Schadensbegutachtung
Zugunglück
Nach Verlassen des Heiligenbergtunnels prallt Gdg 57607 bei km 51,670 - km 51,680 auf abgerutschtes Erd- und Bauwerksmaterial der südlichen Stützmauer im östlichen Einschnitt des Heiligensteintunnels. Der teilweise Mauereinsturz wurde kurz zuvor durch zu diesem Zeitpunkt abgehende, heftige Unwetter ausgelöst. Der Lokführer von Gdg 57607 löst noch 150 m vor der Bruchstelle die Schnellbremsung aus. Trotz dieser schnell eingeleiteten Bremsung trifft der Zug mit einer Restgeschwindigkeit von ca. 75 km/h auf das Hindernis und entgleist mit der Lok und den ersten drei Wagen in Richtung Gegengleis. Der Lokführer des gleichzeitig entgegenkommenden D 2754 (113 km/h) bermerkt einen Spannungsabfall in der Oberleitung und vermutet als Grund einen Blitzschlag. Doch im folgenden Moment stößt der Zug mit der gerade im Lichtraum entgleisten Lok des Gdg 57607 zusammen. Beide Triebfahrzeuge treffen etwa mittig versetzt aufeinander, wobei 140 633 wegen Gesteinmaterials Schieflage besitzt. 110 104 rammt mit Front und Rahmen gegen 140 633 oberhalb der linken Rahmenseite, wodurch diese Lok dort auf gesamter Fahrzeuglänge aufgerissen wird. Beide Lokführer sind anschließend an ihren Bedienplätzen eingeklemmt. 110 104 entgleist mit ihrem folgenden Wagenzug nach rechts gegen die nördliche Stützmauer des Tunnels. Infolge der Deformationen kommt Gdg 57607 innerhalb von 130 m zum Stehen, der D 2754 auf einer Strecke von 120 m. Der erste m-Wagen des D-Zuges ist nach einem Drittel der Fahrzeuglänge eingeknickt und von den folgenden Wagen abgerissen. Der 2. bis 4. m-Wagen sind teilweise gegen den Güterzug gelehnt bzw. aufeinander aufgeritten. Die Gleise, Fahrleitung und die Stützmauern sind in diesem Bereich erheblich beschädigt.
Bei dem Unfall wurde ein Fahrgast getötet, 10 weitere wurden schwer-, 28 leichtverletzt (darunter auch die beiden Lokführer).
Beide Triebfahrzeuge erlitten Tototalschaden, ebenso [vermutlich] alle 4 m-Wagen des D-Zuges aus Heidelberg und mindestens 2 der Schüttgutwagen des Güterzuges. Die Infrastruktur wurde erheblich beschädigt.
Die Fahrzeuge wurden in den Folgetagen des Unfalls geborgen, die Strecke wurde wieder instandgesetzt. Während der Bergung und der darauffolgenden Instandsetzung war die Strecke voll gesperrt, sämtliche Züge wurden im Rahmen der verfügbaren Kapazitäten über die Alsenztalbahn Kaiserslautern - Enkenbach - Hochspeyer mit Vorspann-Dieselloks oder weiträumig über das Nahe- bzw. Queichtal (ab Saarbrücken bzw. Rohrbach (Saar)) umgeleitet.
Die Reste von 110 104, 140 633 und einem der m-Wagen waren noch einige Zeit nach dem Unglück im Bahnhof Hochspeyer abgestellt. 110 104 wurde am 25. Oktober 1988 ausgemustert; 140 633 wurde bereits am 21. Oktober 1988 ausgemustert und am gleichen Tag wie 110 104 (genaues Datum leider nicht bekannt) vor Ort in Hochspeyer zerlegt.
Thomas Jüngling 17/03/2021 4:25
Oh Sch...und dann noch an so schwer zugänglicher Stelle, wie mir scheint. Interessante und in dem Fall traurige Doku!Gruß Thomas
Patrick Rehn 16/03/2021 23:31
Hallo Andreas.Eine sehr interessante Aufnahme mit guter Beschreibung der Ereignisse. Der Bericht liest sich aufschlussreich, sehr detailliert und ohne Hang zur "Sensation".
Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass Bahnbetrieb nie vollkommen frei von äußeren Einflüssen ist. Auch der Hangrutsch gestern an der Rheinstrecke hätte hier im schlimmsten Fall ganz andere Dimensionen annehmen können als "nur" Sachschaden...
MfG, Patrick
Haidhauser 16/03/2021 11:15
Sehr interessanter Bericht mit guter Aufnahme über eine sehr traurige Begebenheit!!LG Bernhard
Ernst August Pfaue 16/03/2021 9:21
Da ist der Lokführer wohl noch auf die "richtige" Seite geeilt... hätte sicher auch noch mehr Opfer fordern können, so schlimm wie es aussieht....Gruß | Ernst August
makna 16/03/2021 7:12
Ein schlimmes Ereignis ... :-(... aufschlußreich !
Eigenes Bild ?
BG Manfred