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Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

Sächsische Impressionen " Barockgarten-Großsedlitz-aus meiner Sicht...."

Nikon D 300s/ Nikkor 17-55/2,8@19mm / F 20 / ISO 200 / Aufnahmemodus M / 1/320 Sek, -0,1 EV / Freihand / Einzelaufnahme Mai. 2012

auf großer Fototour mit in der Sächsischen Schweiz und in Dresden

zwei Fotografen... ein Motiv... zwei Ansichten... ich finde das so klasse!


Der Barockgarten Großsedlitz
August Christoph Graf von Wackerbarth beauftragte 1719 den sächsischen Baumeister Johann
Christoph Knöffel mit dem Bau seines Alterssitzes in Großsedlitz. Nur zwei Stunden entfernt von
der Residenz bot dieser Ort einen Ruheplatz, von dem aus Wackerbarth aber auch in nur 2 Stunden
nach Dresden gelangen konnte. Als Generaladjudant der Sächsischen Armee, Generalintendant für
Bauwesen in Sachsen und Gouverneur der Stadt Dresden war Graf von Wackerbarth die
einflussreichste Person am Hofe und enger Vertrauter von August dem Starken. Bis zu 1.000
Soldaten waren gleichzeitig zur Gestaltung des durch ein Tal geprägten Geländes eingesetzt und so
konnten bereits 1720 das Schloss und 1721 die Obere Orangerie fertig gestellt werden.
Der Garten war wohl zu schön geworden und bereits 1723 kaufte ihm August der Starke in einem
geheimen Vertrag Schloss und Garten ab. Offiziell baute Wackerbarth weiter, aber nun nach den
Plänen von August dem Starken. Während Moritzburg der Jagd und Pillnitz dem Vergnügen diente,
sollte Großsedlitz der Ort werden, an dem das Fest des Polnischen Weißen Adlerordens begangen
wird. Die höfische Gesellschaft reiste dazu von Dresden gegen Mittag an und nach dem
Ordensschießen begaben sich die Gäste wieder zurück in die Residenz. Rund 400 Pferde mussten im
nahen Kammergut versorgt werden. Der von Wackerbarth angelegte Garten und das Schloss
genügten in keiner Weise den wesentlich größeren Ansprüchen von August dem Starken. So wurde
die Anlage völlig neu gestaltet. Das Schloss und die Obere Orangerie sollten abgerissen werden und
es war der Bau einer zentralen Schlossanlage geplant. Zusätzlich zu Knöffel waren nun auch
Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longeluene mit den Planungen und
Ausführungsbauten beschäftigt. Alle drei waren hervorragende Baumeister des Barock und haben in
Großsedlitz ihre Spuren hinterlassen. Einige der mehr als 60 Skulpturen, die den Garten schmücken,
können dem Hofbildhauer Johann Christian Kirchner zugeordnet werden. Unvergleichlich sind seine
Figurengruppen die „Vier Jahreszeiten“, die „Vier Erdteile“ und die „Vier Elemente“, die als
Originale im Garten zu sehen sind. Aber auch dem Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae und
seiner Werkstatt können einige Originale zugeordnet werden. 1727 wurde die Untere Orangerie fertig
gestellt und der Garten hatte in etwa seine heutige Ausdehnung erreicht.
In diesem Jahr beging August der Starke am 03. August, seinem Namenstag, das Fest des Polnischen
Weißen Adlerordens zum ersten Mal in Großsedlitz. Sein Sohn feierte dieses Fest bis 1756 noch 12-
mal an gleicher Stelle.
August der Starke verlor in den folgenden Jahren jedoch zunehmend das Interesse an seinen
sächsischen Schlössern und widmete sich verstärkt Polen. Bereits 1728 gab er den Bau des
Zentralschlosses auf und 1732 wurden alle Baumaßnahmen an der Anlage eingestellt. Zu dieser Zeit

