Evert 25/02/2017 19:37
Deine genauen Detail Ausführungen sind beeindruckend und tolles Foto.Gruß Hartmut
Klaus Degen 25/02/2017 14:36
@Andrea: Bei den großen Gleichstrom-Verbindungen ist der Erdkabelvorrangfestgelegt. Es stören zwar keine Masten mehr das Landschaftsbild, aber die Trassen sind trotzdem zu sehen, da sie nicht bebaut werden durfen und nicht mit Bäumen oder tiefwurzelnden Pflanzen bepflanzt werden dürfen. Auch die Verfügbarkeit von Höchstspannungserdkabeln ist geringer als von Freileitungen. Da kann ein Ausfall schon mal etwas länger dauern. Die Lebensdauer einer Freileitung ist auch etwa doppelt so hoch, wie die eines Erdkabels. Betrachtet man da die Gesamtkosten über die Lebensdauer sind Erdkabel teurer. Bei der Montage muß man bedenken, das Kabel mit den entsprechenden Querschnitten nur in Längen von knapp über einen Kilometer Länge hergestellt werden um transportiert werden zu können. Die Trommeln haben dann einen Durchmesser von etwa fünf Meter und eine Breite von etwa drei Meter bei einem Gewicht von 40...50 Tonnen. Das geht von der Höhe her nur liegend und muß auch ins Gelände transportiert werden. An jedes Kabelende kommt dann ein Muffenkopfloch zur Montage der Verbindungsmuffen.....ein gewaltiger logistischer wie auch Tiefbauaufwand. Die Höchstspannungserdverkabelung ist Neuland und so liegen noch keine Ergebnisse der Umweltverträglichkeit vor. Freileitungen sind seit mehr als 50 Jahren Stand der Technik und auch sehr gut erforscht. Da kann man nur die kommende Entwicklung verfolgen und ich bin sicher...es wird spannend....
lg Klaus
PS: Etwas Lesestoff für kalte Wintertage:
http://www.buergerdialog-stromnetz.de/sites/default/files/mediathek/bds_factsheet_erdkabel_read.pdf
http://www.tennet.eu/de/unser-netz/rund-um-den-netzausbau/erdverkabelung/erdkabel-und-freileitung-im-vergleich/
http://www.bne-online.de/fr/system/files/20090514_prof_oswald_vortrag_netzallianz_duh.pdf
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2015/10/2015-10-07-netzausbau-erdkabel-statt-freileitung.html
http://www.forum-netzintegration.de/uploads/media/DUH_Factsheet_Erdkabel-oder-Freileitung_03.pdf
Ich hätte da noch mehr, aber so lange Winter soll es ja wegen der globalen Erwärmung nicht mehr geben....;-)))
† Richard. H Fischer 25/02/2017 12:52
Ich mußte laut über die Reichssammelschine lachen, Klaus.Schon dafür allein hat sich das Bild gelohnt!
Lieben Gruß, Richard
Karla M.B. 25/02/2017 9:14
Spannend...im wahrsten Sinne des Wortes.LG Karla