war er bereits schwer erkrankt und konnte zwischen Warschau und Dresden nicht mehr so häufig
hin- und herreisen wie in früheren Jahren. Ein sichtbares Zeichen des Abbruchs der Arbeiten ist der
Zustand der Waldkaskade. Sie ist nicht durch die Preußen zerstört worden, wie lange Zeit vermutet
wurde, sondern sie wurde nie fertig gestellt. Der Garten blieb unvollendet und umfasst nur etwa ein
Drittel des ursprünglich geplanten Umfangs. Kriegshandlungen fügten dem Barockgarten mehrfach
Schaden zu.
1745 zogen sich nach der verlorenen Schlacht von Kesselsdorf die Reste der österreichischen und
sächsischen Truppen hierher zurück, fällten Bäume und beschädigten die Gebäude. 1756, nur wenige
Tage nach dem letzten Fest des Polnischen Weißen Adlerordens, schlug die siegreiche preußische
Armee in der Anlage ihr Hauptquartier auf und die Truppen blieben bis zum Ende des 7-jährigen
Krieges 1763. In dieser Zeit wurden dem Garten sehr große Schäden zugefügt. Die letzten
Zerstörungen infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen entstanden 1813, als es zu
Kampfhandlungen zwischen Russen und Franzosen im Barockgarten kam. In diesem Jahr wurde
auch das Pumpwerk in Köttewitz zerstört, mit dessen Hilfe das Wasser aus der Müglitz auf die Höhe
von Großsedlitz angehoben wurde. Das Königshaus nutzte Großsedlitz nur sehr sporadisch. Garten
und Schloss waren nicht von Interesse und blieben somit von einer Überformung im Zeitgeschmack
verschont, wie es den vielen anderen königlichen Gärten erging. Während der Regierungszeit König
Johanns erfolgten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. Die Untere Orangerie wurde umgebaut
und erhielt eine sehr moderne Warmluftheizung. Das Schloss, die Friedrichsburg, war sehr baufällig
geworden und musste 1871 abgerissen werden. Der Neubau konnte aus finanziellen Gründen nicht
im vollen Umfang entstehen und so findet der Besucher nur der neu errichteten Ostflügel vor. Von
Mittelgebäude und Westflügel sind nur noch die Keller vorhanden.
Mit dieser nun auf ein Drittel reduzierten Schlossanlage änderte sich auch der Name von
Friedrichsburg zu Friedrichschlösschen. Bis zum Winter 1928 waren in den Orangerien
Kübelpflanzen untergebracht, die teilweise noch aus der Zeit von August dem Starken stammten.
Besonders wertvoll war der Bestand an Pomeranzen (Bitterorangen). Im Winter 1928/29 erfror
leider der gesamte Pflanzenbestand in einer langen Frostperiode mit bis zu -300 C. Von 1918 bis
1990 erfolgten unter verschiedenen Rechtsträgern immer wieder Instandsetzungsarbeiten am Garten,
den Wasserspielen, Skulpturen und Gebäuden. Zwischen 1929 und Anfang der 50-er Jahre ist es
Herrmann Schüttauf, der die Pflege der Gehölze und die Bepflanzungen deutlich verbessert und
vorsichtig die barocken Strukturen durch zielgerichtete Gehölzpflege wieder sichtbar machte. Er hat
auch die Broderien im Parterre der Oberen Orangerie verändert und die bunte Rabatten-Bepflanzung
eingeführt. Seitdem erfreuen jedes Jahr mehr als 50 verschiedene Blumen und Kräuter die Besucher.
Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die weitere Restaurierung des Gartenkunstwerkes unter Leitung der
Denkmalpflege. Der Verfall der Anlage konnte jedoch nur gebremst werden. Erst nach 1990 begann
eine Zeit der umfassenden Instandsetzung und Rekonstruktion. Der Barockgarten Großsedlitz

gelang 1992 aus der Trägerschaft der Stadt Heidenau in den Besitz des wieder erstandenen
Freistaates Sachsen. Mit diesem Zeitpunkt beginnen die umfassende Restaurierung und
Rekonstruktion von Garten und Gebäude. Nach der Fertigstellung der Unteren und der Oberen
Orangerie wurden 145 Pomeranzen und weitere rund 300 Kübelpflanzen angeschafft, die nun wie in
früheren Zeiten während der Sommermonate den Garten schmücken und den Besucher in die
Entstehungszeit vor rund 300 Jahren zurück versetzen. Großsedlitz besitzt damit die größte
Sammlung von Pomeranzen im deutschsprachigen Raum. Wer Glück hat, kann ein Glas der
schmackhaften Pomeranzenmarmelade im Musumsshop kaufen. Die wertvollen Skulpturen wurden
vorsichtig restauriert oder durch Kopien ersetzt.
Von Ostern bis Oktober eines jeden Jahres findet eine Vielzahl von Veranstaltungen im Garten statt.
Höhepunkt bildet dabei das Gartenfest am ersten Wochenende im August. Es soll an das erste Fest
des Polnischen Weißen Adlerordens erinnern, das unter August dem Starken in Großsedlitz
begangen wurde. Dieser Orden ist in Polen noch immer eine hohe staatliche Auszeichnung und auch
die Altkanzler Helmut Kohl und Gerhard Schröder sind Träger dieses Ordens. Nur 20 km vom
Stadtzentrum Dresdens entfernt finden die Besucher heute eine vorbildlich gepflegte Gartenanlage.
Breite Treppenanlagen, dichte und hohe Hecken, Wasserspiele, über 60 barocke Sandsteinskulpturen
(davon 24 Originale), 450 Kübelpflanzen und bunte Rabatten locken zum Flanieren und machen den
Reiz der Gartenanlage aus. Aber auch die intimen und schattigen Boskette laden zum Ausruhen ein.
Wer will, kann Boule spielen oder im Friedrichschlösschen Kaffee trinken. Ungewöhnlich für
barocke Gärten nördlich der Alpen ist das Gelände. Zwei sich gegenüber liegende Hänge wurden in
die Gestaltung einbezogen, geben dem Garten damit ein ganz besonderes Gepräge und machen ihn
einmalig für Sachsen. Obwohl nie fertig gestellt, handelt es sich bei dem Barockgarten Großsedlitz
um ein kaum verfälschtes Stück 300-jähriger barocker Gartenkunst, das den Besucher den Geist dieser Zeit spüren lässt.

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